Wedel. Jugendliche sollen sich nicht an Regeln halten und auf dem Platz bis spät in die Nacht feiern. Das sagen Stadt und Polizei.
Sportbegeisterte Jugendliche – oder Erwachsene – haben während der Corona-Pandemie von der Stadt Wedel die Möglichkeit bekommen, einen kleinen eingezäunten Bolzplatz mit Gummibelag am Johann-Rist-Gymnasium öffentlich zu nutzen. Dort können sie neben Fußball auch Basketball spielen. Seit dieser Freigabe gibt es immer wieder Zoff – Anwohner des Areals beschweren sich über die Lautstärke.
Und diese käme nicht von johlenden Jugendlichen, die Spaß am Sport hätten. „Es geht darum, dass oft ab 21 Uhr und an den Wochenenden der Platz von Jugendgruppen genutzt wird, die dort trinken, laut Musik hören und mit einem Fußball laut auf die Eisentore ballern“, sagt eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte.
Wedel: Lärm an Bolzplatz – genervte Anwohner diskutieren mit Stadt
Beschwerden gibt es von Bewohnern der Straße Redderstieg, dem Sandweg zwischen Am Redder und Wiede sowie aus dem Wohngebiet an der Hanna-Lucas Straße. Die Schallwirkung habe sich durch die weitere Bebauung am nördlichen Ende des Johann-Rist-Gymnasiums (JRG) – dort liegt auch der Platz – weiter verstärkt.
„Manchmal werden dort auch ganze Kindergeburtstage von morgens bis abends gefeiert“, meint die Anwohnerin. Der Dauerlärmpegel sei anstrengend. Bei gutem Wetter dauerten die Partys an Freitagen und Sonnabenden bis tief in die Nacht hinein.
Lärmbelästigung am JRG: Anwohner reden mit der Verwaltung
Die Nachbarschaft des Gymnasiums steht bereits im Austausch mit der Stadt. „Der Stadt Wedel ist der Interessenskonflikt zwischen öffentlichen Sportmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche und Anwohnenden bewusst. Deshalb ist die Stadt Wedel seit Langem in Kontakt mit sich gestört fühlenden Anwohnenden“, sagt Stadtsprecher Sven Kamin.
Ende Juli 2021 habe bereits ein Gespräch über die Situation mit dem damaligen Bürgermeister Niels Schmidt stattgefunden. „Man hatte vereinbart, nach circa einem Jahr wieder zusammenzukommen, um die getroffenen Maßnahmen ohne ,Pandemie-Auswirkungen’ neu zu bewerten“, sagt der Sprecher.
Bolzplatz am Johann-Rist-Gymnasium: Ballfangzaun ist bereits getauscht
In der Zwischenzeit sei der alte Ballfangzaun an den Stirnseiten des Kleinspielfeldes gegen einen geräuschreduzierenden ausgetauscht und der Zugang zum Platz verlegt worden. „Und es wurden Nutzungszeiten festgelegt, die am Zugang auf Schildern zu lesen sind“, erklärt der 44-Jährige.
So ist der Schulsportplatz montags bis sonnabends von 8 bis 21 Uhr offiziell geöffnet. An Sonntagen zwischen 10 und 20 Uhr. Auf dem Schild am Eingang stehen zudem auch Benimmregeln: Keine Musik, kein Alkohol, keine weiteren Drogen und keine Zigaretten.
Wedel: Anwohner beschweren sich über Lautstärke am Spielplatz
Am Donnerstagvormittag, 10. August, ist trotz Ferienzeit und Sonnenschein niemand vor Ort: Es ist ruhig. Auf dem Kleinfeld findet kein Fußball-Match statt, ein Basketballkorb von insgesamt vieren ist kaputt, sämtliche Schilder im „Käfig“ sind bekritzelt.
Es liegt etwas Müll neben dem Abfalleimer, einige Flaschen Cider sind zudem illegalerweise auf dem Schulsportplatz konsumiert worden.
Ist der Sportplatz ein Brennpunkt in Wedel?
Ein Spaziergänger, der mit seinem Hund auf dem Sandweg neben dem Schulsportplatz entlangläuft, erzählt, dass er zwar schon ein Stück entfernt wohne, die Lärm- und Partysituation aber generell als nicht so störend empfinden würde. Ein echter Brennpunkt in Wedel sei dies nicht.
Einige Anwohner empfinden es anders. Wenn es an diesem Treffpunkt abends und nachts erst so richtig laut werden würde, seien sie nach eigenen Angaben auch wiederholt selbst zum Bolzplatz gekommen, um vergeblich um Ruhe zu bitten oder darum, den Platz zu verlassen.
Polizei sieht keinen Kriminalitätsschwerpunkt am Bolzplatz
Dann seien auch Worte wie „neureich“ gefallen. Man solle sich nicht so anstellen. Bei den betroffenen Anwohnern sei auch die Furcht aufgekeimt, dass die anwesenden Familien oder Jugendgruppen anschließend möglicherweise noch aus Verärgerung Autos beschädigen könnten.
