Wedel. Monatelang waren Parkplätze gesperrt, jetzt handelt die Verwaltung. Der Glasfaser-Ausbau stockt aber weiterhin. So soll es weitergehen.
Die Anwohner am Elbhochufer in Wedel sind schwer genervt. Weil die Arbeiten für modernes Glasfaser-Internet nicht vorankommen. Und wegen der Parkplatzsuche wegen der Baustellen. Denn: Seit Ende April hat die Stadt Wedel, wohl ohne Ankündigung, etwa eine große Parkfläche für gut 20 Autos absperren lassen. Es sollen Glasfaserkabel für blitzschnelles Internet verlegt werden.
Allerdings: Für die Verlegung von Glasfaser im Auftrag der Stadtwerke Wedel tut sich in den Straßen Breslaustraße, Hellgrund, Königsbergstraße und Friedrich-Eggers-Straße seit Wochen wenig bis nichts. Teilweise wurde die ungenutzte Baustelle laut Anwohnern auch als „Zwischenlager“ für das Material anderer Baustellen im Stadtgebiet genutzt.
Am Elbhochufer in Wedel: Stadt verlegt Dauerbaustelle
Und tatsächlich: Die Stadt Wedel hat jetzt lösungsorientiert reagiert und verlegt die große Baustelle im Hellgrund. Laut Anwohnern werde das Materiallager aktuell abgebaut. Ihren Informationen zufolge soll die umzäunte Fläche anschließend am nicht weit entfernten Netto-Supermarkt am Hans-Böckler-Platz – bei den Glascontainern – wieder aufgebaut werden. Mutmaßlich werden dann auch dort Parkgelegenheiten vorläufig wegfallen.
Doch die Bewohner am Hellgrund können nun aufatmen und zumindest wieder ihre Parkplätze nutzen. Und es gibt weniger Lärm. Denn: In dem Bauschuttcontainer landete unter anderem Asphalt von anderen Wedeler Baustellen und sorgte für enormen Lärm und Staub.
Elbhochufer: Glasfaser-Internet lässt weiter auf sich warten
Die Stadtwerke Wedel wollen dort schon seit Jahren für Highspeed auf der Datenautobahn sorgen. Das Unternehmen setzt für die Erschließungsarbeiten Subunternehmen ein. Doch diese dürfen seit Juli wohl nicht weiterarbeiten, vermutlich wegen fehlender Genehmigungen.
Anscheinend stehen noch immer städtische Genehmigungen aus, obwohl die Stadt Ende Mai in einem Protokoll einer politischen Sitzung auf SPD-Anfrage angab, „die Genehmigung auf der Grundlage des Telekommunikationsgesetzes (TKG) erteilt“ zu haben. Ein Ehepaar vom Elbhochufer unterschrieb einen ersten Vertrag mit dem kommunalen Energieversorger der Stadt, den Stadtwerken Wedel, schon im Oktober 2018, ohne dass anschließend rasend schnell Bewegung in die Sache kam.
Im November 2021 gab es eine erneute Unterschrift unter einen Vertrag. Die Stadtwerke Wedel stellten die Glasfaser-Nutzung für das Jahr 2022 in Aussicht. Aktuell gebe es höchstens für die Elbhochufer-Bewohner noch mündliche Prognosen für den Internet-Start, die von Dezember 2024 oder Anfang 2025 munkeln.
Glasfaser-Internet: Am Elbhochufer hat sich nach Jahren des Wartens Galgenhumor ausgebreitet
Erste Vertragspartner hätten ihre – bislang kostenlosen – Verträge mit den Stadtwerken Wedel bereits entnervt wieder gekündigt. Es hat sich Galgenhumor in der Nachbarschaft ausgebreitet. Dabei wird der Stadtwerke-Slogan „Glasfaser kommt“ aufgegriffen: „Glasfaser kommt ... Werden die Genehmigungen irgendwann erteilt?“ heißt es auf einem an die Baustellenabsperrung im Hellgrund angebrachtem Zettel. Oder es werden Fragen gestellt, wie lang die dringend benötigten Parkplätze noch als Baustelle genutzt werden. Oder auch, ob die Glasfaser auch bis in die Stichstraßen hinein am Elbhochufer verlegt werde.
„Das Elbhochufer ist eine Gartenstadt mit engen Stichstraßen. Seit den 1950er-Jahren darf man hier als Bewohner keinen Zaun aufstellen oder problemlos eine Hütte bauen. Wir haben hier aber auch Trinkwasser-, Abwasserleitungen und Strom. Warum klappt das dann nicht mit Glasfaseranschlüssen?“, schimpft eine weitere Anwohnerin, die mit ihrer Familie ein Endreihenhaus bewohnt. Das Ehepaar zählt ebenfalls zu den ersten Vertragspartnern aus dem Herbst 2018, um technologisch „in die Zukunft“ gehen zu können.
