Wedel. Nach dem Wedeler JBBL-Team soll es auch im weiblichen Nachwuchsbereich einen Erstligisten geben. Die Vorbereitung läuft auf Hochtouren

„Wir haben daran gearbeitet, den Jugendbereich des SC Rist organisierter und strukturierter aufzustellen“, sagt der 36 Jahre alte Sven Schaffer, Jugendkoordinator des Wedeler Basketball-Vereins. Ob es seit Aufnahme seiner Tätigkeit vor gut dreieinhalb Jahren besser als vorher lief, mag er nicht beurteilen. Doch nachdem der Club durch den Corona-Abbruch sein Team in der Jugendbasketballbundesliga (JBBL, U16) halten konnte, schickt sich nun eine Wedeler U18-Mädchenmannschaft an, ebenfalls in Deutschlands höchster Spielklasse 2020/21 auflaufen zu können. Immer mit dem kleinen Fragezeichen, die so eine laufende Pandemie eben mit sich bringt. „Wir werden uns bestmöglich vorbereiten und dann sehen, ob es reicht für die Qualifikation. Die Spielerinnen haben definitiv Potenzial“, sagt Constanze Wegner.

Am ersten Septemberwochenende beginnt die Qualifikation

Die erste Qualifikationsrunde für die weibliche Nachwuchsbasketballbundesliga (WNBL) rückt näher: Am 5./6. September treffen die von Trainerin Constanze Wegner betreuten Mädchen in Berlin-Wittenau zunächst auf den TK Hannover, anschließend auf die SG Bernau-Berlin-Nord sowie auf City Basket Berlin. In dieser bereits stark besetzten Vierergruppe müssten die Wedelerinnen Rang eins oder zwei belegen. Dann würde für sie eine zweite Runde mit zwei Dreiergruppen folgen, in der abermals die jeweils beiden am besten platzierten Teams den Sprung in die WNBL schaffen, die am 11. Oktober starten soll.

Für die Ausscheidungsrunde hat der Deutsche Basketball-Bund (DBB) die Hygieneregeln bekannt gegeben. Es wird unter anderem empfohlen, die Umkleideräume so wenig wie möglich zu nutzen und stattdessen die Besprechungen in der Halle durchzuführen. Alle teilnehmenden Personen müssen auf Listen eingetragen werden, um bei Ansteckungsfällen eine Nachverfolgung zu ermöglichen. Spielerinnen mit Krankheitsanzeichen dürfen nicht teilnehmen. Die beim Warmmachen verwendeten Bälle muss jeder Verein mitbringen, der Spielball wird regelmäßig desinfiziert. Insgesamt haben sich in diesem Jahr elf Mannschaften für die Qualifikation angemeldet.

Trainerin Constanze Wegner verfolgt für ihr Team ehrgeizige Ziele

Das Hauptziel sei ohnehin, jede Spielerin perspektivisch weiterzuentwickeln. Aber aus der anfänglichen Schaun-mer-Mal-Einstellung, entwickelt sich dann doch mehr Nachdruck. „Ich bin ja nicht Trainerin aus Spaß an der Freude. Es geht ums Gewinnen und wir wollen als Erster aus der Qualifikation gehen“, sagt die 30 Jahre alte Wegner, die mit der Rückkehr nach Hamburg auch wieder bei ihrem ehemaligen Club, den sie bereits in der Saison 2011/12 in der 2. Liga aktiv auf dem Feld unterstützt hatte, anheuerte.

Klar komme es bei der WNBL-Qualifikation auch auf Dinge wie Tagesform, Druck, Aufregung oder das Schlafen in fremden Betten in Berlin an, aber das soll beim Erreichen des großen Ziels der Mädchen, des Clubs und auch der Trainer nicht all zu sehr stören.

Im WNBL-Qualikader stehen Mädchen aus sechs Vereinen

Die 15-köpfige Mannschaft setzt sich zusammen aus Spielerinnen des SC Rist, der BG Hamburg-West, dem SC Alstertal-Langenhorn, der BG Hittfeld, dem Ahrensburger TSV und Walddörfer SV. Dementsprechend muss bisweilen schon ordentlich jongliert werden, es wird auch einmal pro Woche in Hamburg trainiert.

„Wer sich dafür entschieden hat, kann sich auch nicht beschweren, wenn der Wohnort etwas entfernt ist. Da muss man eben Kompromisse eingehen. Wer Leistungssport machen möchte, muss auch bereit sein Opfer zu bringen. Das ist eine klare Entscheidung“, sagt die Wilhelmsburgerin, die zuvor den Osnabrücker SC in der WNBL trainiert hatte.

Bereits seit 2003 ist Wegner im Basketball unterwegs – und damit länger als ihre Spielerinnen auf der Welt sind. Karlotta Schmalisch ist mit 17 Jahren die älteste Akteurin – Lisa Hoffmann die jüngste (14).

Seit Mittwoch kann im vollen Mannschaftsverband trainiert werden

Seit dem vergangenen Mittwoch ist in Schleswig-Holstein die Grenze von zehn Spielern, die ohne Abstand miteinander Sport machen dürfen, aufgehoben worden. Bisher wurde in Kleingruppen trainiert. Nun muss in den verbleibenden dreieinhalb Wochen das Team zusammenwachsen. „Der Großteil von uns kommt aus Wedel, viele kennen sich auch aus der Hamburger Auswahl oder aus Spielen gegeneinander. Wir sind ein gutes Team und verstehen uns gut“, sagt Nele Gleitsmann, die an diesem Freitag 17 Jahre alt wird.

In der dritten Klasse an der Altstadtschule in Wedel entdeckte sie bei einem Turnier die Freude am Basketball, entschied sich im Laufe der Jahre für das orangene Leder und gegen die Leichtathletik. Gleitsmann ist auch für die zweite Damenmannschaft aktiv (2. Regionalliga Nord) und wurde im Vorjahr von einem Kreuzbandriss zurückgeworfen. „Ich glaube an die Qualifikation zur WNBL. Daran zweifle ich überhaupt nicht“, sagt sie voller Selbstbewusstsein.

Leistungsstärke der Gegner ist schwer einzuschätzen

Die Leistungsstärke der anderen Mannschaften ist schwer einzuschätzen. Die Corona-Krise wird auch die Vor­bereitung der anderen Teams gestört haben, aber gibt es Informationen über die Gegner? Üblicherweise ist die WNBL-Qualifikation vor dem Sommer. „Berlin ist ja quasi die Basketball-Hauptstadt. Gerade da versucht man dann schon so etwas die Fühler auszustrecken und ein paar Infos zu bekommen. Bislang habe ich leider noch keine Rückmeldung erhalten“, sagt Wegner, die den SC Rist gemeinsam mit Co-Trainer Jan-Christian Both betreut.

Am kommenden Wochenende gibt es noch ein Trainingslager in Wegners alter Heimat Osnabrück inklusive eines Testspiels gegen den OSC. Nach den Corona-Einschränkungen und den Sommerferien, in denen teilweise nur sechs Spielerinnen bei den Einheiten dabei waren – unter anderem wegen Urlauben, Paula Huber-Saffer und Lisa Hoffmann bei einem U15-Nationalmannschaftslehrgang – muss sich jetzt flott eine Mannschaft finden, die den SC Rist in die WNBL wirft.