Hamburg. Gerade zeigten neue Daten, wie oft das Personal angegriffen wird. Die Verkehrsunternehmen versuchen, mit vielen Maßnahmen gegenzusteuern.
Die Zahlen, die der Senat kürzlich zu Übergriffen auf das Personal bei Hochbahn, VHH und AKN vorgelegt hat, waren erschreckend. Seit 2020 hat es demnach bereits 466 tätliche oder verbale Übergriffe auf Mitarbeiter gegeben, allein bei der Hochbahn wurden 383 körperliche Angriffe registriert. Und dabei gingen nur Fälle in die Statistik ein, bei denen die Mitarbeiter in der Folge der Übergriffe mindestens drei Tage arbeitsunfähig waren. Angesichts dieser jüngeren Entwicklungen haben die Verkehrsunternehmen in den vergangenen Monaten und Jahren zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um das eigene Personal besser zu schützen.
Die U-Bahn- und Busfahrer bei der Hochbahn sind mittlerweile „zu jeder Zeit direkt mit der Hochbahn-Leitstelle verbunden“, wie deren Sprecherin Lena Steinat mitteilte. „Die Leitstelle kann bei Bedarf zudem die Polizei hinzuziehen. Außerdem sind jeden Tag rund um die Uhr über 400 Einsatzkräfte der Hochbahn-Wache im gesamten Netz unterwegs, um sowohl präventiv als auch im Bedarfsfall für die Sicherheit der Fahrgäste und des Fahrpersonals zu sorgen.“
HVV Hamburg: Videoüberwachung bei der Hochbahn, aber bisher noch keine Bodycams
Dieser Schutz werde durch zivile Streifen und Sicherheitstechniken, etwa Videoüberwachungen, zusätzlich verstärkt, so Steinat. Anders als bei der Bahn AG seien Bodycams für Mitarbeitende, also am Körper getragene Videokameras, derzeit aber noch kein Thema bei der Hochbahn.
Auch bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH), die zahlreiche Buslinien in Hamburg und dem Umland betreiben, halten die Busfahrer engen Kontakt zur Leitstelle. „Für akute Situationen ist in den Fahrzeugen ein Notfallknopf verbaut“, sagte VHH-Sprecher Lennart Meyer dem Abendblatt. „Wird er gedrückt, öffnet sich sofort ein Kanal zur Leitstelle. Die entsprechend geschulten Mitarbeitenden der Leitstelle können nicht nur verfolgen, was im Fahrzeug vor sich geht, sie bekommen auch den Standort des Fahrzeugs übermittelt, um sofort unterstützende Maßnahmen in die Wege leiten zu können.“
Verkehr Hamburg: VHH-Mitarbeiter nehmen an „Deeskalationstraining“ teil
Zudem würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig geschult, um „ihren Job so souverän und sicher wie möglich durchführen zu können“, so Meyer. Bestandteil sei auch ein Schulungsblock „Deeskalationstraining“. Außerdem seien alle VHH-Fahrzeuge mit Videokameras ausgestattet. Die während der Corona-Pandemie eingeführten „Spuckschutzscheiben“, die die Fahrer vor Übergriffen abschirmen, habe man auch nach der Pandemie in den Fahrzeugen belassen.
Nach Übergriffen sei es „oberste Zielsetzung, den betreffenden Mitarbeitenden nicht alleine zu lassen, sondern langfristig zu begleiten“, so Meyer weiter. „Dazu gehört, zeitnah am Ort des Geschehens mit geschultem Personal Unterstützung zu leisten. In den folgenden Wochen und Monaten begleiten die verantwortlichen Kollegen die Betroffenen und bereiten proaktiv Unterstützungsangebote, beispielsweise durch den betriebsärztlichen Dienst oder die betriebliche Sozialberatung, vor.“ Alle Übergriffe bringe der VHH „konsequent zur Anzeige und arbeite Hand in Hand mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen“, so der VHH-Sprecher.
HVV Hamburg: AKN lässt Mitarbeiter stets zu zweit „auf Streife“ gehen
„Wir schätzen uns glücklich, viele Kolleginnen und Kollegen mit einer jahrzehntelangen Betriebszugehörigkeit in unseren Reihen zu wissen“, so Meyer. „Der mit Abstand überwiegende Teil von ihnen musste nie einen solchen Übergriff erleben.“ Damit das so bleibe, werde der VHH „auch in Zukunft alles daransetzen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen ihren Dienst sicher und mit einem guten Gefühl erfüllen können“. Dafür würden die Sicherheitsmaßnahmen regelmäßig überprüft.
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Die AKN setzt ebenfalls „bei den Prüf- und Kontrolldiensten geschultes Sicherheitspersonal ein, das regelmäßig an Deeskalationstrainings teilnimmt“. Zudem seien die Mitarbeiter stets in „Zweierbestreifung“ und niemals allein unterwegs. Zusätzlich gebe es „Videoüberwachung in den Zügen und an den Bahnsteigen sowie eine enge Zusammenarbeit mit der Landes- und Bundespolizei“. Auch bei der AKN gibt es bisher keine Bodycams für Mitarbeiter.
HVV Hamburg: Notrufsäulen verbinden per Video mit der Betriebsleitstelle
Auf den Bahnsteigen an den Haltestellen stünden „Notrufsäulen mit einem Info- und Notrufknopf“, so AKN-Sprecherin Maren Brandt. „Die Anrufe werden direkt zu unserem Servicetelefon weitergeleitet, das rund um die Uhr besetzt ist.“ Durch den Notruf werde auch eine Videoverbindung zur Betriebsleitstelle hergestellt, sodass die Mitarbeiter der Betriebsleitstelle die anrufende Person auch sehen könnten.