Bönningstedt. Der Bönningstedter Schüler Leon Hoffmann steigt in den BMW 318ti-Cup ein. Schon im zweiten Rennen erreicht der Teenager das Podest.

Letzte Runde. Leon Hoffmann will es zum Ende seiner Trainingssession noch einmal wissen. Er gibt Vollgas, steigt aber schon gleich wieder auf die Bremse, um die scharfe Rechtskurve am Bolderberg der Rennstrecke von Zolder sauber zu schaffen.

Jetzt noch die eher schnell zu fahrende Jochen-Rindt-Passage, wieder Vollgas und dann die deutliche schärfere Links-rechts-Kombination, die nach Belgiens Motorsport-Idol Jacky Ickx benannt wurde. Sauber genommen. Nun ein letztes Mal Vollgas, die Zielgerade entlang. Die Uhr stoppt. Wieder eine Zehntel­sekunde schneller.

Motorsport: Am Donnerstag geht es nach Zolder zum Cup-Renntag

Der junge Bönningstedter ist zufrieden – und auch Vater Thomas Hoffmann nickt anerkennend. Er sieht sich erneut darin bestätigt, wer – nicht erst seit diesem Jahr – der beste Rennfahrer der Familie ist. Dann schließt er die Zimmertür und lässt seinen Sohn auf dem eigenen Simulator wieder alleine üben.

Nein, noch hat sich diese Rennszene nicht auf dem legendären Rundkurs in der Nähe des belgischen Hasselt abgespielt, wo sonst diverse Tourenwagenklassen und andere Rennveranstaltungen regelmäßig mehrere Zehntausend Motorsportfans anlocken. Wohlgemerkt: noch. Denn schon an diesem Donnerstag geht es los nach Belgien, bereits am Freitag erfolgt das Training für den zweiten von sieben Renntagen beim DMV BMW 318ti-Cup.

Erster Renntag in Hockenheim: Leon Hoffmann (M.) ist nach dem zweiten Lauf zufriedener Sieger der Juniorenwertung vor Teamgefährte Julien Rehberg (l.) und Max Rosam.
Erster Renntag in Hockenheim: Leon Hoffmann (M.) ist nach dem zweiten Lauf zufriedener Sieger der Juniorenwertung vor Teamgefährte Julien Rehberg (l.) und Max Rosam. © Dennis Petermann | Dennis Petermann

Leon Hoffmann misst sich mit Fahrern wie Timo Glock

Dann misst sich Leon Hoffmann wieder mit 49 teils aufstrebenden, aber auch teils renommierten Rennfahrern, wie Timo Glock, von 2004 bis 2012 Deutscher Formel 1-Pilot. Und der Bönningstedter kann sich behaupten.

Bei der Auftaktveranstaltung Ende März auf dem Hockenheimring hat er nach Platz neun im ersten Rennen prompt den ersten Podiumsplatz der Serie geschafft. Platz drei hinter Doppelsieger Sebastian Vollak und Timo Glock. In der Juniorenwertung ist es sogar der Sieg vor Teamgefährte Julien Rehberg.

Der 15-Jährige hat noch keine Fahrstunde in einem Auto absolviert

Das hat natürlich Appetit auf mehr gemacht. Für die folgenden sechs Rennen hat sich Leon Hoffmann viel vorgenommen. Kleines Problem, das eigentlich keines ist: Ohne Papa Thomas geht es nicht. Denn der Schüler aus Bönningstedt ist gerade mal 15 Jahre alt, hat noch keine offizielle Fahrstunde in einem Auto bestritten und wird noch einige Jahre nicht alleine auf öffentlichen Straßen fahren dürfen.

Soll nicht heißen, dass Leon nun völlig unerfahren mit motorisierten Untersätzen ist, und bemerkenswerte Erfolge hat er auch schon gefeiert. „Ich habe mit sieben Jahren meinem Vater schon damit in den Ohren gelegen, dass ich unbedingt Kart fahren will, aber ich war noch zu klein und zu jung“, erinnert sich Leon an seinen Kindheitswunsch, der gar nicht so einfach zu erfüllen war.

Auf der Bahn in Norderstedt wird der Siebenjährige Feuer und Flamme fürs Kartfahren

„Die Kartbahnen hatten damals fast alle eine Altersuntergrenze von acht Jahren“, sagte Thomas Hoffmann. „In Büsum durfte er wenigstens einmal mit Verlängerungs­pedalen fahren, aber das war Leon dort zu langsam. Doch der Betreiber hatte den Tipp gegeben, dass es auch in Norderstedt eine Bahn gebe.“

Es wurde der Durchbruch. Auf der Kartbahn In de Tarpen schaute sich das dortige Team den damaligen Knirps mit großem Interesse an. Vater Hoffmann: „Als ich dann sagte, dass dies seine erste Fahrt war, haben sie mich bekniet, ihn weiter zu fördern, er sei ein Riesentalent.“

Und welch ein Talent. Nun, acht Jahre später, füllen unzählige Pokale aus dem Kartsport die Regale in seinem Zimmer. Es könnten viel mehr sein. „Manchmal hat Leon die Trophäen bei seinem Team oder den Mechanikern gelassen, schließlich war das ja auch deren Verdienst“, sagte Vater Hoffmann, der im Baugewerbe selbstständig ist und nach besten Kräften seinen Filius unterstützt.

