Wedel. Die Jugendbasketballerin des SC Rist Wedel wechselt nach acht Jahren zu einem Bundesligisten. Warum sie ihr Weg nach Marburg führt.
Der SC Rist verliert eines seiner größten Talente: Nach acht Jahren verlässt Marianna Byvatov den SC Rist Wedel, um bei Erstligist BC Marburg den nächsten Schritt in ihrer Basketballkarriere zu machen. „Marburg hat Teams in der ersten und auch in der zweiten Bundesliga. Dadurch bekomme ich mehr Chancen, in der zweiten Mannschaft Verantwortung zu übernehmen, Spielpraxis zu sammeln und mich weiterzuentwickeln. Gleichzeitig trainiere ich mit dem ersten Team und kann mich dadurch empfehlen“, erklärt die angehende Abiturientin ihre Entscheidung. Neben ihren Verpflichtungen beim BC wird Marianna in der Universitätsstadt ein Psychologiestudium beginnen.
Basketball Talent: Der Schritt nach Marburg bringt einige Umstellungen mit sich
Basketballerisch wird sich die Ausnahmeathletin neuen Herausforderungen entgegenstellen müssen. „Es wird definitiv eine Umstellung“, erklärt Marianna, die auf der Position des Point Guards spielt. „In Wedel waren wir ein sehr junges Team, deshalb war ich mit 17 Jahren eine der erfahrensten Spielerinnen und habe viel Verantwortung übernommen. Das werde ich auch weiterhin tun müssen, allerdings auf eine andere Art und Weise als in Wedel. In Marburg spielen viele erfahrene Frauen, von denen ich während des Trainings auch mal Tipps bekommen kann.“
Der Profibereich in den ersten Bundesligen ist für Marianna nicht völlig neu. In der Saison 21/22 spielte sie mit den 1. Damen des SC Rist in der 2. Bundesliga. „Wir hatten viele erfahrene Spielerinnen in unserem Team, und damals habe ich bereits gemerkt, dass ich gut mithalten kann. Das gibt mir Zuversicht, dass ich auch in Marburg mithalten kann.“ Für Marburg verlässt die junge Basketballerin ihre Heimat in Wedel. Das bedeutet auch für Mutter Irina Byvatov eine Umgewöhnung: „Es ist natürlich schwierig, wenn die Tochter wegzieht, aber es muss sein. Marburg hat uns gut gefallen. Wir merken auch, dass Hessen viel mehr für die Sportförderung tut.“
In den letzten Jahren gehörten die Wochenenden ganz dem Basketball
In den letzten Jahren wurden die Wochenenden von Auswärtsfahrten und Spieltagen in der Steinberghalle dominiert. Doch auch mit dem Vereinswechsel wird die Unterstützung nicht enden. „Wo Marianna war, waren wir auch, und daraus ist eine besondere Verbindung entstanden“, sagt die gebürtige Ukrainerin, die sich ehrenamtlich um geflüchtete Landsleute kümmert.
Da Marianna in Zukunft in der Nordstaffel der 2. Liga spielen wird, sind die Wege nicht zu weit, um sie anzufeuern. „Die Unterstützung meiner Familie ist für mich enorm wichtig, ohne sie wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin“, sagt Marianna über die Hilfe aus ihrem Umfeld. „Als Basketballerinnen sind wir darauf angewiesen, bei den Spielen immer unterstützt zu werden, und meine Eltern waren immer für mich da. Es wurde immer darauf geachtet, dass ich an allen Trainingseinheiten und Spielen teilnehmen konnte.“
Während der Abivorbereitung musste Marianna auch in drei Ligen antreten
Diese Unterstützung war auch notwendig, denn neben dem Abitur und Einsätzen in der 1. Regionalliga war Marianna auch in der 2. Regionalliga und der WNBL gefordert, was teilweise drei Spiele pro Wochenende bedeutete. „Da blieb nicht mehr viel Freizeit übrig. Auswärtsfahrten oder die Zeit zwischen Schule und Training wurden oft zum Lernen genutzt. Ich versuchte wirklich, jede Minute optimal zu nutzen“, beschreibt Marianna den Alltag der letzten Jahre. „Du opferst viel Freizeit für den Basketball und musst dich bewusst dafür entscheiden, alles zu geben und keine Ausnahmen zu machen.“
Als Kind war Marianna zunächst dem Fußball verschrieben. Sie fand Gefallen an der Position der Torhüterin, aber Mutter Irina hatte andere Pläne. „Wir sind eine Basketballfamilie. Früher habe ich selbst in der Regionalliga gespielt, und auch Mariannas Großvater war ein erfolgreicher Spieler auf derselben Position. Später wurde er ein erfolgreicher Trainer für Mädchen in der Sowjetunion“, erzählt Irina Byvatov.
Unter Leitung von Andrea Koschek entdeckt Marianna die Liebe zum Spiel
Unter der heutigen Vereinsvorsitzenden Andrea Koschek entdeckte Marianna im Alter von neun Jahren ihre Liebe zum Basketball. Es folgte die Norddeutsche Meisterschaft mit der U14, was ein persönlicher Höhepunkt für die Familie Byvatov war. „In der U14 haben wir bereits gemerkt, dass wir mit den Besten mithalten können und bekamen das auch von den Trainern bestätigt“, sagt Marianna. „Aber auch die WNBL-Spiele und das Erreichen des Viertelfinales in den letzten beiden Jahren waren etwas Besonderes. Wir sind als Team immer enger zusammengewachsen.“
Marianna ist ihrer Basketballheimat beim SC Rist besonders dankbar. „Alles, was ich über Basketball gelernt habe, stammt aus Wedel. Seit ich neun Jahre alt war, spiele ich dort und habe unglaubliche Unterstützung erhalten. Der Verein hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin.“ Die Steinberghalle wurde auch zu einem zweiten Zuhause für ihre Eltern: „Wir haben praktisch jedes Wochenende in der Halle des SC Rist verbracht. Selbst wenn Marianna nicht gespielt hat, ging sie immer in die Halle, um sich Basketball anzuschauen, unabhängig von der Altersklasse. Sie hatte immer ihren Basketball dabei und warf in jeder Pause auf die Körbe“, erinnerte sich Irina.
Marianna Byvatov ist dankbar, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat
„Es ist ein großartiges Gefühl, zurückzuschauen und zu wissen, dass all die harte Arbeit sich gelohnt hat. In diesen Tagen erhalte ich Lob von allen Seiten, sei es von früheren Trainern, Mitspielern oder anderen Leuten im Verein oder meinem Umfeld“, beschreibt Marianna die Belohnung, in Zukunft in der Bundesliga spielen zu können.
Vorher steht jedoch die Zeit mit dem U18-Nationalteam an. Der letzte Lehrgang ist für Marianna die letzte Chance, sich für den endgültigen Zwölferkader zu empfehlen. „Ich versuche, mich gut zu präsentieren und mich anzubieten. Das Feedback der Trainer bisher war sehr positiv, und ich kann schon zuversichtlich sein, dass es klappen wird“, sieht sich Marianna Byvatov selbstbewusst, das Trikot der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in der Türkei tragen zu können.