Tornesch. Deutsche Meisterin über 800 Meter setzt sich auch bei der Wahl durch. Und sie war nicht die einzige Athletin aus dem Kreis Pinneberg.
Exakt 2:01,42 Minuten benötigt Leichtathletin Alina Ammann (TuS Esingen) im vergangenen Juli für den bislang größten Erfolg ihrer Karriere. Die 25-Jährige aus Tornesch lässt die Sportszene aufhorchen, als sie im Kasseler Auestadion mit einer furiosen Schlussrunde ihre Konkurrentinnen abfängt und sich den deutschen Meistertitel über 800 Meter der Frauen sichert.
Eine Sensation, da sie in den Jahren zuvor immer wieder durch Verletzungen oder Erkrankungen ausgebremst wurde. Nun hat Alina Ammann durch ihre damalige Leistung einen weiteren Titel geholt: Sie ist Schleswig-Holsteins Sportlerin des Jahres 2023.
Sportlerehrung: Am Festakt in den Holstenhallen nehmen Landtagspräsidentin und Sportministerin teil
Es war ein würdiger Rahmen, den der Landessportverband Schleswig-Holstein für die Verleihung der Titel für Mannschaft, Sportler und Sportlerin des Jahres 2023 gewählt hatte. Die Kieler luden in die Holstenhallen von Neumünster zur LSV-SportGala ein und neben den Kandidatinnen und Kandidaten sind auch Landtagspräsidentin Kristina Herbst und Sportministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack dem Ruf gefolgt.
Als LSV-Präsident Hans-Jakob Tiessen zur Ehrung der Sportlerin des Jahres schritt, da zeigte die großformatige Projektion im Hintergrund der Bühne für alle gut lesbar an: Alina Ammann hat schon wieder in einem Fotofinish die Nase vorn. Hatte die Hamburger Psychologiestudentin in Kassel ihre Konkurrenz um wenige Hundertstelsekunden distanziert, so betrug nun ihr Abstimmungsvorsprung wenige Prozentpunkte in einem Pinneberger Kopf-an-Kopf-Rennen.
Alina Ammans Vorsprung vor Tanja Scholz beträgt lediglich 1,81 Prozentpunkte
Mit 22,84 Prozent der abgegebenen Stimmen lag Alina Ammann nur knapp vor der Elmshorner Paralympic-Schwimmerin Tanja Scholz (39). Die erneut mehrfache Schwimm-Weltmeisterin vereinte 21,03 Prozent des Votums auf sich. Nach Triathletin Julia Bröcker (19,55 Prozent) rangiert auf Platz vier mit 18,55 Prozent der Stimmen Springreiterin Janne Friederike Meyer-Zimmermann – die dritte Athletin aus dem Kreis Pinneberg, die für diese Wahl nominiert war.
Für Alina Amman ein perfekter Schlusspunkt hinter ein Jahr, das sich seit ihrem DM-Erfolg in sportlicher Hinsicht grundlegend geändert hat. „Nach der deutschen Meisterschaft kann ich den Sport jetzt viel professioneller betreiben; ich habe zum Beispiel zwei Sponsoren dazubekommen“, erzählt die 25-Jährige. „Davon kann ich zwar nicht mein ganzes Leben finanzieren, aber ich bin dennoch jetzt Profisportlerin und weiterhin auf der Suche nach Sponsoren.“
Die Terminanfragen sind seit dem DM-Titel deutlich mehr geworden
Doch nicht nur die Sportwirtschaft hat die gebürtige Tornescherin für sich entdeckt. „Das Interesse an meiner Person ist deutlich größer geworden, auch von journalistischer Seite“, berichtet die Masterstudentin der klinischen Psychologie und Psychotherapie. „Allerdings war die Sommersaison für mich nach der DM praktisch vorüber. Ich hatte aber nur eine kleine ,off season‘, war da im Urlaub und bin jetzt im Aufbautraining, das ich den Winter hindurch durchziehen werde.“
Wegen des Klimas ist für diese Aufbaupläne allerdings Tapetenwechsel angesagt. „Anfang des Jahres geht es für mich nach Portugal ins Trainingslager.“ Vorhaben, die Alina Ammann seit Kassel neu koordinieren muss. „Zu Studium und Sport sind halt jetzt doch deutlich mehr Presseanfragen gekommen. Dies alles aufeinander abzustimmen war dann eine neue Herausforderung, aber der Fokus liegt schon auf dem Training.“
Die Ehrung in Neumünster sieht Amman als Anerkennung für ihre Gesamtleistung
Viel Arbeit und Aufwand, für den sich die 800-Meter-Spezialistin nun durch die Ehrung in Neumünster belohnt sieht. „Für mich ist der Titel eine riesige Wertschätzung nicht nur meiner sportlichen Leistung, sonders auch dessen, was dahinter steckt“, sagt Alina Ammann. „Das harte Training, Fleiß, Verzicht – vielen ist wohl nicht bewusst, was es bedeutet, Profisport zu betreiben. Durch diese Ehrung wird das auch gesehen.“
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Lange muss Alina Ammann aber nicht mehr auf ihren nächsten Wettkampf warten, die (kurze) Hallensaison naht. „Voraussichtlich werde ich am 20. Januar in Dortmund beim Sparkassen Indoor Meeting die 800 Meter laufen, direkt aus dem Trainingslager“, sagt Schleswig-Holsteins Sportlerin des Jahres 2023. „Dann noch im Februar in Leipzig die Hallen-DM, aber danach liegt mein Fokus darauf, sportlich die Zwei-Minuten-Marke über 800 Meter zu unterbieten und vor allem: weiterhin gesund zu bleiben.“
Zu Weihnachten geht es für Alina Ammann nach Hause zu den Eltern in Tornesch
Dafür ist auch ein harmonische Umfeld wichtig, und das nimmt die 25-Jährige besonders jetzt über die Weihnachtstage in Angriff. „Nachdem ich mich die letzten Wochen und Monate doch sehr aufs Studium konzentriert habe, fahre ich nun nach Hause zu meinen Eltern nach Tornesch“, sagt Alina Ammann. „Weihnachten wird zu Hause gefeiert, es würde mich sonst fehlen, ich bin schon sehr heimatverbunden.“
So lief die Abstimmung zur Sportlerin des Jahres
Rund 10.700 Stimmen sind online von Sportinteressierten im Land auf der Homepage des Medienpartners NDR sowie per Jury-Voting von den Vorsitzenden/Präsidentinnen und Präsidenten der Landesfach- und Sportfachverbände im Landessportverband, den Mitgliedern des LSV-Vorstandes sowie den Mitgliedern der Vereinigung Schleswig-Holsteinischer Sportjournalisten in den drei Kategorien abgegeben worden.
Zuvor hatte eine Jury aus LSV-Vertreterinnen und -Vertretern, der Vereinigung der Schleswig-Holsteinischen Sportjournalisten und des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein eine Vorauswahl zu den Nominierten getroffen. Zur Wahl standen jeweils fünf Sportlerinnen, Sportler und Mannschaften.