Quickborn/Hamburg. Ab Montag wird für die neue S-Bahnlinie 5 gebaut. Etwa 10.000 Fahrgäste müssen in Busse umsteigen. Das kostet Zeit – und Nerven.

Am kommenden Montag, 2. September, beginnt für Berufspendler in Quickborn, Ellerau, Hasloh und Bönningstedt eine lange Durststrecke. Ihre Bahnverbindung nach Hamburg wird gekappt. Für ein Jahr, bis Anfang September 2025, ist dann die AKN-Strecke der Linie A1 zwischen Ellerau und Burgwedel gesperrt. Zwischen diesen Haltestellen verkehren keine Züge.

Die etwa 10.000 Fahrgäste, die hier sonst täglich mit der Bahn zur Arbeit fahren, müssen in Busse umsteigen. Grund sind die Bauarbeiten für die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Kaltenkirchen bis Eidelstedt, für die allein auf dieser 30 Kilometer langen Strecke fast 1000 Strommasten errichtet werden müssen.

AKN ist Baustelle: Ende 2028 fährt die S-Bahnlinie 5 in 30 Minuten zum Hauptbahnhof

„Diese Sperrung ist Mist“, zeigt Quickborns amtierender Bürgermeister Eike Kuhrcke Verständnis für den zusätzlich erheblichen Zeitaufwand und die Unannehmlichkeiten für die betroffenen Bahnfahrer. „Aber das Ziel ist ja klar. Ende 2028 fährt die S-Bahnlinie 5 auf dieser Strecke. In gut einer halben Stunde sind die Quickborner dann am Hamburger Hauptbahnhof. Keiner muss dann mehr in Eidelstedt umsteigen. Das macht die Bahnverbindung deutlich attraktiver.“

Quickborns amtierender Bürgermeister Eike Kuhrcke am Bahnhof Quickborn: Die AKN-Fahrgäste werden ein Jahr lang auf eine harte Probe gestellt. Aber am Ende verbessert sich die Bahnverbindung nach Hamburg durch die S-Bahn zum Hauptbahnhof erheblich.
Quickborns amtierender Bürgermeister Eike Kuhrcke am Bahnhof Quickborn: Die AKN-Fahrgäste werden ein Jahr lang auf eine harte Probe gestellt. Aber am Ende verbessert sich die Bahnverbindung nach Hamburg durch die S-Bahn zum Hauptbahnhof erheblich. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

In enger Absprache mit der AKN haben die Stadt Quickborn und die anderen betroffen Gemeinden zuvor versucht, mögliche Erleichterungen für die Bahnfahrer zu schaffen. Es gab noch in dieser Woche eine Informationsveranstaltung im Ellerauer Bürgerhaus dazu. Die AKN hat Info-Flyer an alle Haushalte verteilt. Am Montag werden auch Mitarbeitende der AKN auf den Bahnhöfen sein, um den Fahrgästen zu helfen und sie zu informieren und ihnen für ihre Fragen Rede und Antwort zu stehen.

Expressbus fährt stündlich über die A7 zum Niendorf-Markt

Die wichtigste Erleichterung dürfte der neue Expressbus sein, der eigens für die Dauer der AKN-Sperrung geschaffen wird. Vom ZOB in Quickborn fährt montags bis freitags stündlich von 5.10 Uhr bis 20.10 Uhr ein Sonderbus mit der Linienbezeichnung A11 direkt zum Niendorf-Markt. Dort können die Fahrgäste in die U-Bahnlinie 2 oder die Metrobuslinie 5 umsteigen, um in die Hamburger Innenstadt zu gelangen. Vom Niendorfer Markt verkehrt dieser Bus ebenfalls jede Stunde von 5.50 Uhr bis 20.42 Uhr.

Für ein Jahr wird zwischen Quickborn und Niendorf-Markt stündlich ein Expressbus eingesetzt, der über die Autobahn fährt und die Linienbezeichnung A11 erhält. Hier bei einer Probefahrt vom Quickborner ZOB   Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann (von links), Jochen Schulz von Nah.SH,  AKN-Chef Matthias Meyer und VHH.mobility-Geschäftsführer Lorenz Kasch.
Für ein Jahr wird zwischen Quickborn und Niendorf-Markt stündlich ein Expressbus eingesetzt, der über die Autobahn fährt und die Linienbezeichnung A11 erhält. Hier bei einer Probefahrt vom Quickborner ZOB   Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann (von links), Jochen Schulz von Nah.SH,  AKN-Chef Matthias Meyer und VHH.mobility-Geschäftsführer Lorenz Kasch. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Dieser zusätzlich eingesetzte Expressbus zwischen dem ZOB in Quickborn und Niendorf-Markt hält auf dem Hin-und Rückweg nur noch am Bahnhof Ellerau. Es handelt sich um Niederflurbusse, die 45 Sitzplätze sowie einen Platz für Rollstühle oder Kinderwagen anbieten. Sie können mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h fahren, was zügige Fahrten über die Autobahn ermöglichen kann.

