Wedel. Quartett im Alter zwischen 17 und 21 Jahren war nach der Bluttat am Freitag festgenommen worden. Opfer (67) trägt Ehrennadel der Stadt.
Nach der Messerattacke auf einen Lehrer der Volkshochschule (VHS) Wedel sind alle festgenommenen Männer wieder freigelassen worden. „Uns fehlt der dringende Tatverdacht“, so Polizeisprecherin Merle Neufeld. Das 67 Jahre alte Opfer befindet sich in einem stabilen Zustand.
„Der verletzte 67 Jahre alte Mann schwebt nicht in Lebensgefahr“, so Neufeld weiter. Unmittelbar nach dem Angriff, der sich am Freitag gegen 14 Uhr auf einem Parkplatz an der ABC-Straße in Wedel ereignet hatte, war die Polizei von lebensgefährlichen Verletzungen ausgegangen. Nach der Behandlung des Mannes im Krankenhaus gab es zum Glück Entwarnung.
Messerattacke von Wedel: Opfer wurde am Hals verletzt
Der 67 Jahre alte Hisham A., der als ehrenamtlicher Sprechlehrer an der VHS Wedel fungiert, wurde im Bereich des Halses – offenbar mit einem Messer – attackiert. Neufeld: „Wir stufen die Tat als versuchten Mord ein.“
Daher hatten noch am Freitag die Ermittler der Mordkommission, angesiedelt bei der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe, den Fall übernommen. Gemeinsam mit der örtlichen Polizei vermeldeten sie gerade einmal zweieinhalb Stunden nach der Bluttat einen Ermittlungserfolg.
In einer kleinen Straße nahe der Wedeler Innenstadt wurden mehrere Männer festgenommen. Die Beamten stoppten mehrere Fahrzeuge, legten den Insassen Handschellen an und führten sie ab.
Wie am Montag bekannt wurde, handelt es sich bei den festgenommenen Männern um vier Brüder. Zwei von ihnen sind 21 Jahre alt, die beiden übrigen 17 beziehungsweise 19. „Wir gehen davon aus, dass sie und das Opfer sich kennen“, so die Polizeisprecherin weiter.
Zeugen hatten von zwei Angreifern gesprochen und diese auch beschrieben
Zeugenaussagen hatten von zwei Personen gesprochen, die den VHS-Dozenten auf dem Parkplatz vor dem Schulgebäude angegriffen hatten. Die festgenommenen Männer, es handelt sich um syrische Staatsangehörige, entsprechen der abgegebenen Personenbeschreibung.
Offenbar hatten die Ermittler auch weitere Hinweise, dass es sich um die richtigen Täter handeln könnte. „Dennoch hat es letztlich nicht zu einem dringenden Tatverdacht gereicht, der Basis eines Haftbefehls gewesen wäre“, so Neufeld weiter.
Die vier Brüder selbst sollen sich nicht zu den Vorwürfen geäußert haben. Einer von ihnen wurde bereits am Freitag, die übrigen drei am Sonnabend aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Angesichts der Beweislage hatten die Ermittler auf eine richterliche Vorführung verzichtet.
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„Wir ermitteln mit Hochdruck weiter und es ist nicht ausgeschlossen, dass wir am Ende so viele Beweise gesammelt haben, dass wir wieder auf diese Personen zurückkommen“, so Neufeld weiter. Auch das Motiv der Bluttat sei nach wie vor Bestandteil der Ermittlungen.
Messerattacke vor VHS Wedel: Opfer trägt Ehrennadel
Bei dem Opfer handelt es sich nach Abendblatt-Informationen um Hisham A., der seit 2016 bei der Volkshochschule zweimal in der Woche ehrenamtlich arabischsprachige Flüchtlinge in Deutsch unterrichtet.
Er arbeitet dabei häufig mit großen Gruppen, vor allem mit Analphabeten und Zweitschriftlernenden, die ohne ihn kaum Zugang zu Sprache hätten. Für sein ehrenamtliches Engagement wurde der 67-Jährige im Januar dieses Jahres beim Neujahrsempfang vom damaligen Bürgermeister Gernot Kaser mit einer Ehrennadel der Stadt ausgezeichnet. Hisham A. lebt laut den Angaben der Polizei nicht in Wedel, sondern wohnt in Tornesch.
Nach Messerattacke: Kommissarische Bürgermeisterin zeigt sich schockiert
„Die Stadt Wedel und ihre Mitarbeitenden sind auch drei Tage nach dem Messerangriff auf einen ihrer Kollegen tief erschüttert. Die erste und wichtigste Sorge gilt unserem Mitarbeiter. Die Verwaltungsspitze und alle Mitarbeitenden hoffen, dass sich der Kollege bald und vollständig von den Folgen des Angriffes erholen wird“, so Julia Fisauli-Aalto, die derzeit kommissarisch das Rathaus leitet.
Die Stadt Wedel verurteile den Angriff auf ihren Mitarbeiter zutiefst. Fisauli-Aalto: „In einer freien demokratischen Gesellschaft kann es keine Gründe geben, die einen gewalttätigen Angriff auf einen Menschen rechtfertigen. Damit wurde nicht nur ein Mensch, sondern auch die Werte unseres freiheitlichen Zusammenlebens in unerträglicher Form verletzt. Der Rechtsstaat, da ist sich die Stadt Wedel sicher, wird eine angemessene Antwort auf diese Tat finden.“
Stadt Wedel will Sicherheitsvorkehrungen für ihre Mitarbeiter verbessern
Laut Fisauli-Aalto haben Mitarbeiter von Volks- und Musikschule die „vielleicht entscheidende Erstversorgung des Verletzten übernommen“. Die Sicherheit der Mitarbeiter im Umfeld der städtischen Einrichtungen gelte es indes zu verstärken. Dieses Thema sei bereits in der Woche vor der Attacke im Leitungsteam der Stadt angesprochen worden.
Fisauli-Aalto: „Die Gewalttat vom Freitag zeigt leider, wie notwendig diese Überlegungen sind. In den kommenden Wochen sollen Möglichkeiten geprüft werden, wie die Sicherheit durch technische oder personelle Maßnahmen erhöht werden kann.“