Quickborn/Ellerau. Quickborn beantragt bei Gericht, die Baustelle in Ellerau zu sichern. Was sich auf dem Areal am AKN-Bahnhof Tanneneck zurzeit tut.

Bei der geplanten und bereits gerichtlich gestoppten Ansiedlung des Massenlogistikzentrums Hillwood in Ellerau bahnt sich der nächste handfeste Rechtsstreit an. So hat die Stadt Quickborn jetzt abermals das Verwaltungsgericht in Schleswig angerufen, um die zehn Hektar große Baustelle am AKN-Bahnhof Tanneneck sofort zu sichern.

Offenbar werde dort weiter an den fünf jeweils 10.000 Quadratmeter großen Lagerhallen gebaut, haben Anwohner und auch er selbst beobachtet, erklärt Bürgermeister Thomas Beckmann. „Das ist unzulässig und widerspricht dem Eilentscheid des Oberverwaltungsgerichts Schleswig, das Ende Juni ein sofortiges Ende der Bauarbeiten verhängt hat.“

Quickborn mahnt den Kreis, endlich die Baugenehmigung zurückzuziehen

Zudem fordert die Quickborner Verwaltung den Kreis Segeberg auf, endlich die bereits vor zwei Jahre erteilte Baugenehmigung für das Logistikzentrum aufzuheben. „Das Gericht hat entschieden. Die Rechtslage ist eindeutig. Wir erwarten dringend, dass der Kreis Segeberg endlich entschiedet“, fordert Beckmann. „Es ist an der Zeit, dass Segebergs Landrat Jan Peter Schröder ein Machtwort spricht und somit den Auffassungen des Oberverwaltungsgerichts sowie der unabhängigen Gutachter folgt.“

Die wochenlange Untätigkeit und das unnötige Zuwarten in dieser Sache schadeten den Interessen der Bürgerinnen und Bürger des Kreises Segeberg in Ellerau, die als direkte Nachbarn von dem zusätzlichen Schwerlastverkehr mit bis zu 1600 Lkw-Fahrten am Tag betroffen wären, wie sie der US-Konzern Hillwood in seinem Bauantrag beschrieben hat.

Das Oberverwaltungsgericht hatte Ende Juni einen sofortigen Baustopp verhängt

Ende Juni hatte das OVG – wie berichtet – dem Eilantrag der Stadt Quickborn stattgegeben und beschlossen: „Ein in Ellerau an der Gemeindegrenze zur Stadt Quickborn vom Bauamt des Kreises Bad Segeberg genehmigtes Logistikzentrum darf vorerst nicht gebaut werden.“

Damit hob die nächsthöhere Instanz den Beschluss des Verwaltungsgerichts vom 7. Februar 2024 auf, das den Weiterbau des Hillwood-Projekts für zulässig erklärt hatte. Einsprüche gegen den OVG-Beschluss seitens Hillwoods seien nicht möglich, so das Gericht: „Der Beschluss des Oberverwaltungsgerichts ist unanfechtbar.“

Ein Luftbild, das die Quickborner Verwaltung mit einer Drohne von der Baustelle Hillwoods in der vorigen Woche gemacht hat und das zeigt, dass auf dem Gelände an der Bahnstraße hinter dem AKN-Bahnhof Tanneneck die Arbeiten offensichtlich nicht ruhen.
Ein Luftbild, das die Quickborner Verwaltung mit einer Drohne von der Baustelle Hillwoods in der vorigen Woche gemacht hat und das zeigt, dass auf dem Gelände an der Bahnstraße hinter dem AKN-Bahnhof Tanneneck die Arbeiten offensichtlich nicht ruhen. © Burkhard Fuchs | Stadt Quickborn

Mehrere Sattelschlepper und Tieflader haben offenbar weitere große Bauteile geliefert

Anlieger hatten die Quickborner Verwaltung darauf aufmerksam gemacht, dass in der vorigen Woche reges Treiben auf der Baustelle von Hillwood an der Bahnstraße/Buchenweg/Werner-von-Siemens-Straße herrschen würde. Mehrere Sattelschlepper und Tieflader hätten dort weitere große Bauteile wie Betonpfeiler und Dachelemente hin verfrachtet.

Bürgermeister Beckmann und einige seiner Mitarbeiter hätten sich dann selbst ein Bild vor Ort gemacht und ebenfalls festgestellt, dass die Bauarbeiten auf dem Gelände offensichtlich nicht ruhen würden wie es das Gerichtsurteil verlangt. „Wir haben umgehend das Ordnungsamt des Kreises Segeberg darüber informiert“, erklärt Beckmann.

Anwohner machten Verwaltung darauf aufmerksam, dass auf der Baustelle weiter gearbeitet werde

Auch das Abendblatt erreichten im Zuge seiner Recherchen entsprechende Hinweise aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Baustelle. „Auf der Baustelle Hillwood tut sich was. Seit letztem Mittwoch rollt ein Schwerlasttransporter nach dem anderen auf das Gelände und liefert Pfeiler und sonstiges Baumaterial ab, das dort gelagert wird“, teilte eine dem Abendblatt namentlich bekannte Anliegerin per Mail mit.

Und auch der Autor und Reporter dieser Zeilen konnte bei einem erneuten Besuch der Baustelle in dieser Woche den Eindruck gewinnen, dass seit dem OVG-Urteil von Ende Juni die Bauarbeiten an den riesigen Lagerhallen weiter fortgeschritten sind.

Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann fordert den Kreis Segeberg zum Handeln auf: „Es ist an der Zeit, dass Segebergs Landrat Jan Peter Schröder ein Machtwort spricht und somit den Auffassungen des Oberverwaltungsgerichts sowie der unabhängigen Gutachter folgt.“
Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann fordert den Kreis Segeberg zum Handeln auf: „Es ist an der Zeit, dass Segebergs Landrat Jan Peter Schröder ein Machtwort spricht und somit den Auffassungen des Oberverwaltungsgerichts sowie der unabhängigen Gutachter folgt.“ © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Bürger befürchten, dass hinter verschlossenen Türen eine Änderungsgenehmigung ausgehandelt wird

Dass die Bauaufsichtsbehörde des Kreises Segeberg sich bislang noch nicht dazu geäußert hat, ob und wann sie die Baugenehmigung für das Hillwood-Vorhaben aufheben werde, heize die Gerüchteküche an, sagt Bürgermeister Beckmann. „Die Bürgerinnen und Bürger aus Ellerau, Quickborn und Umgebung befürchten, dass hinter verschlossenen Türen eine Änderungsgenehmigung mit Hillwood ausgehandelt wird.“

Die Sorge sei groß, dass das Massenlogistikzentrum durch eine nachträglich geänderte Baugenehmigung mit gedrosselten Verkehrszahlen trotzdem ermöglicht werden soll, so Beckmann. „Je länger der Kreis Segeberg schweigt, desto schwieriger wird es, diese Befürchtungen auszuräumen.“

Quickborns Bürgermeister Beckmann: „Mit uns wird es keinen Deal mit Hillwood geben“

Der Quickborner Standpunkt dagegen sei in dieser Frage klipp und klar. „Mit uns gibt es keinen Deal“, betont Quickborns Bürgermeister Beckmann. „Ein Massenlogistikzentrum gehört dort nicht hin.“ Quickborn werde alles in seiner Macht stehende tun, jede Ansiedlung Hillwoods dort juristisch zu verhindern – egal wie der Investor seinen Schwerlastverkehr nach unten korrigieren werde. Ohnehin habe Quickborn schon rund 200.000 Euro in Verkehrsgutachten und juristischen Beistand investiert, so Verwaltungschef Beckmann.

Bei einer Anhörung des Petitionsausschusses des Schleswig-Holsteinischen Landtages Anfang Juli im Quickborner Rathaus hatte der leitende Kreisbaudirektor Hendrik Schrenk angedeutet, dass der Kreis Segeberg wohl erst in zwei bis drei Monaten über die Widersprüche aus Ellerau und Segeberg befinden werde. Die Behörde wolle zunächst abwarten, ob und wie der Investor Hillwood sein Bauvorhaben nun womöglich dem OVG-Urteil anpassen und die Lkw-Fahrten reduzieren wolle.

Segebergs Kreissprecherin Müller: „Es waren Anlieferungen, ansonsten ruht die Baustelle“

Auf Anfrage des Hamburger Abendblatts teilt Segebergs Kreissprecherin Sabrina Müller dazu mit, dass die untere Bauaufsichtsbehörde des Kreises Segeberg die Baustelle in Ellerau „zuletzt am 26. Juli  kontrolliert“ und dabei festgestellt habe:  „Es werden zwar Betonfertigbauteile angeliefert, weil der Lieferant diese nicht lagern kann. Die Arbeiten am Vorhaben selbst ruhen.“ Nach den schweren Regenfällen ein paar Tage zuvor seien zudem „vereinzelt Sicherungsmaßnahmen am Objekt durchgeführt“ worden, so die Kreissprecherin weiter. „Dies wurde vom Bauleiter schriftlich bestätigt.“

Zur Frage, ob und wie der Kreis Segeberg die Einhaltung des Baustopps überwache, teilt sie mit: „Wie bei jeder Baustillegung kontrolliert der Außendienst der unteren Bauaufsichtsbehörde des Kreises Segeberg deren Einhaltung in regelmäßigen Abständen. Zuletzt fand eine Kontrolle am 26.07.2024 statt.“

Hillwood-Projekt: Der Kreis Segeberg prüfe die Rechtslage noch eingehend

Aber der Kreis Segeberg werde sich nicht voreilig in eine Richtung festlegen lassen, deutet die Kreissprecherin weiter an. „Der Kreis Segeberg lässt die Fragen der weiteren Vorgehensweise eingehend rechtlich prüfen. Angesichts der Vielzahl von Rechtsfragen – auch haftungsrechtlicher Art –, die sich im Zusammenhang mit dem Vorhaben stellen, ist eine abschließende Auswertung noch nicht erfolgt“, teilt Sabrina Müller mit.

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Unbeantwortet lässt sie die Frage, ob sich der Investor inzwischen beim Kreis Segeberg dazu gemeldet und möglicherweise Änderungen für sein Bauprojekt angekündigt oder schon beantragt habe. „Auf diese Frage können, wegen des laufenden Verfahrens – weder das Widerspruchsverfahren noch ein etwaiges Klageverfahren sind abgeschlossen – keine Auskünfte gegeben werden“, so die Kreissprecherin Müller.  

Vom Investor selbst, der seine deutschlandweiten Logistikzentren von Frankfurt aus betreibt und schon im Internet das Ellerauer Gebiet groß anpreist, war erneut keine Stellungnahme zu bekommen.