Uetersen. Fußballverein meldet Landesligateam vom Spielbetrieb ab. Personeller Aderlass im Sommer war doch zu groß

Das ist der nächste schwere Schlag für den Fußball im Kreis Pinneberg, nachdem 2019 schon der Wedeler TSV den Rückzug aus der Oberliga angetreten hatte: Rasensport Uetersen hat sich vom Spielbetrieb in der Landesliga (Hammonia-Staffel) abgemeldet.

Die Herren-Abteilung des Clubs, bei der Vereinsgründung 2016 mit drei Teams am Start, existiert damit (vorerst) nur noch auf dem Papier. „Alle Versuche, während der Winterpause Spieler zu gewinnen, sind fehlgeschlagen. Der aktuelle Kader reicht aber nicht, die Rückrunde zu Ende spielen zu können“, heißt es in der offiziellen Stellungnahme, die der Vereinsvorsitzende Carsten Vater abgab. „So haben wir uns zum äußersten Schritt gezwungen gesehen, den wir nie gehen wollten.“

Vorstand lehnt weitere Äußerungen ab, aber die Zahlen sprechen für sich

Weitere Äußerungen vom Vorstand werde es in dieser Angelegenheit nicht geben. Dafür sprechen die Zahlen für sich: Ohne Punktgewinn dümpelten die Rasensportler am Tabellenende. In 16 Partien handelten sie sich 104 Gegentore ein und erzielten selbst nur vier Treffer. Vier zweistellige Niederlagen waren dabei. Dazu kam das kampflose 0:3 auswärts gegen Nikola Tesla, als partout keine elf Mann auf die Beine zu bekommen waren. Von ursprünglich 27 Spielern im Kader stand am Ende nur noch ein Dutzend zur Verfügung.

Ohne Unterstützung aus den Alten Herren wäre der Spielbetrieb schon im vergangenen Jahr nicht mehr aufrecht zu erhalten gewesen – die Folge eines riesigen Aderlasses im Sommer und davon, dass sich der Verein im Sommer notgedrungen überwiegend an der „Resterampe“ mit unzuverlässigen oder undisziplinierten Spielern bedient hatte.

Ex-Trainer Jens Schmanke erneuert Kritik an Uetersener Rahmenbedingungen

Traumatische Züge nimmt die Entwicklung für Trainer André Otto an, der vor einem Jahr als Verantwortlicher bei der SV Halstenbek-Rellingen II schon einmal von einem Rückzug betroffen gewesen war. In die Saison 2022/23 war Otto noch an der Seite von Jens Schmanke gestartet, den Rasensport wegen kritischer Äußerungen, intern als „vereinsschädigend“ gewertet, entließ. Schmanke, inzwischen beim Tangstedter SV in der Kreisklasse A, beschäftigt, erneuert seine Kritik. „Es fehlte an Selbstverständlichkeiten, zum Beispiel mal ein Essen mit den Sponsoren, damit die Spieler wenigstens ihre Fahrtkosten erstattet bekommen. Insgesamt hat der Vorstand die Mannschaft nicht genügend unterstützt.“ Angeblich stehen mehrere Raspo-Akteure nun vor einem Wechsel nach Tangstedt. Schmanke: „Das kann passieren.“

Christian Sommer, von 2016 bis 2019 Trainer der Raspo-Zweiten (jetzt Heidgrabener SV), sieht einen Kardinal-Fehler: „Zu meiner Zeit drehte sich alles nur um die Erste. Da hat man versäumt, den Unterbau zu verjüngen. Das hatte dann auch mein Nachfolger Michael Schippmann zu spüren bekommen.“ Wobei Sommer die eigentliche Problematik bewusst ist. „Uetersen ist umgeben von Konkurrenz mit Kunstrasenplätzen.“ Vor allem der FC Union Tornesch mit den Möglichkeiten, die der Sportpark „Torneum“ bietet, sei Rasensport weit enteilt.

Ehemaliger Raspostürmer Jobmann bedauert die Entwicklung in Uetersen

Der frühere Raspo-Stürmer Marcel Jobmann (SV Halstenbek-Rellingen) beanstandet ebenfalls die fußballerische Infrastruktur in der Rosenstadt und empfindet tiefes Bedauern für Peter Ehlers, der nach der Abspaltung vom TSV eisern am Ball geblieben war und vier Mal mit Raspo aufstieg, ehe er sein Traineramt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung stellte. „Um Rasensport dorthin zu bringen, wo der TSV einmal war, ist mit Sicherheit viel Herzblut geflossen. Dass es so zu Ende geht, ist ein kleiner Schock“, sagt Oliver Berndt, sportlicher Leiter in Halstenbek.

Uetersens Rückzug verlängert Winterpause für SSV Rantzau bis zum 10. Februar

Für den SSV Rantzau als ursprünglichem Gegner am 5. Februar bedeutet der Raspo-Rückzug, den Punktspielbetrieb erst am 10. Februar in Poppenbüttel aufzunehmen. Trainer Marcus Fürstenberg wird sein Programm zurückfahren, nachdem sich die Barmstedter beim 1:2 (0:2) gegen Buchholz 08 (Oberliga) – Torschütze per Freistoß: Lukas Raphael – zu früh in guter Form präsentierten.

Mit den Neuzugängen Knut-Ole Mohr (Torwart von Union Tornesch/36) sowie Omar Nabizada, Linksaußen aus der Ukraine, der neben Pascal Haase, Niklas Siebert (je 2) und Daniel Diaz sogleich zu den Torschützen zählte, gewannen die Halstenbeker beim Rissener SV (Kreisliga 5) glatt 6:0 (3:0).