Pinneberg. Wer von dem Vorhaben mit preiswerten Mieten profitieren kann – und warum bei den Planungen der Verfassungsschutz mit am Tisch saß.
Die Stiftung „Wir helfen uns selbst“ in Pinneberg baut neue Sozialwohnungen. Am Clara-Bartram-Weg entstehen aktuell 22 Wohnungen für Rentner und Familien. Ende 2025 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. Einer der Mieter wird die Jüdische Gemeinde sein, die vor dem Abriss an gleicher Stelle ihre Räume hatte.
„Bei den Planungen saß der Verfassungsschutz mit am Tisch“, sagt Stiftungsgeschäftsführer Norbert Kiencke. Der Hamburger hatte am 1. August 2023 Ingo Worm abgelöst, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat. Die Jüdische Gemeinde, die schon seit 2010 Mieter der Stiftung ist, bedarf eines besonderen Schutzes. Die aktuelle Lage in Israel verschärft die Situation einmal mehr. Die Gemeindemitglieder sollen durch Sicherheitsglas, eine Kameraüberwachung und eine besondere Tür geschützt werden.
Günstig wohnen in der City: Stiftung vermietet in Pinneberg Sozialwohnungen
Immerhin leben Menschen aus 20 verschiedenen Nationen in den Wohnungen der Stiftung. Die künftigen Mieter der Sozialwohnungen zahlen für um die sechs Euro pro Quadratmeter. Günstiger kann man nicht wohnen. Dementsprechend lang sind die Wartelisten. Nur wer einen Wohnberechtigungsschein vorweisen kann, kommt als Mieter infrage. Zudem haben nur Familien mit mindestens drei Kindern eine Chance, auf eine günstige Bleibe.
„Wir versuchen eine gute Durchmischung aller Nationalitäten hinzubekommen, um eine Ghettobildung zu vermeiden“, sagt Norbert Kiencke, der zeitweise auch Leiter des Seniorenheimes „Schöne Aussicht“ und Wirtschaftsreferent für die Kita St. Michael im Fahltskamp war. In den meisten Fällen gelinge das sehr gut. Nur das Thema Mülltrennung erhitze gelegentlich die Gemüter und sorge für Klärungsbedarf.
Sozialwohnungen mitten in Pinneberg: Zwei Blöcke sind schon fertig
Es ist der dritte Bauabschnitt. Zwei der drei Neubaublöcke stehen bereits. 2021 wurde die Hausnummer 16 eingeweiht, 2023 die Nummer 20. Der Rohbau vom dritten Wohnblock steht, gerade wird am zweiten Obergeschoss gewerkelt. Darauf wird noch ein Sattelgeschoss gesetzt. Aufgrund der Nähe zur Pinnau sind die Gebäude nicht unterkellert.
Die Wohnungen werden komplett von der Investitionsbank Schleswig-Holstein gefördert. 4,5 Millionen Euro kostet das Bauprojekt, rechnet man Kosten für Planungen und Architekten hinzu sind es sogar 6,5 Millionen Euro. Bei dem Bau direkt an der Pinnau wird keine zusätzliche Versieglung von Grünflächen notwendig sein. Dachbegrünung und eine Photovoltaikanlage sollen zur Umweltverträglichkeit beitragen.
Pinneberg: Wohnfläche hat sich mehr als verdoppelt
Die alten Gebäude wurden zuvor abgerissen. „Der Altbestand war 40 Jahre alt. Der Abriss war günstiger, als zu sanieren“, sagt Norbert Kiencke. In den abgerissenen Gebäuden standen insgesamt 566 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung, künftig werden es 1350 Quadratmeter sein. Großfamilien stehen Wohnungen von 80 bis 110 Quadratmetern zur Verfügung, Rentnern circa 50 Quadratmeter.
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Die Stiftung, die 1959 gegründet wurde, vermietet insgesamt 270 Wohnungen in Pinneberg. Hinzu kommen die 22 im Bau befindlichen Wohnungen am Clara-Bartram-Weg. Dazu zählt auch das sogenannte Sonnenhaus der Generationen am Kirchhofsweg. Wohnungen der Stiftung gibt es auch an der Breslauer Straße, Mühlenstraße, Stettiner Straße, Berliner Straße, am Ziegeleiweg und am Hindenburgdamm in Pinneberg.
Anders als bei anderen geförderten Sozialwohnungen gilt die Preisbindung bei der Stiftung für immer und wird nicht nach 35 Jahren aufgehoben.