Moorrege. Vor einem Jahr verkauften Laura-Lee und Sascha Timmler aus Moorrege ihr Haus. Seitdem reisen sie durch Europa und sind bald zu dritt.
- Junges Paar aus Moorrege meldet sich in Deutschland ab. Das Duo lebt und arbeitet künftig dort, wo es Internet gibt.
- Mittlerweile hat sich Nachwuchs angekündigt; das Kind soll auf der Reise geboren werden.
- Zuletzt waren Laura-Lee und Sascha Timmler auf Sizilien und in Albanien. Nun sind sie vorübergehend auf Heimatbesuch.
Vor einem halben Jahr hat das Hamburger Abendblatt die jungen Eheleute Laura-Lee und Sascha Timmler vorgestellt. Ein mutiges Paar, denn die 35-Jährige und ihr 30 Jahre alter Ehemann haben alle Zelte in Deutschland abgebrochen und reisen um die Welt. Das Haus in Moorrege ist verkauft, ebenso fast alles Hab und Gut, das nicht an Familie, Freunde und Bekannte abgegeben wurde. Jeder der Ehepartner lebt nur noch von und mit dem, was in einen Handgepäckskoffer und einen Rucksack passt.
Das junge Paar will überall dort leben, wo es sich wohlfühlt – und wo es Internet gibt. Denn anders als viele Weltenbummler, die auf ihrem Trip vom Ersparten leben und dabei vielleicht einen Reiseblog verfassen oder Fotos für einen Bildband zusammentragen, arbeiten Laura-Lee und Sascha Timmler weiterhin „Fulltime“. Sie verdienen sich ihren Lebensunterhalt unterwegs – zwischen Sightseeing, Fitnessstudio und eben dem Bildschirm ihres Laptops.
Digitale Nomaden: Beide Ehepartner bestreiten online ihren Lebensunterhalt
Laura-Lee ist als Freiberuflerin in der digitalen Welt – vorrangig über ihr Instagram-Profil @lauralee.Timmler – anderen zum Beispiel dabei behilflich, ihre Selbstständigkeit im Internet zu verwirklichen. So gibt sie umfassende Seminare dazu, welche Möglichkeiten es gibt, online zu arbeiten und hilft Menschen bei der Zielfindung und Umsetzung.
Sascha Timmler, der Elektriker gelernt und zuletzt zehn Jahre bei E.on gearbeitet hatte, hat mittlerweile eine Online-Marketingagentur. Er unterstützt nachhaltige Unternehmen dabei, gewinnbringend Werbeanzeigen auf Social Media zu schalten.
Weltreise: Seit sechs Jahren ein Paar, seit neun Monaten in der Welt unterwegs: Nun kommt ein Kind
Also ein ungezwungenes Bilderbuchleben in der digitalen und der realen Welt zugleich. Doch nun beginnt ein weiteres Abenteuer für das Duo aus Moorrege, das seit 2018 ein Paar ist. Über ihre Instagramseite verbreitet Laura-Lee Timmler die wohl bislang schönste Nachricht an ihre Follower, die sie und Sascha schon viele Wochen als süßes Geheimnis bewahrt haben: Die beiden werden Eltern.
Aber deswegen die Pläne alle aufgeben? Von wegen. Das Kind wird in den Lebensweg der Eltern eingebunden und auch in der Ferne zur Welt kommen. Wie das alles gehen soll und wie sich die werdenden Eltern fühlen, darüber hat das Abendblatt mit ihnen gesprochen.
Hamburger Abendblatt: Laura-Lee, Sascha – herzlichen Glückwunsch zu der schönen Nachricht. Aber so relativ kurz nach dem Eintritt in euer neues Leben als digitale Nomaden: War dieser neue Lebensabschnitt geplant?
Laura-Lee: Ja, wir haben uns bewusst für ein Kind entschieden und freuen uns riesig, dass es so schnell geklappt hat. Durch meine Endometriose Erkrankung war es nämlich nicht sicher, dass es so schnell und überhaupt klappen würde. Es ist wirklich ein kleines Wunder.
So eine Schwangerschaft muss ja ständig ärztlich begleitet werden. Wie handhabt ihr die verschiedenen Kontrolluntersuchungen auf Reisen?
Laura-Lee: Ich glaube viele Menschen stellen sich das komplizierter vor, als es ist. Am Ende laufen Schwangerschaften und Geburten in Europa und auch weltweit ziemlich ähnlich ab. In der Regel findet nur zirka einmal im Monat eine Untersuchung statt. Und auch nicht jede ist gleich wichtig. Wir waren durch Zufall für sechs Wochen in Deutschland, als wir herausgefunden haben, dass ich schwanger bin. Dort haben wir dann die ersten beiden Untersuchungen gemacht. Jetzt sind wir in Palermo und haben hier das bekannte 1. Trimester Screening gemacht. Ich habe auf Google Maps einfach nach einer Frauenarztpraxis gesucht und dann zwei kontaktiert, die am besten bewertet waren.
