Wedel. Seniorenbeirat fordert Gratis-Trinkwasser an zentralen Orten in der Stadt. Doch die Politik zaudert wegen angespannter Haushaltslage.
Diese eine kleine Bitte entwickelt sich zu einer nicht enden wollenden Geschichte: Schon seit Mitte März setzt sich der Seniorenbeirat der Stadt Wedel vehement für öffentliche Trinkwasserspender ein. Diese sollen etwa am Hafen an der Elbe, am Rathausplatz oder etwa am Spitzerdorfer Marktplatz, also den vielfrequentierten Orten der Stadt, aufgestellt werden.
Gerade für Senioren sei in Zeiten des Klimawandels mit extrem heißen Sommertagen dieses Projekt wichtig, um Abkühlung und ausreichend Wasserzufuhr im öffentlichen Raum erhalten zu können. In zwei politischen Gremien (Sozialausschuss und Umwelt-, Bau-, und Feuerwehrausschuss) trug der Seniorenbeirat seinen Wunsch bereits vor.
Trinkwasser an zentralen Orten: Wedeler Rat entscheidet über Spender
Nun hat die Ratsversammlung nach einer gut 45-minütigen Diskussion entschieden. Der Antrag des Seniorenbeirats ist inhaltlich leicht erweitert worden. Neben den durchaus kostenintensiven Wasserspendern soll auch nach Alternativen gesucht werden. Dies könnten beispielsweise auch herkömmliche Wasserhähne im öffentlichen Raum sein.
Zudem soll die Verwaltung auch Sponsoring- oder Kooperationsmöglichkeiten durch beziehungsweise mit Unternehmen oder Institutionen prüfen. Der Beschluss wurde gefasst, mit ersten Ergebnissen der Prüfung könnte im Herbst zu rechnen sein.
Trinkwasserspender: Wedeler Seniorenbeirat bittet die Verwaltung um Prüfung
Im ursprünglichen Antrag hieß es: „Der Seniorenbeirat bittet die Stadtverwaltung im Zusammenwirken mit den Stadtwerken um Prüfung zur Aufstellung von Trinkwasserspendern an Wasserleitungen in Außenanlagen.“
Im Sozialausschuss sei die Aufstellung von Trinkwasserspendern von allen Fraktionen sowie der Verwaltung für sinnvoll gehalten worden. Die Verwaltung wurde beauftragt, eine Kosten- und Standortprüfung durchzuführen. Anschließend war die Kostenschätzung vorgestellt worden und zur weiteren Beratung an den UBF-Ausschuss weitergeleitet, der Ende Juni tagte.
Stadtwerke Wedel schätzt die Anschaffungskosten pro Wasserspender auf 18.500 Euro
Laut einer Kostenschätzung der Stadtwerke Wedel, die dem Sozialausschuss im Mai präsentiert wurde, sollen die Kosten pro Aufstellung eines Trinkwasserspenders bei gut 18.500 Euro liegen, die laufenden Kosten bei circa 4000 Euro pro Jahr und Spender.
Der UBF-Ausschuss vertagte die Vorlage zuletzt. „Daher haben wir als Seniorenbeirat darum gebeten, diesen Antrag auf die heutige Sitzung des Rates zu nehmen“, heißt es seitens des Seniorenbeirats. Dadurch bestünde die Chance, dass auch in Wedel noch in 2024 Trinkwasserspender in der wärmeren Jahreszeit aufgestellt werden könnten – „sehr optimistisch gedacht“. Aus Sicht der Senioren seien diese Spender „eine gute Möglichkeit, etwas zum Erhalt der Gesundheit beizusteueren“.
Wedeler Senioren argumentieren auch mit Wasserhaushaltsgesetz
Denn auch im Wasserhaushaltsgesetz werde im Zuge der öffentlichen Wasserversorgung davon gesprochen, dass „Trinkwasser aus dem Leitungsnetz an öffentlichen Orten durch Innen- und Außenanlagen bereitgestellt wird, soweit dies technisch durchführbar und unter Berücksichtigung des Bedarfs und der örtlichen Gegebenheiten, wie Klima und Geografie, verhältnismäßig ist“.
Vorstellbar seien aus Beiratssicht eigene Trinkwasserspender an öffentlichen Plätzen beziehungsweise an den Außenstellen der öffentlichen Toiletten, die wie beispielsweise in Hamburg von der Stadtreinigung betrieben werden.
In Hamburg gebe es bereits knapp 50 öffentliche Wasserspender
Im gesamten Stadtgebiet von Hamburg gibt es knapp 50 Wasserspender. Im Jahr 2020 waren es laut Recherche des Seniorenbeirats 20. In Norderstedt (Kreis Segeberg) gebe es an allen Schulen seit 2023 Trinkwasserspender, loben die Senioren. „Darüber hinaus gibt es den von uns auch schon kommunizierten Gedanken von Refill Deutschland. Geschäfte mit dem Refill-Aufkleber bieten kostenfreies Leitungswasser für jedes mitgebrachte Trinkgefäß an“, heißt es im Antrag.
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Es sei dem Seniorenbeirat unverständlich, „warum unserem Antrag auf die Prüfung zur Aufstellung von Trinkwasserspendern nicht stattgegeben wurde. Wir bitten um Zustimmung zu unserem Antrag.“ Auch der Gedanke Refill Deutschland solle bei den Gewerbetreibenden in Wedel kommuniziert werden.
Wedeler Parteien sind generell dafür – allerdings skeptisch wegen der Kosten
In der März-Sitzung des Sozialausschusses hatte die CDU-Fraktion laut Protokoll grundsätzlich erklärt, dass die Aufstellung von Trinkwasserspendern eine gute Idee sei: „Aufgrund der Haushaltssituation der Stadt Wedel und der damit verbundenen Kosten (Anschaffung und laufende Kosten) sehen sie hier jedoch eher nicht die Möglichkeit, dies zu finanzieren.“ Außerdem werde in Bezug von Hygienevorschriften eine Umsetzung als schwierig angesehen.
Die SPD erklärte damals, dass Klimapolitik auch Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels beinhalten müsse, wie zum Beispiel solche Trinkwasserspender. Eine Kostenprüfung solle zeigen, ob eine Umsetzung möglich ist oder nicht. Die Grünen Fraktion unterstützte den Antrag und sah laut des öffentlichen Protokolls auch im Bereich Wedel-Nord potenzielle Standorte für Trinkwasserspender. Die FDP sah dem Antrag ebenfalls positiv entgegen. Aber eine Prüfung der Kosten solle vorab erfolgen.