Elmshorn. Ansiedlung des Batterieherstellers soll Neubürger an die Krückau locken. Baustadtrat Bredemeier mahnt: „Die Zeit wird knapp.“

Die Elmshorner Politik befindet sich zwar noch in der Sommerpause, doch ein Thema drängt. Zumindest, wenn es nach Lars Bredemeier geht. Der Elmshorner Baustadtrat sieht die Politik in akutem Zugzwang, soll ein angedachtes Zukunftsprojekt auch wirklich Erfolgsaussichten haben. Für den neuen Stadtteil Papenhöhe tickt die Uhr – unerbittlich.

Die ersten Sitzungen der verschiedenen Gremien sind erst wieder für die erste Septemberwoche vorgesehen. Darunter auch am Dienstag, 3. September, der Hauptausschuss der Krückaustadt im Kollegiumssaal. Nicht auf der Tagesordnung steht bislang: der neue Stadtteil.

Neuer Stadtteil: Papenhöhe soll Heimat von bis zu 5000 Bürgern werden

Das Ziel ist ambitioniert. Wenn die Fabrik in der Nähe von Heide ihren vollen Betrieb aufnimmt, ungefähr um 2030 herum, dann möchte Elmshorn bereit sein und einen vollständigen neuen Stadtteil für bis zu 5000 Einwohner zur Verfügung stellen. Vorgesehen ist ein – zurzeit noch als Ackerland genutztes – Areal westlich und östlich der Papenhöhe. Die verbindet den Bereich Hasenbusch/Kaltenhof im Süden mit dem Viertel am Gerlingweg im Norden.

Elmshorns Baustadtrat Lars Bredemeier
Elmshorns Baustadtrat Lars Bredemeier © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

2030, das klingt noch so unendlich weit weg. Das sieht Lars Bredemeier gänzlich anders. Er glaubt, nein weiß, dass die Entscheidungsträger der Stadt keine Zeit mehr zu verlieren haben, wollen sie diesem neuen Stadtteil, der noch nicht einmal auf dem Papier existiert, Leben einhauchen.

Northvolt Ansiedlung: Wenn der Batteriehersteller kommt, will Elmshorn profitieren

„Die besagte Fläche steht ja schon seit Längerem als Option im Flächennutzungsplan und ist als Vorhaben einer Stadt-Umland-Kooperation festgelegt“, sagt Lars Bredemeier. Er macht damit deutlich, dass sich die Politik auch schon seit einiger Zeit mit diesem Thema befassen kann.

Der Baustadtrat hat dieses Thema aber erneut proaktiv den Entscheidern der Politik in Erinnerung gebracht – mit Hinweis auf die Dringlichkeit. „Ich habe im Hauptausschuss vorgetragen, dass wir als Stadt, wenn Northvolt kommt, Chancen dadurch haben, wenn sich deren Arbeitskräfte hier in der Region ansiedeln wollen“, erinnert Bredemeier. „Diesen Bedarf – und auch unseren eigenen – könnten wir über das Gebiet Papenhöhe decken.“

Stadtplanung Papenhöhe: Elmshorner Politik sollte sich über die Sommerpause hinweg Meinungen bilden

Doch dafür müsse Elmshorn schnell sein mit Blick auf den angestrebten Vollbetrieb von Northvolt in 2030. „Die Verwaltung braucht von der Politik ein klares Signal, ob das so ist, dass dieses Projekt gewollt ist, weil wir dann ganz schnell loslaufen müssen“, sagt der Baustadtrat. Vorplanungen und Planungen müssten schnellstmöglich angeschoben werden.

Diese Fakten und Mahnungen hatte Lars Bredemeier der Politik als Denkansatz für die Sommer- und Sitzungspause mitgegeben. Die Parteien sollten sich in ihren Fraktionen eine Meinung bilden. Bredemeier: „Und von dieser Woche an will ich an die Parteien herantreten, ob sie sich das alles angeschaut haben. Wenn wir nichts machen, ist der Zug für Elmshorn abgefahren.“

Neuer Stadtteil Konkurrenzdruck: Andere Gemeinden sind bereits in den Vorbereitungen

Der Baustadtrat mahnt nicht ohne Grund: „Wenn wir etwas von Kuchen Northvolt abhaben wollen, müssen wir zeitnah handeln, denn die anderen Gemeinden tun das sehr wohl“, wie Bredemeier über Oberbürgermeister Volker Hatje erfahren hat. „Andere Gemeinden und Städte sind aktiv dabei, Chancen auszuloten, Gebiete auszuweisen für Wohnen und Gewerbe, um damit zu partizipieren. Diese Chance haben wir auch, aber wir als Stadt müssen uns bald dazu bekennen.“

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Ende September stehen eine Kollegiumssitzung und ein weiterer Hauptausschuss an. Vorher möchte Lars Bredemeier aber schon das Meinungsbild der Parteien haben: „Wenn wir bis 2030 Wohnungen anbieten wollen; irgendjemand muss die ja auch bauen“, sagt der Baustadtrat und führt auf, welche Faktoren bis dahin erfüllt werden müssen. „Derjenige braucht Baurecht. Davor müssen wir eine Gesamtidee für das Gebiet haben, dieses muss bis dahin angekauft sein, und wir müssen klären, wer diese Gesamtbaumaßnahme koordinieren soll. Das Personal dafür haben wir bislang nicht. Da müssen wir uns etwas ganz Neues ausdenken.“

Stadtteil Papenhöhe: „Diesen Herbst muss etwas passieren, sonst passiert möglicherweise gar nichts mehr.“

Das allein ist schon viel an Planungsarbeit; und doch nur ein Teil dessen, was die Stadt bis Jahresende an Entscheidungen zu treffen habe. „Wir müssen zwölf grundsätzliche Entscheidungen zu Bahnthemen fällen, wie wir mit Querungen umgehen“, sagt Bredemeier und weist auf ein Beispiel der jüngsten Vergangenheit hin: „Wenn man sieht, wie viel Fragen und Probleme allein der Geschwister-Scholl-Tunnel aufgeworfen hat, das war wirklich nicht einfach – und sowas kommt jetzt noch zwölfmal.“

Bleibt also die Mahnung an die Politik, dass zumindest in der Beratung und Entscheidungsfindung aufs Gaspedal gedrückt werden sollte. Bredemeier: „Diesen Herbst muss etwas passieren, sonst passiert möglicherweise gar nichts mehr.“