Beide habe ich gefragt, ob sie Englisch können und eine hat geantwortet. Der Austausch war problemlos auf Englisch und über WhatsApp möglich, und ich habe für meinen Wunschtag direkt einen Termin bekommen. Der Arzt war sehr nett und die Praxis modern. So würden wir es auch wieder handhaben, wenn wir in unserem nächsten Reiseland, Albanien, den Ultraschalltermin wahrnehmen möchten. Im Oktober sind wir für ein paar Wochen in Deutschland, wo wir noch einmal zu meiner Frauenärztin gehen werden, und dann sind wir auch schon von November bis April 2025 auf Teneriffa, wo ich mir eine Hebamme und eine Frauenärztin organisiert habe.
Das klingt alles perfekt durchstrukturiert. Wie lange möchtest Du, Laura-Lee, noch voll arbeiten?
Laura-Lee: Ich arbeite seit Beginn meiner Selbstständigkeit vor acht Jahren zyklisch, Vollzeit kann man nicht wirklich dazu sagen. Wenn neue Onlinekurse oder andere Produkte herauskommen, arbeite ich weitaus mehr als acht Stunden am Tag. Wenn nicht so viel ansteht, dann auch mal nur drei bis vier Stunden. Meinen Arbeitsplatz kann ich immer ganz easy auch ins Bett verlagern, was ich jetzt in der Schwangerschaft schon öfter gemacht habe. So kann mein Körper sich ausruhen, während mein Geist kreiert. Grob geschätzt werde ich vermutlich bis knapp zwei Wochen vor der Geburt arbeiten, wenn die Schwangerschaft es zulässt. Wann ich dann wieder anfange, weiß ich noch nicht. Dadurch, dass ich selbstständig bin, muss ich mich nicht stressen und werde einfach schauen, wann es sich wieder gut anfühlt zu arbeiten. Auch auf Instagram bei @lauralee.timmler wird es eine Babypause geben.
Euer Reiseplan ist ja eindeutig, der Geburtsort soll Teneriffa sein. Wird das Kind denn ein kleiner Spanier, eine kleine Spanierin?
Sascha: Ja, das Kind wird auf Teneriffa geboren. Allerdings erhält es damit nicht die spanische Staatsangehörigkeit, sondern so wie wir auch die deutsche. Dass Kinder, die in anderen Ländern geboren werden, die Chance auf eine doppelte Staatsbürgerschaft haben, gibt es so nicht mehr. Stichtag ist der 5. Februar. Wir haben uns für Teneriffa entschieden, da die Temperaturen dort konstant angenehm sind. So können wir die Zeit vor und nach der Geburt im Warmen genießen und müssen uns und das Baby nicht so dick anziehen. Wir machen im Mai dann eine Deutschlandreise, damit unsere Familien und Freunde das Baby kennenlernen können.
Nun seid ihr aber ganz woanders in Europa unterwegs. Wie seid ihr auf Palermo gekommen?
Sascha: Wir wollten diesen Sommer in Europa bleiben und haben geschaut, wo vier bis sechs Wochen in der Hauptreisezeit bezahlbar wären. Durch die Ferien- und Urlaubszeit schießen die Preise für Ferienwohnungen, in denen wir wohnen, für Mietwagen und auch Lebenshaltungskosten vor Ort in freche Höhen. Palermo beziehungsweise Sizilien war oft das Preiswerteste, was wir finden konnten, und wir hatten bisher nur Gutes gehört. Leider mussten wir feststellen, dass Palermo und auch viele der Strände auf Sizilien sehr vermüllt sind. Es gibt auch schöne Ecken, keine Frage, aber wiederkommen würden wir nicht.
Das sind ja auch Erfahrungen, die etwas wert sind. Wie plant ihr denn eure Reiseziele?
Laura-Lee: Aus dem Bauch heraus. Wir schauen einfach, wo es uns hinzieht, was wir gern sehen wollen, wo es stabiles Internet gibt und wo wir schon Gutes von gehört haben und schauen dann, ob es logistisch zu unserer Reiseroute passt.
Sascha: Kreuz und quer durch die Welt fliegen wollen wir nicht, da es der Umwelt schadet und uns durch die Zeitverschiebungen auch zu stressig wäre. Daher ist es uns schon wichtig, dass unsere Reiseziele nicht zu weit auseinander liegen. Jetzt sind wir in Italien und ab Mitte August in Albanien.
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Was wird sich an eurem Reisestil ändern, wenn das Kind da ist?
Sascha: Prinzipiell wird sich nicht viel ändern. Wir reisen jetzt schon eher langsam und verbringen meist vier bis acht Wochen an einem Ort. Mit dem Kind werden wir vermutlich noch langsamer reisen und eher acht bis zwölf Wochen an einem Ort bleiben, wenn es etwas älter ist.
Laura-Lee: Außerdem planen wir im kommenden Jahr mit dem Kind erst mal nicht zu fliegen. Wir werden mit dem Auto von A nach B reisen. Das Thema sesshaft werden stand zu keinem Zeitpunkt im Raum, weder bei der Kinderplanung noch mit positivem Schwangerschaftstest. Wir lieben unseren Lebensstil und freuen uns darauf, unserem Kind die Welt zu zeigen.