Elmshorn. Die Krückaustadt will von der Ansiedlung des Batterieherstellers profitieren. Wo und wie das große Neubaugebiet entstehen soll.

Keine Zeit für Stillstand. Die Nachricht aus Kiel, die vergangene Woche nach Elmshorn durchdrang, war ein Paukenschlag. Es hieß, dass die Städtebauförderung auf Landesseite eingestellt werden solle (wir berichteten). Eine Katastrophe für die Krückaustadt, ihren klammen Geldbeutel und die großen Pläne für ein neues Stadtzentrum. Aber von Schockstarre keine Spur. Das Leben geht weiter, muss weitergehen. Und erst recht für die Stadt an der Krückau, die weiter wachsen will – und es auch wird.

Dafür gibt es nun ein konkretes, ehrgeiziges Ziel. Die Idee entstand mit der Bekanntgabe, dass sich der Batteriehersteller Northvolt mit einem großen Werk bei Heide niederlässt. Viele Arbeits- und Verwaltungskräfte werden in die Region kommen, von bis zu 3000 allein im Werk ist die Rede. Auch sollen im Kreis Pinneberg um die 1500 mehr oder weniger direkte Beschäftigungsverhältnisse durch die Northvolt-Ansiedlung entstehen, kreisübergreifend sogar fast 12.000. Alles Menschen, die irgendwo wohnen sollen.

Northvolt-Effekt: Elmshorns Baugebiet Papenhöhe soll mit Batteriefabrik fertig werden

Und von diesem Kuchen an potenziellen Neubürgern will sich Elmshorn ein großes Stück abschneiden. Ein Areal schwebt den Planern um Baustadtrat Lars Bredemeier besonders vor. Das potenzielle Baugebiet Papenhöhe soll sich im Laufe der Zeit zu einem Stadtteil Papenhöhe aufschwingen. Am liebsten in dem Tempo, in dem Northvolt vom Beginn der Fertigung in 2026 bis hin zur endgültigen Fertigstellung in 2029 seine Kapazitäten erweitert.

Baustadtrat Lars Bredemeier zeigt auf der Visualisierungsgrafik den künftigen Verlauf von Schauenburger Straße und Buttermarkt. Ein baldiger und vor allem repräsentativer Ausbau dieses Sanierungsgebietes ist essenziell für die Ansiedlung weiterer Menschen im Zuge der Eröffnung der Northvoltfabrik bei Heide.  
Baustadtrat Lars Bredemeier zeigt auf der Visualisierungsgrafik den künftigen Verlauf von Schauenburger Straße und Buttermarkt. Ein baldiger und vor allem repräsentativer Ausbau dieses Sanierungsgebietes ist essenziell für die Ansiedlung weiterer Menschen im Zuge der Eröffnung der Northvoltfabrik bei Heide.   © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Warum überhaupt Elmshorn? Der Standort sei das große Plus der Krückaustadt, ist sich Bredemeier sicher. „Zwischen Hamburg, wo sich wohl das höhere Management ansiedeln wird, und dem Kreis Dithmarschen, wo vermutlich die meisten einfachen Arbeiter wohnen werden, liegen wir mit Elmshorn auf halber Strecke ideal“, sagt der Stadtbaurat. „Hier können die besser verdienenden Angestellten und Arbeiter die Nähe zu Hamburg halten und wären dennoch – zumindest per Bahn – schnell in Heide.“

Die Fertigstellung von Krückau/Vormstegen ist wichtig für die Vermarktung der Papenhöhe

Mit der bereits vorhandenen, guten Bildungsinfrastruktur von Elmshorn und anderen Faktoren könne die Stadt den Neubürgern jedenfalls schon alles bieten, was sie an Rahmenbedingungen benötigen, weiß Bredemeier, kommt dann aber doch noch auf die Kiel-Problematik zu sprechen. Denn für das Sanierungsgebiet Krückau/Vormstegen muss unbedingt schnell eine Lösung her, wenn Kiel bei seinem Rückzug aus der Städtebauförderung bleibe.

Der mögliche Baugrund für den künftigen Elmshorner Stadtteil Papenhöhe, östlich der Namen gebenden Straße.
Der mögliche Baugrund für den künftigen Elmshorner Stadtteil Papenhöhe, östlich der Namen gebenden Straße. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

„Auch wenn die Papenhöhe als das letzte größere und noch freie Baugebiet in Elmshorn direkt an der Stadtgrenze liegt, die Visitenkarte einer Stadt, und damit auch ein wichtiger Entscheidungsfaktor für einen Herzug, bleibt das Stadtzentrum“, sagt Bredemeier. „Und da gibt es nichts zu beschönigen. Die Arbeiten laufen zwar, aber das ganze Gebiet sieht zurzeit nicht einladend aus. Wir müssen schnell handeln, wenn es zügig dort weitergehen soll.“ Heißt: Wenn Kiel bei seinem Nein bleibt, müssen schnell neue Finanzierungskonzepte her, damit über eine schöne neue Mitte auch das neue Wohngebiet am Stadtrand erblühen kann.

Lars Bredemeier hat Erfahrung mit der Erschließung vergleichbarer Flächen wie die Papenhöhe

Da Raum knapp ist, sollen die Flächen um die Papenhöhe herum den Platz optimal nutzen – von bis zu 5000 Menschen, die in den kommenden Jahren nach Elmshorn ziehen könnten, ist die Rede. Damit dennoch eine hohe Wohn- und Lebensqualität erhalten bleibt, hat Bredemeier schon eine genaue Vorstellung von der Zukunft.

Mehr zum Thema

„Ich komme ja aus der Branche und hatte ein Projekt bei Hannover. Da sollte an einem S-Bahn-Haltepunkt ein Stadtteil entwickelt werden“, erinnert sich der Stadtbaurat. „Die Fläche war ungefähr vergleichbar. Und dort hatten wir dann eine Mischbebauung mit Einfamilienhaus, Doppelhaus, Reihenhaus und Mehrfamilienhäusern sowie Nahversorgung, Kita und Schule. Das hat für 5000 Menschen gepasst.“

Auch die lokale Politik befasst sich bereits mit dem Thema Papenhöhe

Und dass die Planspiele keine Traumschlösser, sondern realistisches Wunschdenken sind, hat Bredemeier auch durch den Blick auf die lokale Politik. „Da habe ich gehört, dass sich Fraktionen schon zusammengesetzt haben, um ihre Sicht auf die Dinge zu erörtern“, sagt Bredemeier, der aber vor allem einem großen Partner bald Rede und Antwort stehen muss.

Die Bahn, die wichtiger Infrastrukturträger im Hinblick auf die Northvolteröffnung ist, braucht klare Aussagen, was nun Phase ist. „Die Bahn muss ja Querungen der Gleise einrichten und wird wohl auch einen kleinen Bahnhof bauen“, weiß der Baustadtrat, dem eine S-Bahn-Haltestelle Papenhöhe sehr gefiele. „Dafür müssen wir schnell Klarheit darüber haben, was wo umzusetzen ist.“ Bis dahin haben die städtischen Bauherren noch viele Fragen zu klären, doch die Richtung ist klar: Elmshorn soll und wird wachsen.