Wedel. Der 17-Jährige spielt sich bei den Männern des SC Rist immer mehr in den Vordergrund. Welche Nationalteams wohl bald um ihn buhlen.
Adler oder Löwe: Gut möglich, dass sich Noé Bom eines Tages zwischen Greifvogel und Raubkatze entscheiden muss. Der 17 Jahre junge Aufbauspieler, der in der bisherigen Pro-B-Saison bei den Basketballern des SC Rist Wedel zu den großen Gewinnern zählt, ist im Notizbuch von U18-Bundestrainer Dirk Bauermann vermerkt.
Er gehörte im Februar 2023 zu den 38 Auserwählten für einen Lehrgang in Kienbaum. „Wir wurden schon informiert, dass er auch für das Albert-Schweitzer-Turnier im erweiterten Kader ist. Ob er es dann final in den Kader schafft, wird man sehen“, sagt Christoph Roquette, der Sportliche Leiter des SC Rist.
Basketball Pro B: Noé Bom steht im erweiterten Nationalkader für das Albert-Schweitzer-Turnier
Erwähnte Traditionsveranstaltung mit Teilnehmerländern aus Afrika, Asien, Europa, Ozeanien und Südamerika gilt als Schaulaufen einiger der größten Talente im U18-Alter und findet Ende März/Anfang April in Mannheim und Viernheim statt.
Nicht beim Albert-Schweitzer-Turnier, aber grundsätzlich schon könnte Bom auch für Kamerun – das Heimatland seines Vaters – auflaufen. Also, im Falle des Falles Adler oder Löwe? „In der Jugend erst mal Deutschland und bei den Herren muss ich noch überlegen“, lautet Boms diplomatische Antwort.
In der gesamten ProB Nord spielt kein Akteur aus dem Jahrgang 2006 so viel wie Noé Bom
Keinem anderen Vertreter des Geburtsjahrgangs 2006 wird in der ProB-Nord so viel Einsatzzeit zugestanden wie Bom. 22:32 Minuten waren es im Schnitt bei Boms 13 Auftritten in seiner ersten „echten“ Saison im Herrenbereich. „Ich habe mir auf jeden Fall viel Spielzeit erhofft und dachte mir: 15 Minuten sind drin“, sagt er. „In den ersten Spielen habe ich gemerkt, dass ich zurechtkomme. Auch die Vorbereitungsspiele haben gezeigt, dass ich gut klarkomme“, erinnert er sich.
Zusammen mit Darren Egbe und Jayden Fatnassi bildet Bom eine „Dreierbande“ mit Gemeinsamkeiten: Jeweils auf den Positionen eins und zwei einsetzbar, zwischen 16 und 17 Jahre alt und im Begriff, in ihrer ersten ProB-Saison Ausrufezeichen zu setzen.
Der SC Rist ist sich des großen Potenzials seiner Nachwuchsspieler bewusst
„Wir haben gesehen, was für ein Potenzial da schlummert. Deswegen haben wir auch gesagt, dass wir ihnen einfach Spielzeit einräumen müssen. Dazu gehört, dass wir einen Trainer haben, der das extrem fördert und den Mut hat, die jungen Spieler einzusetzen. Das ist aber auch harte Arbeit und eine Entwicklung“, so Roquette.
Der sportliche Leiter verweist auf die „Fieberkurve“ zwischen den ersten Vorbereitungsspielen und dem jetzigen Stand. „Wir haben uns ein Ziel gesetzt, wie viele Siege wir ungefähr bis Weihnachten holen müssen. Da liegen wir jetzt drüber. Auch die Entwicklung von Noé ist deutlich besser als wir erhofft haben“, sagt Roquette.
Das Nachwuchstrio nimmt sich die Einsatzzeiten nicht gegenseitig weg
Bom hat innerhalb des Trios derzeit die Nase vorn – böses Blut gebe es bei den ehrgeizigen ProB-Neulingen deshalb aber keineswegs, betont er: „Jeder will halt mehr Spielzeit bekommen. Wir halten zusammen. Wenn der eine mehr spielt und der andere weniger, ist man nicht böse.“
Und es sei nicht zwingend so, dass sich das Dreiergespann Bom-Egbe-Fatnassi gegenseitig die Einsatzzeit nehme, erläutert Roquette: „Es sind unterschiedliche Spielertypen. Darren ist ein klarer Point Guard. Noé ist ein Combo Guard, er kann die Eins und die Zwei spielen. Jayden ist ein noch kräftigerer Typ, der in der ProB auch auf die Zwei und die Drei gehen kann. Da sind wir flexibel, auch weil Hamed Attarbashi kein starres System fährt.“
Mit dem unwesentlich älteren Justus Waller (18) bewirbt sich ein weiteres Talent in der Schaltzentrale um Einsatzzeit, ganz zu schweigen von Niklas Krause und Leif Möller, die aber des Öfteren mit den Hamburg Towers auf Achse sind.
Bom baut im Sommer sein Abitur und nimmt schon an Trainingseinheiten der Hamburg Towers teil
Auch Bom, der im Sommer sein Abitur machte, nimmt bisweilen an den Einheiten des Bundesligisten teil. „Das ist noch mal etwas ganz Anderes als das ProB- oder NBBL-Training. Deswegen ist das für mich auch ein guter Maßstab“, findet der 17-Jährige, der in der Saison 2019/20 gemeinsam mit seinem älteren Bruder Jules im seinerzeit von Stephan Blode geleiteten Wedeler JBBL-Aufgebot stand und derzeit neben den ProB-Einsätzen in der NBBL (für die Towers) spielt.
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„Noé hat eine enorme Entwicklung genommen“, sagt Roquette. „Intensität ist da, Schnelligkeit ist da. Das ist immer volle Pulle“, so der Sportliche Leiter. Bom nutzt seine Vorzüge oft, um Gegenspieler zu umkurven sowie schlicht und ergreifend stehen zu lassen: „Er hat den Mut, den gegnerischen Korb zu attackieren und mit seinem Tempo in die Zone zu gehen. Das ist schön zu sehen“, sagt Roquette. Bom selbst erläutert, er wolle seine Konstanz beim Wurf erhöhen: „Es gab ein paar gute Spiele und Spiele, in denen ich nicht getroffen habe“.
Wenn die Entwicklung passt, sind Bundesliga und Europapokal erreichbare Ziele
„Jetzt gilt es, weiter an allen Aspekten zu arbeiten, das Spiel auch mehr zu lesen, auch mal Geschwindigkeit rauszunehmen. Aber das ist alles völlig in Ordnung, das wird er lernen“, meint der Sportliche Leiter. „Mit der richtigen Dosierung und einem besser fallenden Wurf kann man bei Noé eine schöne Entwicklung erwarten. Mal gucken, wo die hinführen wird“, erläutert Roquette.
Eines Tages möglicherweise zu Bundesliga- und/oder Europapokaleinsätzen für die Towers? Oder auch in die Nationalmannschaft? Aber welche? Doch bis dahin steht erst einmal der Pro-B-Alltag an. Als nächste Etappe mit dem Heimspiel am Sonntag, 7. Januar, 17 Uhr, gegen die BSW Sixers. Der Tabellenachte empfängt den Ligavierten in der Steinberghalle. Ein wichtiges Match auf dem Weg zum Erreichen der Play-offs.