Einen Kriminalitätsschwerpunkt an diesem Standort sieht die Polizei Wedel nach eigenen Angaben allerdings nicht: „Im polizeilichen Sinne (Straftaten) können wir keinen besonderen Brennpunkt am Spielplatz erkennen. Daher verweisen wir hinsichtlich der Lärmbeschwerden auf die Stadtverwaltung Wedel. Diese ist zuständig und müsste gegebenenfalls geeignete Maßnahmen treffen“, heißt es auf Abendblatt-Nachfrage.
Polizei Wedel: Zuletzt gab es zwei Lärmbeschwerden
Und weiter: „Die Lärmbeschwerden, die hier bearbeitet wurden, betreffen das Fußballspielen auf dem Bolzplatz mit bislang einsichtigen Jugendlichen, die den Aufforderungen der Polizei Folge leisteten.“ Am vergangenen Wochenende, 5. und 6. August, hatte es zwei Einsätze gegeben. Die Anrufe erfolgten um 21.03 Uhr und 21.08 Uhr.
Zuletzt hatte es am 17. Juli ein Treffen in dieser Angelegenheit im Wedeler Rathaus gegeben. „Neben Bürgermeister Gernot Kaser, Fachdienstleiter Ralf Waßmann und den vier sich aktuell gestört fühlenden Anwohnenden nahmen Verwaltungsvertretende aus den Fachdiensten Bildung, Kultur und Sport sowie vom Gebäudemanagement an dem Austausch teil“, berichtet Stadtsprecher Kamin.
Stadt Wedel möchte den Schulsportplatz nicht absperren
Die Stadt Wedel möchte trotz des Interessenkonflikts den Schulsportplatz nicht absperren. „Um das Sportangebot für Kinder- und Jugendliche im Stadtteil aufrechtzuerhalten und nicht zuletzt, weil der Sportplatz bereits lange vor der Errichtung der Wohnbebauung bestand – die Anwohnenden also über die Nachbarschaft zum Sportplatz vor Einzug Bescheid wussten –, will die Stadt Wedel den Schul- und Freizeitsportbetrieb auf der Anlage auf jeden Fall weiter ermöglichen“, so Kamin.
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Gleichzeitig sei die Verwaltung aber bemüht, die Geräuschentwicklung auf und im Zusammenhang mit dem Bolzplatz auf ein für die Anwohnenden erträgliches Maß zu reduzieren, damit ein gutes Miteinander möglich bleibe, so der Sprecher.
Verwaltung: Erst Mitte Juli hatte es mit Anwohnern Gespräche gegeben
Daher seien Mitte Juli konkrete Schritte vereinbar worden. Kamin: „Die betroffenen Anwohnenden können sich direkt an die Leiterin des Fachdienstes Bildung, Kultur und Sport wenden, wenn es weiteren Klärungsbedarf gibt.“ Das ist Elke Binge.
Perspektivisch soll zudem „der oder die von der Stadt einzustellende Streetworker beziehungsweise Streetworkerin eingebunden werden, um die Problemstellung am Runden Tisch mit der Polizei zu besprechen“, so der Sprecher.
Verwaltung: Nutzungszeiten werden überprüft
Weitere Maßnahmen: Es wird geprüft, ob die Nutzungszeiten für die Öffentlichkeit noch weiter eingeschränkt werden können, beziehungsweise erörtert, ob darüber politisch entschieden werden muss. Am Stabmattenzaun wird ein großes Banner mit Piktogrammen zur Einhaltung der Ruhezeiten angebracht. Das vorhandene Schild am „Käfig“ soll deutlich sichtbar umgehängt werden.
Zwei Optionen können nach Prüfung nicht von der Verwaltung umgesetzt werden: Die Eingänge zum Rasensportplatz sollten auf nur noch einen Eingang beschränkt werden. „Hier hat die Prüfung ergeben, dass zur Gewährleistung der Fluchtwege und während der Dauer der Baustelleneinrichtung auf dem Sportplatz beide Öffnungen bleiben müssen“, erklärt Kamin.
Lärmbelästigung am Johann-Rist-Gymnasium: Feiert die Jugend zu laut?
Mit der Schule beziehungsweise mit dem Fachdienst Gebäudemanagement war besprochen worden, ob die Bewegungsmelder am Schulgebäude abgestellt werden könnten. Doch die inzwischen erfolgte Prüfung habe laut Sven Kamin ergeben, dass dies aus Verkehrssicherheitsgründen für die Nutzerinnen und Nutzer der Sporthalle, die aktuell diesen Weg nehmen müssen, nicht umgesetzt werden kann.
Im März 2024 soll es einen weiteren Termin mit den Betroffenen zur Auswertung der neuen Maßnahmen geben.