Tornesch. 800-Meter-Spezialistin des TuS Esingen wird mit höchster Auszeichnung des Landesverbands geehrt. Doch Verletzungen bremsen sie aus

Alina Ammann zieht gerade innerhalb Hamburgs um, noch ist in der neuen Wohnung längst nicht alles an seinem Platz. Die Trophäe „Goldener Rennschuh“ hat es allerdings schon ins Wohnzimmer geschafft. Davor stand die Auszeichnung eine Zeit lang wegen des Umzugschaos noch im Flur des Tornescher Elternhaus. Jetzt hat der Ehrenpreis des schleswig-holsteinischen Leichtathletik-Verbands auch seinen Ehrenplatz bekommen. Ehrensache! Schließlich ist es die höchste Auszeichnung des Verbandes.

Alina Ammann ist bei der Ehrung nur als Gast im Stadion

Ende August war die 23 Jahre alte Leichtathletin des TuS Esingen, die am liebsten auf der 800-Meter-Strecke startet, bei den Landesmeisterschaften von Hamburg und Schleswig-Holstein in Büdelsdorf überrascht worden. Der Preis ist ein ewiger Wanderpreis, wird jährlich einmal vergeben. Ammann erhielt die Auszeichnung für besondere Leistungen in der schleswig-holsteinischen Leichtathletik. „Ich habe bei dieser Landesmeisterschaft nur zugeguckt und bin nicht gestartet, weil ich verletzungsbedingt diese Saison nicht gelaufen bin. Und dann habe ich auf einmal meinen Namen gehört und mich total darüber gefreut. Das ist eine riesige Ehre für mich“, erinnert sie sich an den schönen Moment.

Über 800 Meter hält Alina Ammann mit einer Ausnahme alle Landesrekorde

Mit einigen Freunden hat sie vor Ort vor dem Beginn der Wettkämpfe noch etwas trainiert. Das erklärt das sportive Outfit. Die Läuferin hält auf der 800-Meter-Strecke fast alle Rekorde in sämtlichen Altersklassen im nördlichsten Bundesland. In der Jugend W14, W15, U18, U20 und Frauen. Sowohl draußen auf der Tartanbahn, als auch in der Halle. Im Innenbereich fehlt lediglich die beste Zeit bei den Frauen.

Noch nicht durch Verletzungen gebremst: Alina Ammann (TuS Esingen) läuft zur Bronzemedaille bei der Hallen-DM 2019 in Leipzig.
Noch nicht durch Verletzungen gebremst: Alina Ammann (TuS Esingen) läuft zur Bronzemedaille bei der Hallen-DM 2019 in Leipzig. © HA | Ralf Görlitz

Kommt aber vielleicht noch. Hoffentlich, denn eines zieht sich ebenso wie Erfolge – es gab zudem insgesamt fünf Medaillen bei Jugend-Meisterschaften und Deutschen Meisterschaften, sowie drei Junioren-WM-Starts bei U18 und U20-Wettkämpfen – durch die persönliche Laufbahn: Verletzungen.

Bislang letzter Wettkampf war die Landesmeisterschaft 2020

Es sind kleinere und größere Probleme, die der Psychologie-Studentin in puncto Kontinuität oft einen Strich durch die Rechnung machen. Der bisher letzte Wettkampf war die Landesmeisterschaft im August 2020. „In dem Jahr war alles soweit gut, aber 2021 bin ich meine Schienbeinschmerzen nicht losgeworden“, sagt Ammann, die nach Bronze bei der Hallen-DM im Februar 2019 in Leipzig in dieser für Läufer nicht ganz so unwichtigen Körperregion Schmerzen verspürte. Ein Knochenödem sorgte für die Pause in den Sommermonaten.

Davor gab es einen Zeitraum mit Pfeifferschem Drüsenfieber. Woher die aktuellen Probleme in den Schienbeinen herrühren, ist aktuell unklar. „Momentan ist es gerade alles ganz gut. Ich plane, vielleicht ein bis zwei Cross-Läufe in der Region noch mitzumachen. Und dann schaue ich, ob ich in der Halle starten kann“, sagt Ammann.

Große Ziele stehen hinter Gesundheit und Uni zurück

Große Ziele formuliert sie vorerst nicht, auch wenn der Traum von einer Olympia-Teilnahme wie bei jedem ambitionierten Leichtathleten lebt. Die Gesundheit steht an erster Stelle. Und mit der Bachelor-Arbeit im Bereich der Bio-/Neuropsychologie hat Alina Ammann auch nicht nur nebenbei zu tun. Ein Master-Studium soll definitiv anschließend folgen.

Aber der Sport spielt natürlich ebenbürtig eine Rolle. Trainiert wird bis zu sechsmal in der Woche, täglich wird Yoga gemacht, um die Dehnbarkeit der Sehnen zu verbessern. Ganz früher habe sie noch geturnt, jetzt wird mit Yoga substituiert, um diesen „Vulnerabilitätsfaktor“ auszuschließen. „Es gibt unterschiedliche Trainingsschwerpunkte. Einheiten für die Schnelligkeit, Stabilisationsübungen mit dem eigenen Körpergewicht oder anderen Gewichten, Zirkeltraining oder eben Tempo- und Intervallläufe“, erzählt die Läuferin, die gern Basketball spielt und mit Freunden etwas unternimmt.

Vater Michael Ammann ist fast die gesamte Karriere hindurch ihr Trainer

Trainiert wird unter anderem auf der Jahnkampfbahn im Stadtpark – oder auch in freier Natur in der alten Heimat. Ihr Vater Michael ist fast die gesamte Karriere über ihr Trainer. Verletzungen seien in der Leichtathletik schon üblich. „Die Teilnehmerfelder bleiben über Jahre hinweg nie wirklich konstant. Wenn du ein bis zwei Jahre verletzungsfrei bleibst, bist du fast automatisch gut. Wenn du allerdings pausieren musst, fängst du zwar nicht ganz von vorn an, aber es dauert einfach, bis du wieder ein gewisses Level erreichst“, sagt sie. Und verletzungsbedingte Rückschläge kennt Alina Ammann leider zu gut – trotzdem kann sie sich mit eisernem Willen, harter Disziplin und unbändiger Leichtathletik-Leidenschaft immer wieder dazu aufraffen, den Problemen davonzulaufen. Um neu zu attackieren und es wieder bundesweit in die Spitze zu schaffen.

2022 möchte Alina Ammann wieder bei der DM starten

Ihre persönliche Bestzeit auf ihrer Paradestrecke 800 Meter lief sie vor fünf Jahren – 2:03,57 Minuten. Der Biss ist trotz der Rückschläge geblieben. Im Vorjahr gab es einen fünften Platz bei den Deutschen Meisterschaften. „Es wäre schön, auch im kommenden Jahr bei der DM dabei zu sein. Mein Hauptziel ist aber, gesund zu bleiben. Alles andere ergibt sich dann. Wenn ich gesund bin, dann bin ich ziemlich stark“, sagt die 23-Jährige.

Ein Landesrekord fehlt noch in der Sammlung. „Die beste Hallen-Zeit über 800 Meter bei den Frauen fehlt mir noch. Die muss ich mir noch holen“, meint Ammann angriffslustig.