Quickborn/Ellerau. Befürchtetes Chaos blieb aus. Ein Jahr dauernde Stilllegung für den S-Bahn-Ausbau trifft 10.000 Fahrgäste. Die Stimmen zur Premiere.

Das Chaos ist weitgehend ausgeblieben. Die Vollsperrung der AKN-Bahnstrecke zwischen Ellerau, Quickborn, Hasloh, Bönningstedt und Burgwedel ist am ersten Tag glimpflicher verlaufen als befürchtet. „Der Schienenersatzverkehr läuft wie geplant“, sagt AKN-Sprecherin Maren Brandt. „Die meisten Fahrgäste zeigen Verständnis.“ Das bestätigte im Wesentlichen eine Befragung der Fahrgäste an den Bahnhöfen in Quickborn und Ellerau am Montag. „Natürlich ist eine einjährige Bahnsperrung nicht einfach“, sagt die Bahnsprecherin noch.

Anders als im vorigen Jahr, als dieselbe Strecke schon einmal für ein halbes Jahr komplett stillgelegt war, hat die AKN dieses Mal eine umfangreiche Informationspolitik gefahren. Sie hat an den Bahnhöfen und in den Zügen vorher Flyer verteilt und auf die Bauarbeiten für die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen ausgiebig hingewiesen. 2400 direkte Anwohnerinnen und Anwohner in Quickborn, Ellerau, Hasloh und Bönningstedt haben Postwurfsendungen in den Briefkästen dazu erhalten, in denen auf die Bahnsperrung hingewiesen wurde, die voraussichtlich bis zum 5. September nächsten Jahres andauern wird.

AKN hat mit Flyern und Postwurfsendungen die Fahrgäste informiert

„Alle, die im Radius von 100 Metern an der Bahnstrecke wohnen, sind so informiert worden“, erklärt Maren Brandt. Darauf stand zur Begründung der Bauarbeiten, die die Gleise, Stromoberleitungen und eine neue Signaltechnik umfassen: „Mit dem Projekt S5 baut die AKN an der Mobilität der Zukunft: Damit die S-Bahn aus Hamburg an allen Stationen bis nach Kaltenkirchen halten kann, verbessern wir auf über 30 Kilometern die Infrastruktur und elektrifizieren die Strecke.“

AKN-Sprecherin Maren Brandt: Wir setzten modernere und mehr Busse für den Schienenersatzverkehr ein als beim letzten Mal und haben versucht, unsere Fahrgäste bestmöglich zu informieren.
AKN-Sprecherin Maren Brandt: Wir setzten modernere und mehr Busse für den Schienenersatzverkehr ein als beim letzten Mal und haben versucht, unsere Fahrgäste bestmöglich zu informieren. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Zudem hat die AKN vor einer Woche die Anlieger zu einer Info-Veranstaltung in das Bürgerhaus nach Ellerau eingeladen – ohne Presse und Öffentlichkeit. „Das sollte eine interne Veranstaltung nur für die Betroffenen sein“, erklärt die AKN-Sprecherin. Die Resonanz sei enorm gewesen. „Etwa 180 Leute kamen. Das Bürgerhaus war voll. Ich glaube, wir haben dieses Mal das Bestmögliche an Kommunikation und Informationen an die Fahrgäste gegeben.“

180 Betroffene ließen sich im Bürgerhaus über die einjährige Sperrung informieren

Diesen Eindruck bestätigt Elleraus Bürgermeister Ralf Martens. „Das war eine ausgesprochen gute Veranstaltung. Die AKN hat alle Fragen ausführlich beantwortet. Das war auch wichtig“, sagt Martens. „Mir gefällt vor allem, dass für den Schienenersatzverkehr deutlich bessere und modernere Busse als beim letzten Mal eingesetzt werden.“ Allerdings müssen die Fahrgäste, die aus der Bahn am Bahnhof Ellerau aussteigen, ein paar Hundert Meter in den Steindamm laufen, wo die Busse in Richtung Quickborn gegenüber der dortigen Eisdiele halten.

Ein Jahr lang ist der Bahnhof in Quickborn jetzt stillgelegt, sodass er jetzt fast menschenleer problemlos mit dem Rad überquert werden kann. Die Fahrgäste müssen am ZOB in die Busse des Schienenersatzverkehrs umsteigen.     
Ein Jahr lang ist der Bahnhof in Quickborn jetzt stillgelegt, sodass er jetzt fast menschenleer problemlos mit dem Rad überquert werden kann. Die Fahrgäste müssen am ZOB in die Busse des Schienenersatzverkehrs umsteigen.      © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Und auch am ersten Tag der Bahnsperrung waren die Mitarbeitenden der AKN voll im Einsatz. „Wir haben von 6 bis 11 Uhr an den Bahnhöfen in Ellerau und Burgwedel Kaffee ausgeschenkt und Süßigkeiten an unsere Fahrgäste verteilt. Wir wollten ihnen etwas Gutes tun“, erklärt Maren Brandt. Zudem setze das Linienbusunternehmen VHH mobility, das mit dem Schienenersatzverkehr zwischen Ellerau und Burgwedel beauftragt ist, erfahrene Busfahrer sowie neue Busse ein, die zudem in den Hauptverkehrszeiten durch Gelenkbusse verstärkt würden, erklärt die Bahnsprecherin.

