Wedel. Die Steinberghalle, Heimstätte der Zweitliga-Basketballer in Wedel, zerfällt. Nun wurde die Erneuerung verschoben - mit diesen Folgen.

Passend zum Motto „Merry Ristmas“ – dem letzten Heimspiel vor Weihnachten – haben sich die Pro B-Basketballer des SC Rist Wedel selbst mit dem fünften Sieg aus den letzten sechs Spielen beschenkt. Gegen den direkten Tabellenkonkurrenten Iserlohn Kangaroos überzeugte das junge Team (Durchschnittsalter 19,2 Jahre) mit einem dominanten 86:64-Erfolg.

Entsprechende Jubelstimmung in der gut besetzten Steinberghalle. Aber kann es das traditionelle Weihnachtsspiel auch in Zukunft noch geben? Denn die Heimstätte in Wedel ist seit längerer Zeit marode - und wird es wohl auch jahrelang bleiben.

Sporthalle Ärger: Geplante Sanierungsarbeiten werden erneut verschoben

Es steht Ärger ins Haus: Seit Jahren sind umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Steinberghalle geplant, die Hoffnungen ruhten auf Sommer 2024, in dem die Stadt Wedel dann die Halle sanieren wolle. Doch erst auf Nachfrage erfuhr der Verein, dass die Finanzierung nicht gegeben sei und sich die Arbeiten um weitere drei Jahre auf 2026 und 2027 verschieben würden.

„Diese Nachricht löst in unserem Verein großen Unmut aus“, sagt Andrea Koschek, 1. Vorsitzende, in einem offenen Brief an die Wedeler Politik. Die Steinberghalle sei an mehreren Stellen sanierungsbedürftig; der Hallenboden ist seit Jahren in einem schlechten Zustand. Löcher wurden notdürftig gestopft oder stören die Linienmarkierungen.

Ligaverantwortlichen drücken jedes Jahr bei der Steinberghalle ein Auge zu

„Bei jeder Abnahme durch die Ligen wird ein Auge zugedrückt, damit wir noch die Zulassung bekommen. Bei jeder Abnahme wissen die Leute Bescheid und sagen: ‚Ihr könnt ja nichts dafür‘“, sagt Koschek. Die Löcher im Boden bieten Stolperpotential und können so zu Verletzungen bei den Spielerinnen und Spielern führen. Zur Abnahme gehören auch drei Duschen, die Wedel derzeit nicht zur Verfügung stellen kann. Wegen eines Legionellenbefalls sind die kompletten Sanitäranlagen lahmgelegt, nur zwei Duschcontainer sorgen im Dauereinsatz für Hygiene.

Steinberghalle
Die Steinberghalle hat ein Problem mit der Linie. Die Lochabdeckungen können nicht ohne Hilfsmittel gedreht werden, die Linien sind dadurch nicht durchgängig. Ein Mangel, der von Schiedsrichtern angesprochen wird. © Lukas Görlitz | Lukas Görlitz

Ein weiteres Problem ist die Beheizung der Halle. In den kalten Wintermonaten sinkt die Raumtemperatur auf unter 17 Grad Celsius – zu kalt für einen ordentlichen Trainingsbetrieb. „Die Heizung läuft entweder gar nicht oder auf Hochtouren, dazwischen geht nichts“. Bei Heimspielen der Pro-B-Herren mit über 500 Zuschauern läuft die Heizung dann bei offenem Fenster – in Zeiten hoher Heizkosten nicht gerade wirtschaftlich.

Schlimmste Konsequenz des Bauzustandes wäre der Entzug der Spiellizenz

„Das worst-case-Szenario wäre, dass uns die Liga die Lizenz für die Halle entzieht“, fürchtet Koschek um den Spielbetrieb der kommenden Jahre, wenn es nicht gelänge, die Halle zu sanieren. „Aber wir haben keine Alternative. Wir werden vorerst nichts ändern. Wir wollten einmal mit unserem Brief öffentlich darauf hinweisen, wie schlecht die Situation ist, aber damit müssen wir uns wohl oder übel abfinden.“

Fest steht: Die Probleme werden nicht besser, die Gefahr der Nichtnutzbarkeit wird eher größer als kleiner. Betroffen wären ja nicht nur die Zweitliga-Basketballer. Es würde bedeuten, dass über 450 Kinder und Jugendliche ihrer Leidenschaft Basketball nicht mehr nachgehen können.