2020 wird Leon Hoffmann als Jugendsportler des Jahres ausgezeichnet

So gut, dass es im Januar 2020 vom ADAC Schleswig-Holstein sogar die Auszeichnung zum Jugendsportler des Jahres 2019 gab. Vielleicht hätte sich der Erfolg mit weiteren Pokal- und Titelgewinnen wiederholen lassen.

Leon Hoffmann setzt sich bei seinem ersten Tourenwagenauftitt im Testrennen in Oschersleben mit seinem BMW 318ti an die Spitze. 
Leon Hoffmann setzt sich bei seinem ersten Tourenwagenauftitt im Testrennen in Oschersleben mit seinem BMW 318ti an die Spitze.  © Dennis Petermann | Dennis Petermann

„Aber 2021 bin ich beim Kartrennen in Bayern in die Bande geknallt und hab mit das Bein gebrochen“, sagte Leon – bemerkenswert pragmatisch: „Ich hatte ohnehin einen Fehler in der Knochenmasse; genau genommen war es gut, dass es da gebrochen ist.“

Ende 2022 steuert Leon Hoffmann erstmals einen BMW 318ti

Es folgten eineinhalb Jahre Zwangspause, die auch für die erste Kontaktaufnahme zum Tourensport genutzt wurden. Leon: „2022 hat mir mein Trainer Kenan Hundur den Test in Oschersleben im Tourenwagen ermöglicht.“ Überzeugend, und zwar sehr.

Es war sein erstes Mal im Auto mit Schaltgetriebe. „Leon war ohne Erfahrung mit dieser Technik, seine erste Runde war extrem langsam, er musste alles im Kopf sortieren, die anderen haben schon skeptisch geguckt“, erinnerte sich Thomas Hoffmann. „Er hat sich dann ständig verbessert; und als er nach seiner letzten Runde reinkam, haben alle gejubelt. Die Zeit wäre im Meisterschaftsrennen Platz zwei gewesen.“

Damit es mit dem Rennsport weitergeht, muss es auch in der Schule stimmen

Damit diese motorisierte Reise noch lange und hochklassig für ihn weitergeht, daran arbeitet Leon Hoffmann fleißig – und mit gebührenden Ernst. So müssen auch seinen Schulleistungen stimmen, damit er für die Rennen freigegeben wird. „Ich hab zwar immer noch große Freude am schnellen Fahren, aber ein Spaß ist das schon lange nicht mehr. Irgendwann möchte ich damit auch Geld verdienen.“

Der BMW 318ti-Cup
Technische Daten
: Gefahren wird ein einheitliches Model, der BMW 318ti compact der Baureihe E36. Motor: Die Serienleistung beträgt nach Gruppe G 140 PS und verfügt über einen Drehmoment von 180 Newtonmeter. Der Antriebsstrang ist starr in Aluminium gelagert; für die Sicherheit sorgt ein Wiechers-Sport Überrollkäfig. Das Getriebe ist eine H-Schaltung mit IRP Shortshifter. Bei der Aufhängung sind die Achsen aluminiumgelagert sowie in Spur und Sturz verstellbar. Die Aerodynamik wird durch spezielle BMW 318ti Cup Frontsplitter und Heckspoiler verbessert. In der Bremsanlage arbeiten Vorder­achsbremsbeläge von EBC; die Reifen sind einheitlich der Good­year Direzza
.

Der Wettbewerb findet im Format eines Markenpokalracings statt. Nach dem freien Training von 40 Minuten steht eine 20-minütige Qualifikation an. Der erste Wertungslauf über 60 Minuten mit Pflichtboxenstop wird fliegend in den Positionen der Trainingsresultate gestartet.
Der zweite Wertungslau
f startet stehend, wobei allerdings die Top-10 aus dem Training in umgekehrter Reihenfolge ihre Positionen einnehmen
.

Renntermine 2023 sind vom 28. bis 30. April in Zolder/Belgien, 2. bis 4. Juni in Assen/Niederlande, 29. Juni bis 2. Juli auf dem Nürburgring, 25. bis 27. August auf dem Lausitzring, 29. September bis 1. Oktober erneut Nürburgring und abschließend vom 20. bis 22. Oktober in Zandvoort/Niederlande.