Pinneberg. Er plante noch eine Schau in der Drostei, doch nun starb Karl-Heinz Boyke völlig überraschend. Familie, Freunde und Kollegen trauern.
Er war streitbar, meinungsstark und diskutierfreudig, aber immer offen für andere Ansichten. So beschreiben Freunde und Weggefährten Karl-Heinz Boyke. Wie jetzt erst bekannt wurde, ist der in Uetersen geborene Bildhauer und Maler am Sonntag, 7. Juli, im Alter von 69 Jahren verstorben. Die Künstlerszene im Kreis Pinneberg trauert um den großen Künstler, der 2023 mit dem Kulturpreis des Kreises ausgezeichnet worden war.
Karl-Heinz Boyke hatte zuletzt eng mit Marion Inge Otto-Quoos (Mioq), Arne Lösekann, Florian Huber, Gagel, Birgit Bornemann, Brigitta Höppner, Florian Huber und Cornelia Regelsberger zusammengearbeitet. Sie betrauern seinen Tod. „Für Karl Boyke stand das Wir im Vordergrund. Er setzte sich vehement für die Künstlerschaft ein.“
Tod mit 69: Bildhauer Boyke lernte bei Walter Arno
Seine Sicht war geprägt durch seine Lehrer, die Kriegszeiten erlebt hatten. Er setzte sich für die Demokratie ein, sah in der Kunst das Gegenteil von Krieg und Zerstörung. Boyke wurde zunächst Vermessungstechniker. Nach vier Berufsjahren bewarb er sich 1977 für ein Studium der Freien Kunst an die damalige Fachhochschule für Gestaltung, der späteren Muthesius Kunsthochschule in Kiel.
Ab 1979 assistierte Boyke dem berühmten Künstler Walter Arno in Seeth-Ekholt und wurde später sein Schüler. Er beendete sein Kunststudium mit dem Diplom an der Muthesius Kunsthochschule. Seit 1986 war er freischaffender Maler, Bildhauer und Kurator.
Bildhauer Boyke aus Uetersen lehrte an der HAW in Hamburg
Boyke war immer offen und interessiert an verschiedenen Sichtweisen der Kunst und am Kunstverständnis, insbesondere auch von jungen Menschen. Die Vermittlung von Kunst lag Boyke, der oft als Gastdozent an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und der Sommerakademie Pentiment in Hamburg gelehrt hat, am Herzen.
Seine Devise: Kunst muss zu den Bürgerinnen und Bürgern. Darum setzte er sich insbesondere für die Kunst am Bau und im öffentlichen Raum ein. Boyke war unter anderem Vorstandsmitglied des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler, Mitglied des Kunstbeirates der Stadt Kiel sowie im Kulturwerk SH. Immer wieder setzte er sich ein für Kunst im öffentlichen Raum.
Boyke war Mitbegründer der Werkhof-Galerie in Moorrege und zudem auch Kurator verschiedener internationaler Ausstellungen. Es folgten zahlreiche eigene Ausstellungen im In- und Ausland und auch öffentliche Aufträge.
Kreiskulturpreisträger Boyke plante noch Ausstellung in der Drostei
Der Kreis Pinneberg hatte ihn mit dem Drosteipreis 2023 für seine herausragenden Leistungen auf den Gebieten der Bildhauerei und Malerei sowie sein Engagement für den künstlerischen Nachwuchs ausgezeichnet. Für 2025 –Karl-Heinz Boyke wäre dann 70 geworden – war eine umfangreiche Ausstellung in der Drostei unter dem Arbeitstitel „Boyke and friends“ geplant.
„Er hatte andere Künstler eingeladen, mit ihm gemeinsam auszustellen. Das Konzept lag aber noch nicht vollständig vor“, sagt Stefanie Fricke, Künstlerische Leiterin der Drostei. „Wir müssen gucken, wie wir damit umgehen.“ Sie bedauert den Verlust. „Karl-Heinz Boyke war ein Mensch mit Ecken und Kanten. Wir waren nicht immer einer Meinung, aber das war gut so. Wir haben uns geschätzt.“
Boykes Skulpturen stehen auch in Elmshorn und Pinneberg
Karl-Heinz Boyke erschuf über Jahrzehnte Gemälde und oft tonnenschwere Skulpturen, mit denen er im Kreis Pinneberg, aber auch weit darüber hinaus sichtbar wurde. So findet sich im Skulpturenpark Elmshorn beispielsweise die dreiteilige Granitfigur Contrapposto. Mit den beiden Künstlern Marion Inge Otto-Quoos (Mioq) und Fabian Vogler realisierte Karl Boyke die Installation Ursprung, die zwischen der Drostei und dem Pinneberg Museum steht.
„Durch seine Ausbildung zum Vermessungstechniker konnte er auch gut mit Baugeräten umgehen“, sagt der Maler Erhard Göttlicher, dem die Nachricht von Boykes Tod ebenfalls nahe geht. Boyke habe ihm oft geholfen, wenn es darum ging, tonnenschwere Objekte mit dem Gabelstapler zu bewegen. In seinem Atelier in Uetersen steht eine Skulptur, die er zusammen mit Boyke geschaffen hat. Die nackte Spanierin wirkt so lebensecht, dass sich Besucher oft erschrecken.
Karl-Heinz Boyke hinterlässt eine Tochter
Mit Kirsten Petersen hat Karl-Heinz Boyke eine gemeinsame Tochter (29). Als Paar waren sie nicht lange zusammen, blieben aber ein Leben lang Freunde. „Er war das Salz in der Suppe, sorgte für Würze, war aber nur in kleinen Mengen genießbar“, sagt Kirsten Petersen. Er sei einerseits unentbehrlich, andererseits sei es schwer gewesen, dauerhaft neben ihm zu sein.
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Als Freigeist habe er sich nie in ein Korsett stecken lassen. Kein einfacher Mensch, aber humorvoll und loyal. Boyke habe das Leben geliebt, sei ein Genussmensch gewesen. Das konnte man dem kräftigen Mann ansehen. „Er hat ein intensives Leben gelebt und wahrscheinlich mehr erlebt als die Meisten von uns.“
Künstler Karl-Heinz Boyke arbeitete bis zum Schluss an seinen Skulpturen
Die Summe seines gelebten Lebens führte aber auch dazu, dass es ihm körperlich zum Schluss nicht mehr so gut ging und er sich auf seinen Hof in Neuendeich zurückzog. „Doch er war bis zum Schluss als Künstler aktiv und arbeitete noch an verschiedenen Skulpturen“, sagt Kirsten Petersen.
Was mit seinem Nachlass passieren soll, ist noch nicht klar. Freunde und Familie werden sich bei einer Seebestattung im engsten Kreis von Karl-Heinz Boyke verabschieden. Seine Kunst bleibt sichtbar.