In den Bussen des Schienenersatzverkehrs gibt es keine Fahrkarten

Allerdings müssten sich die Fahrgäste darauf einstellen, dass sie in den ersatzweise fahrenden Bussen keine Fahrkarten kaufen könnten. „Die müssen die Fahrgäste bitte weiterhin an den Automaten auf den Bahnhöfen ziehen oder online bestellen.“

Stündlich gibt es eine zusätzliche Busverbindung zwischen Quickborn, Ellerau und dem Niendorf-Markt direkt über die A7. „Die Fahrgäste wissen darüber durch die Presseberichte und Informationen der AKN bereits gut Bescheid und haben sich darauf eingestellt. Bis jetzt läuft das recht gut“, sagt Khosrow Haidari, der mit seinen Bussen die neue Expressbuslinie A11 bedient.
Stündlich gibt es eine zusätzliche Busverbindung zwischen Quickborn, Ellerau und dem Niendorf-Markt direkt über die A7. „Die Fahrgäste wissen darüber durch die Presseberichte und Informationen der AKN bereits gut Bescheid und haben sich darauf eingestellt. Bis jetzt läuft das recht gut“, sagt Khosrow Haidari, der mit seinen Bussen die neue Expressbuslinie A11 bedient. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Auch der zusätzlich von Quickborn aus eingesetzte Expressbus, der stündlich verkehrt, noch in Ellerau hält und dann über die A7 direkt zum Niendorf-Markt fährt, soll relativ zügig die U-Bahnhaltestelle in Niendorf-Markt erreichen. „Wir sind in 20 bis 30 Minuten da“, erklärt Khosrow Haidari, der mit seinem Unternehmen Citybus Hamburg diese völlig neue Linie A11 bedient. „Wir setzen dafür zwei Busse ein. Die Fahrgäste müssen sich auch anschnallen, weil wir über die Autobahn fahren“, sagt er. Sein Eindruck sei: „Die Fahrgäste wissen darüber durch die Presseberichte und Informationen der AKN bereits gut Bescheid und haben sich darauf eingestellt. Bis jetzt läuft das recht gut.“

Der Expressbus zum Niendorf-Markt fährt je nach Verkehr unregelmäßig

Nur auf dem Rückweg aus Hamburg schien es am ersten Tag Zeitverzögerungen zu geben, wie ein Mitarbeiter der AKN am Bahnhof Ellerau feststellte. „Der Expressbus hält hier relativ unregelmäßig“, sagt er. Das mag am zum Teil dichten Verkehr in Hamburg und auf der Autobahn liegen, sagt AKN-Sprecherin Brandt. Außerhalb der Hauptverkehrszeiten dürfte diese „sehr attraktive Verbindung“ aber die Fahrgäste ziemlich schnell nach Hamburg bringen können.

Rentnerin Sabine Fliegel am ZOB in Quickborn: Ich möchte nächste Woche meine Freundin in Niendorf besuchen und mich heute darüber informieren, wann die Busse fahren.
Rentnerin Sabine Fliegel am ZOB in Quickborn: Ich möchte nächste Woche meine Freundin in Niendorf besuchen und mich heute darüber informieren, wann die Busse fahren. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Trotz der offenen Kommunikationspolitik des Bahnunternehmens scheinen einige Fragen offen geblieben zu sein. So informierte sich in den Mittagsstunden die Rentnerin Sabine Fliegel, die in der Quickborner Innenstadt lebt, am ZOB über den Schienenersatzverkehr. „Ich will nächste Woche eine Freundin in Niendorf besuchen und mich vorab mal hier am ZOB informieren, wann die Busse fahren und wie wir uns am besten verabreden können“, sagte sie. Von dem Expressbus, der sie direkt zum Niendorf-Markt bringt, erfuhr sie dann vom Abendblatt-Reporter. „Das ist ja ideal.“

Mehr zum Thema

Ein anderer Fahrgast, der praktisch nur mit Bussen und Bahnen zwischen Quickborn und Hamburg unterwegs ist, staunte: „Das klappt alles erstaunlich gut. Nur dauert die Sperrung viel zu lange“, ärgert er sich über die ein Jahr andauernde Bauzeit für die Elektrifizierung. Er vermutet, die Arbeiten  für die Oberleitungen seien zu spät ausgeschrieben worden. Sonst würde es schneller gehen.