„Es gibt keinen Fortschritt, nichts passiert hier“, so die 47-Jährige. Würde das Glasfaser-Bauvorhaben wirklich – wie von der Wedeler Verwaltung behauptet – nach den Richtlinien des Telekommunikationsgesetzes laufen, müssten alle behördlichen Genehmigungen nach Ablauf einer Frist von drei Monaten theoretisch automatisch erteilt sein.
Anwohner schreiben E-Mails an die Verwaltung, die nicht beantwortet werden
Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung sehen, aber sie ist wie viele andere Bewohner äußerst verstimmt wegen der ungenügenden Kommunikationskette, bestehend aus Verwaltung und Stadtwerken Wedel. Auf E-Mails an die Stadtverwaltung gebe es keine Antworten.
Die Elbhochufer-Bewohner behaupten zudem, es gebe schriftliche Bestätigungen seitens Mitarbeiter der Wedeler Stadtverwaltung, die besagen: Für den Trassenbau liege eine behördliche Erlaubnis vor, für die Verlegung der Glasfaser bis direkt an die Häuser heran, allerdings bisher nicht.
Wegen ungenutzter Baustelle an Elbe: Anwohner in Wedel sind genervt
Die Parkplatzsuche nervt die Bewohner des Elbhochufers seit Monaten zusätzlich. Unzählige Parkplätze am Wegesrand sind nicht nutzbar. Eine Anwohnerin berichtet, dass das gesamte Areal im Zuge der Baumaßnahme für die Glasfaserarbeiten sogar von der Stadt offiziell als Halteverbotszone ausgeschrieben sei. Auf dem kurzen Dienstweg seien zumindest kürzlich seitens der Subunternehmer an der verwaisten Baustelle in der Königsbergstraße wieder drei Parkgelegenheiten geschaffen worden.
Auf Abendblatt-Anfrage antworten die Stadtwerke Wedel: „Die Stadtwerke Wedel verfolgen stets das Ziel, sowohl einen wirtschaftlichen als auch möglichst nachhaltigen Ausbau durchzuführen. Aus diesen Gründen werden auch am Elbhochufer zeitgleich mehrere Medien/Leitungen verlegt.“ Parallel zur Verlegung unseres zukünftigen Glasfasernetzes werden neue Mittel- und Niederspannungsleitungen verlegt, teilweise auch Trinkwasserleitungen erneuert.
Stadtwerke geben zu: Planung komplizierter als zunächst gedacht
„Generell handelt es sich am Elbhochufer aufgrund der schmalen Zuwegungen/Stichwege, der angespannten Parkplatzsituation und der teilweise unklaren Grenzverläufe der Stichwege um ein sehr anspruchsvolles Gebiet. Aufgrund der hier bestehenden besonderen Gegebenheiten gestaltete sich die Planung der Baumaßnahmen im Bereich der Zuwegungen/Stichwege komplizierter als es zunächst absehbar war“, heißt es.
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Die Genehmigungsprozesse „mit allen notwendigen behördlichen Prüfungen waren und sind umfangreicher als erwartet und stellen somit die Stadtwerke Wedel und die Stadt Wedel vor besondere Herausforderungen“. Dennoch arbeiten beide Parteien nach eigenen Angaben Hand in Hand, „um diese Situation schnell und praktikabel zu lösen“.
Glasfaser am Elbhochufer: Stadtwerke Wedel informiert Kunden im Frühjahr
Künftige Glasfaserkunden seien über den Baustart und die noch ausstehende Prüfung zum Ausbau der einzelnen Stichwege der Reihenhaussiedlung im Frühjahr informiert worden. Der erste Bauabschnitt – inklusive Herstellung der Trassen in den Gehwegflächen der Straßen – konnte im Juli „innerhalb eines kurzen Zeitraums erfolgreich abgeschlossen“ werden. Danach sollte nahtlos mit dem Ausbau der Stichwege fortgefahren werden.
Anfang 2024 hätten die Stadt Wedel und die Stadtwerken Wedel ein Vermessungsbüro zur Feststellung der Grenzsituation innerhalb der Stichwege beauftragt: „Trotz aller Bemühungen ist es bisher leider nicht gelungen, Klarheit in den Grenzverlauf der Stichwege zu bringen. Sowohl fehlende Grenzkoordinaten als auch unklare örtliche Gegebenheiten erschweren die Festlegung der Wegbreiten.“ Eine Dokumentation und korrekte Bestimmung der Grenzverläufe seien jedoch für eine spätere Oberflächenwiederherstellung zwingend notwendig.
Gemeinsam mit der Stadt konnten die Wedeler Stadtwerke Wedel nun jedoch eine Lösung finden, „sodass die Fortführung der Bauaktivitäten in den genannten Stichwegen für Oktober dieses Jahres angestrebt werden können.“ Alle zukünftigen Kunden und betroffenen Anlieger werden gemeinschaftlich von der Stadt Wedel und den Stadtwerken Wedel über die zukünftigen Schritte sowohl über die Vorgehensweise, als auch über den zeitlichen Rahmen, per Anschreiben informiert.