Pinneberg. Anwohner der Brahms-Schule klagten bereits. Doch wo soll die Jugend hin? Pinneberg möchte ihr auch mit einem Clou mehr Raum bieten.
Diese Idee dürfte von Anwohnern durchaus kritisch gesehen werden: Die Schulhöfe in Pinneberg sollen künftig auch in den Abendstunden genutzt werden dürfen. Diesen Vorschlag machte die Stadtverwaltung der Politik, die im jüngsten Jugendausschuss einstimmig dafür stimmte. In der kommenden Ratsversammlung soll zunächst die Öffnung des Schulhofes der Johannes-Brahms-Schule an der Außenstelle Lindenstraße bis 22 Uhr beschlossen werden. Weitere Schulhöfe sollen nach Absprache mit der Schulleitung folgen.
Allerdings hatten sich Anwohner in der Vergangenheit über den Lärm Basketball spielender Jugendlicher beschwert. Darum will die Stadt auch in schallschluckenden Bodenbelag im Bereich des Basketballfeldes und schalldämpfende Basketballkörbe investieren. Für die Umsetzung sind bereits im Haushalt 2023 bis zu 35.000 Euro bereitgestellt worden. Der Haushalt soll am 30. März beschlossen werden.
Pinneberg: Trotz Beschwerden – Stadt öffnet Schulhöfe abends für Jugend
Auf der einen Seite fühlen sich Anwohner vom Lärm belästigt. Lärm durch spielende Kinder gilt im deutschen Strafrecht allerdings als sozialadäquat, ist somit nicht als rechtswidrig und zu akzeptieren.
So führt die Verwaltung an, dass unter anderem das Verwaltungsgericht Koblenz im Jahr 2012 zu einer Anwohnerbeschwerde über Nachmittagslärm vom Schulhof entschieden hat, dass eine außerschulische Nutzung zumutbar und durch die Nutzungszeiten in vertretbarer Weise zu regeln ist. Ein eventueller Missbrauch der Nutzung ist der Kommune nicht zuzurechnen.
Sportentwicklungsplan empfiehlt bereits, Schulhöfe zu öffnen
Gruppen von Jugendlichen werden oft als Störfaktor wahrgenommen und von unterschiedlichen Orten verdrängt. Auf der anderen Seite beschweren sich Jugendliche und ihre Eltern bei der Stadt über mangelnde öffentliche Sport- und Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche sowie geschlossene Schulhöfe und Bolzplätze am Nachmittag.
Dabei wurde schon im 2018 beschlossenen integrierten Sportentwicklungsplanung für die Stadt Pinneberg empfohlen, zentral gelegene Schulhöfe für die Bevölkerung zu öffnen. Auch bei einer Befragung der Pinneberger wurde deutlich, dass sich viele wohnortnahe Spielflächen und Sportmöglichkeiten wünschen.
Maßnahme soll Isolation und mangelnder Bewegung vorbeugen
Aktivitäten auf dem Schulhof können außerdem der Isolation und mangelnden Bewegung als mögliche Folgen der Pandemie entgegenwirken, argumentiert die Verwaltung. Gerade während der Pandemie hätten besonders Kinder und Jugendliche darunter gelitten, dass ihnen die sozialen Kontakte verwehrt wurden. „Die Öffnung des Schulhofes soll für die Kinder und Jugendlichen in der Stadt Pinneberg einen Mehrwert schaffen“, heißt es in den Ausschussunterlagen.
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Der Lärm auf dem Basketballfeld ließe sich durch bauliche Maßnahmen reduzieren, allerdings vielleicht nicht in dem Maße wie von Anwohnern erhofft. Die Öffnung des Schulhofes würde sich aber an der gesetzlichen Nachtruhe orientieren. Damit könnte er bis 22 Uhr für alle Einwohner zugänglich sein.