Baustelle behindert den zusätzlichen Expresszug auf dem Weg zur A7

Im besten Fall ohne Stau auf der A7 könnte dieser Expressbus in einer halben Stunde am Niendorf-Markt sein. Das wird aber bis Ende dieses Jahres kaum möglich sein. Denn die Friedrichsgaber Straße ist von der Bahnstraße in Quickborn bis kurz vor A7-Auffahrt die nächsten vier Monate nur einspurig zu befahren, weil die Quickborner Stadtwerke dort neue Gas- und Wasserleitungen verlegen und die Stadt Quickborn den Rad- und Gehweg erneuert. Der „Expressbus“ A11 wird deshalb wohl auf dem Weg nach Hamburg oft an diesen Baustellenampeln halten müssen.

Darüber hinaus gibt es wie bei jeder Bahnsperrung auch einen Ersatzverkehr mit Bussen, die jeden betroffenen Bahnhof entlang der Strecke von Ellerau bis Burgwedel anfahren. Diese verkehren dort wie die AKN montags bis sonnabends von 4.40 Uhr bis 23.40 Uhr (von Ellerau) im 20-Minuten-Takt. Sonntags fährt der Ersatzverkehr im 30-Minuten-Takt, analog zum gesperrten Zugverkehr. In den Nächten von Freitag auf Sonnabend und von Sonnabend auf Sonntag fahren die Busse im 60-Minuten-Takt die Nächte durch.

AKN geht von zusätzlicher Fahrtzeit von bis zu 30 Minuten durch Ersatzverkehr

Werktags will die AKN zusätzliche Verstärkerbusse zwischen Quickborn und Burgwedel einsetzen, um die Kapazität zu erhöhen. „Es ist durch den Ersatzverkehr  mit einer Fahrtzeitverlängerung von 20 bis 30 Minuten zu rechnen, abhängig von der Tageszeit und der Verkehrssituation“, teilt dazu eine AKN-Sprecherin mit und verspricht: „Die Ersatzhaltestellen sind deutlich ausgeschildert, und Wegeleitungen befinden sich an den jeweiligen Bahnhöfen sowie unter www.akn.de.“

Wie hier an der AKN-Halstestelle Schnelsen werden jetzt die Bahnhöfe zwischen Burgwedel und Ellerau für die S-Bahn umgebaut und die Strommasten für die Oberleitungen errichtet. Im Bild AKN-Projektleiter Heiko Metzger.
Wie hier an der AKN-Halstestelle Schnelsen werden jetzt die Bahnhöfe zwischen Burgwedel und Ellerau für die S-Bahn umgebaut und die Strommasten für die Oberleitungen errichtet. Im Bild AKN-Projektleiter Heiko Metzger. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Die Busse seien zwar grundsätzlich barrierefrei, so die AKN weiter. Doch es könnte an einigen Haltestellen zu Einschränkungen kommen, weil die die Bahnsteighöhen nicht mehr überall eine Barrierefreiheit gewährleisteten. Darum werden Rollstuhlfahrende gebeten, sich unter der Telefonnummer 04191 / 933 933 anzumelden.

Auch ein zusätzliches Bahngleis muss noch gebaut werden

Außer der Errichtung der Masten für die Stromoberleitungen sind Gleisbauarbeiten für das S-Bahnprojekt notwendig. So muss zwischen Quickborn und Ellerau noch ein zweites Bahngleis für den S-Bahnverkehr geschaffen werden. Dafür wird voraussichtlich von Anfang Januar bis Ende Februar 2025 der Bahnübergang in Ellerau für den Pkw-Verkehr vollständig gesperrt. Das gilt dann auch für den A11-Expressbus, der dann über die schmale Brücke in der Ulzburger Landstraße ausweichen muss.

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Zudem werden bis zum 5. September 2025 neue Stellwerke mit der nötigen   Sicherungs- und Signaltechnik  in Bönningstedt und Quickborn für die S-Bahn errichtet. Auch der Bahnsteig und der Fußgängertunnel in Ellerau werden umgebaut.

Weitere Informationen erhalten Fahrgäste auf der AKN-Webseite www.akn.de oder unter dem Servicetelefon 04191/933 933. „Die AKN bedankt sich für das Verständnis und die Geduld der Fahrgäste während der Bauphase“, teilt das Unternehmen aus Kaltenkirchen dazu noch mit.