Uetersen. Sportfreunde werden in der Kreisliga 1 nach Nichtantritt vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Zuvor waren schon TSV und Rasensport am Ende.
„Fast 19.000 Einwohner, aber keine Fußball-Herren mehr im Ligabetrieb. Für eine Stadt wie Uetersen ist das unbegreiflich.“ Jan Ketelsen, Trainer des 1. FC Quickborn (47), wundert sich aus gutem Grund. In der Kreisliga 1 ist Sportfreunde Uetersen Dostlukspor erneut nicht angetreten. Am Ende der Hinrunde hatte der Tabellenletzte zunächst auf seine Partie gegen die SV Lieth II verzichtet. Am vergangenen Freitag, 15. März, erschien das personell gebeutelte Team auch nicht in Hasloh.
Nach den Statuten ist das Fernbleiben gleichbedeutend mit dem Ausschluss vom Punktspielbetrieb. Der Verein muss künftig in der Kreisklasse B ganz von vorn anfangen – wenn er es in den kommenden Monaten denn schafft, genügend Spieler für sich zu begeistern.
Alle bisherigen Saisonspiele der Sportfreunde werden aus der Wertung genommen
Für Wirbel in der Kreisliga ist gesorgt. Alle Sportfreunde-Partien werden aus der Wertung genommen. Es kommt zu etlichen Punkteabzügen. Ketelsen berechnete, was dadurch entsteht. „Die ersten sechs Mannschaften rücken jetzt ganz eng zusammen.“
Im vergangenen Sommer hatte sich schon die Sportfreunde-Zweite vom Spielbetrieb in der Kreisklasse 1 verabschiedet. Der ruhmreiche TSV Uetersen, 1957 auf der Schwelle zur 1. Liga (Oberliga Nord) der Republik, bezahlte Anfang März zu wenig Substanz für Punktspiele mit dem Aus in der Kreisklasse B.
TSV-Nachfolger Rasensport war Anfang 2023 am Ende
Der im Streit 2015 aus dem TSV hervorgegangene Verein Rasensport war im Januar 2023 am Ende gewesen. Ein Trainer, der einige Monate vorher anfangen und junge Spieler mitbringen wollte, war plötzlich abgesprungen. Das Aufgebot erwies sich nach einem Aderlass in der Landesliga nicht mehr als wettbewerbsfähig. Was läuft schief in der Rosenstadt?
Der frühere Meistercoach Peter Ehlers, der die Rasensportler aus der Kreisklasse B in die Landesliga geführt hatte und im Club seines Herzens für die Super-Senioren kickt (57), prangert die Sportplatzsituation zwischen Alsen- und Jahnstraße an. „Mit seinen zwei Kunstrasenplätzen und weiteren Möglichkeiten im Sportpark Torneum hat uns Union Tornesch längst den Rang abgelaufen. Unseren Gästen aber fällt die Kinnlade runter, wenn sie bei uns spielen.“ Dann würde es nur heißen: „Was habt ihr denn hier für einen Acker.“
Hat Uetersen die Entwicklung bei den Sportplätzen verschlafen?
Ist es so, wie von Ehlers behauptet, dass die Stadt die Entwicklung verschläft? Ein Gutachten im Jahr 2022 hatte ergeben, dass die Sanierung der auf einer Hausmüll-Halde erbauten Sportplätze – drei oft vom Maulwurf heimgesuchte Rasenflächen, dazu 70 x 100 Meter rote Erde – zu teuer ist. Ein alternatives Gelände für den heiß ersehnten und offenbar dringend benötigten Kunstrasen sei nicht in Sicht.
Unverdrossen arbeiten die Rasensportler trotzdem an ihrer Zukunft. Unter den 13 Nachwuchsteams ist eines des Jahrgangs 2005 dabei, das theoretisch ab Sommer 2024 das Gerippe eines neuen Herren-Teams bilden könnte – wenn sich der FC Union oder andere Clubs in der Nachbarschaft mit besserer Infrastruktur nicht als zu große Verlockung erweisen.
TSV Uetersen wird im Erwachsenenbereich noch lange keine Rolle spielen
Der TSV mit seinen vier Jugendmannschaften im unteren Altersbereich wird bei den Herren in naher Zukunft keine Rolle spielen. Zum Vergleich: Union Tornesch hat diese Saison 22 Jugendteams am Start.
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Und Sportfreunde mit seinem Männerteam? Trainer Galip Özkan verbreitet etwas Zuversicht. „Ich kämpfe um den Fortbestand meiner Mannschaft, ich kann nicht anders, sie ist mein Kind.“
Als sie noch spielten, sorgten die Sportfreunde bereits für Kuriositäten
Aber ein ziemlich bockiger Sprössling. Nach Roter Karte gleich im ersten Spiel gegen Union Tornesch III (1:1) war Spieler Asen Asenov für ein halbes Jahr gesperrt worden. Sportfreunde wurde zudem mit drei Minuspunkten belastet. Im vorläufig letzten Spiel an 10. März beim Moorreger SV (0:5) stapfte Keeper Kasim Gyulbadiev noch vor dem Abpfiff wütend vom Spielfeld. Co-Trainer Hüseyin Cavdar sah die Gelb-Rote Karte. Für den Auftritt in Hasloh fanden sich dann keine elf Spieler mehr.