Ausschussvorsitzende Julia Fisauli verweist auf die Sparpolitik der Stadt

Eine Antwort der Politik stehe noch aus, sagt Koschek und appelliert an die Stadt: „Wir wissen, dass der Sport nicht an erster Stelle steht. Mein Wunsch ist, dass die Politik zu den Dingen, die wirklich wichtig sind, Ja sagt und zu anderen Dingen Nein. Ich weiß, man kann nicht immer alles haben, aber man muss Kompromisse finden“. Die Kostenschätzung für die Sanierung der Steinberghalle beläuft sich auf rund drei Millionen Euro.

„Das ist wirklich schmerzhaft und ärgerlich!“, lautet die Reaktion Julia Fisauli, der CDU-Fraktionsvorsitzenden und Vorsitzenden des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport, auf den Brief des SC Rist. In ihrer Antwort verweist sie auf die Sparpolitik der Stadt: „Es ist somit eine äußerst schwierig Lage, die wenigen verbleibenden Mittel gut und gerecht einzusetzen“, sagt die Kommunalpolitikerin, die gleichzeitig die 1. Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Wedel ist.

Die genauen Beweggründe der Stadtverwaltung kenne Fisauli jedoch nicht. Eine Anfrage des Hamburger Abendblatts bei der Stadtverwaltung Wedel zum Thema Steinberghalle wurde bislang nicht beantwortet.

Martin Balasus (CDU) will Renovierung der Steinberghalle als Priorität einordnen

Hilfe soll jetzt auf Kreis und Landesebene gesucht werden. Neben Fisauli sagte auch der Landtagsabgeordneter Martin Balasus (CDU) Hilfe für den SC Rist zu. „Ich unterstütze ausdrücklich, dass der Sanierung der Steinberghalle als Ort des Spitzen-, Breiten- und Schulsports die notwendige Priorität eingeräumt wird. Die Förderung des Sports ist kein verzichtbarer Luxus“, heißt es in der Mail vom Abgeordneten des Wahlkreises Pinneberg-Elbmarschen an den SC Rist.

Balasus betont, dass Schleswig-Holstein bis zu 500.000 Euro an Fördergeld zur Verfügung stelle, dass aber dennoch die Hauptverantwortung bei den Kommunen liege. „Die Entscheidung, ob und wann saniert wird, kann aber niemand der Stadt Wedel abnehmen.“

Die Atmosphäre in der Steinberghalle ist beim „Merry Ristmas“ ungetrübt

Es wäre wichtig, damit die Basketballfans der Region weiterhin so überzeugende Auftritte des Wedeler pro-B-Männerteams sowie der anderen Ligamannschaften des SC Rist sehen können. Und Pro-B-Trainer Hamed Attarbashi ist nach dieser bislang konstantesten Leistung seines Teams so richtig auf den Geschmack gekommen.

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„Es ist ein schönes Gefühl so kurz vor Weihnachten zu sehen, dass wir uns in die richtige Richtung entwickeln“, sagte der Headcoach erfreut. „Es war das erste Mal in dieser Saison, dass wir von Anfang an geführt und unser Spiel bis zum Ende durchgezogen haben. Wir hatten keine Phase, in der wir desolat waren.“

Möller rist
Leif Möller (am Ball) ist in der proppenvollen Steinberghalle mit 15 Punkten zweitbester Scorer des SC Rist Wedel gegen die Iserlohn Kangaroos. Wie lange die mit Mängeln behaftete Arena noch einen würdigen Rahmen für die Pro-B-Punktspiele der Risters liefern kann, ist fraglich. Die für 2024 erhoffte Renovierung wurde aufgeschoben. © Lukas Görlitz | Lukas Görlitz

Mit dem dritten Sieg in Folge hat Wedel (sieben Siege, fünf Niederlagen) den siebten Tabellenplatz gefestigt. Attarbashi: „Man sagt, dass bei sieben bis neun Siegen der Abstieg so gut wie durch ist. Das gibt uns schon mal eine gewisse Sicherheit.“

Hamed Attarbashi ist von der Stimmung in der Steinberghalle begeistert

Vor allem mit einer starken Defensive hat der SC Rist seine Gegner im Griff, in der Offensive können die Spieler frei und kreativ agieren. Der 47-jährige Basketballtrainer freute sich über sein erstes „Merry Ristmas“-Spiel auf der Wedeler Bank: „Es ist ein tolles Konzept und es ist einfach mal etwas anderes, es macht etwas mit der Stimmung. Generell ist das Publikum in dieser Saison fantastisch, gefühlt wird es von Spiel zu Spiel mehr.“

Viertelergebnisse: 24:19, 22:14, 18:17, 22:14.
SC Rist (Punkte): Camron Reece (18), Leif Möller (15), Noé Bom (11), Darren Egbe (10), Al-Fayed Alegbe, Daniel Johansson, Niklas Krause (je 7), Nikola Sredojevic (6), Linus Hoffmann (3), Mika Tangermann (2).