Borstel-Hohenraden. Der 27-Jährige aus Borstel-Hohenraden startet am Wochenende in Tensfeld bei den MX-Masters. Schon die Qualifikation wird spannend
Röhrende Motoren, deren Sound beim Massenstart tief in die Magengrube fährt. Waghalsige Sprünge über Distanzen von über 20 Metern. Heiße Positionskämpfe in den Kurven, auch schon mal mit Ellenbogeneinsatz – das alles ist Motocross, eine der für Zuschauer wohl attraktivsten Sportarten, die auf Motorrädern betrieben werden. Und näher als an diesem Wochenende (15./16. Juli) wird in diesem Jahr die Elite dieser spektakulären Rennserie den Motorsportfans aus dem Kreis Pinneberg nicht kommen.
In Tensfeld, rund 14 Kilometer nördlich von Bad Segeberg gelegen, gastiert die MX-Masters-Serie des ADAC. In drei Fahrerklassen kämpfen die Teilnehmer um Punkte, in der namensgebenden MX Masters gar um die Internationale Deutsche Meisterschaft. Und unter den 245 gemeldeten Piloten aus 26 Nationen ist auch ein junger Mann aus Borstel-Hohenraden.
Man kann von Michel Kaschny getrost behaupten, dass sich sein bisheriges Leben fast ausschließlich um den Motorradsport gedreht hat – und dies auf absehbare Zeit auch weiterhin tun wird. Der 27 Jahre alte, gelernte Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist seit geschlagenen 23 Jahren motorisiert. „Mein Vater Hans-Peter hat damals, als wir noch in Uetersen wohnten, aus Schrott-Teilen ein Trike zusammengebaut und hat das dann mit meinem Bruder Andre im Garten gefahren“, erinnert sich Kaschny. „Klar, dass ich kleiner Knirps da nicht einfach zuschauen wollte und es auch ausprobiert habe.“
Es verwundert kaum, dass Michel Kaschny mit einem motorradbegeisterten Vater und einem Bruder, der sogleich auch Feuer und Flamme für diese Gefährte war, dieser neuen Leidenschaft erhalten blieb. Einem weiteren zusammengebauten Zweirad folgte dann mit sieben Jahren die erste „richtige“ Maschine. „Das war eine LEM mit 50-Kubik-Motor, da ging der Spaß dann richtig los“, sagt Kaschny. „Wir Jungs haben gequengelt, dass wir fahren wollen, und dann ist unser Vater halt mit uns los zu einem Übungsgelände.“
Zwei weitere Jahre sollten vergehen, bis sich Michel dem ersten Wettkampf stellte. „Da hatte ich mittlerweile eine Kawasaki mit 65er-Motor bekommen; das war dann auch meine erste Maschine mit Schaltgetriebe“, erinnert sich Kaschny. Als das mit dem Schalten vernünftig klappte, folgte sogleich die Teilnahme am Nord-Cup. „Da bin ich ein Jahr lang erstmal nur so mitgefahren. Das war für mich Knirps schon ziemlich beeindruckend: Da standen neben mir beim Start 30, 40 andere Jungs – da war ich schon ein wenig eingeschüchtert.“
Das Gefühl hielt nicht lange vor. Schon im Folgejahr erzielte Michel einige Top-fünf-Platzierungen; der Sprung in die nächsthöhere Klasse, die 85er, die auch schon Mal bis zu 30 Pferdestärken auf die Bahn bringen können, folgte nur wenig später. „Da habe ich auch schon an DM-Läufen teilgenommen und in Mölln plötzlich als Vierter sogar auf dem Nebenpodest gestanden, ein ziemlich tolles Gefühl.“
Pubertät und Berufsausbildung nahmen danach zwar ein wenig Tempo aus der Rennsport-Entwicklung heraus, an der Leidenschaft an sich konnte dies aber nichts ändern. Mit den Jahren überflügelte der Jüngste im Bunde Bruder und Vater, mittlerweile ist Michel Trainer und Ratgeber in der Familie.
Es folgten weitere Aufstiege und nun schon im mittlerweile dritten Jahr die Teilnahme an der „Königsklasse“ des Crosssports in Deutschland, den MX-Masters. „Da hilft mir schon, dass ich mich mit meiner Familie und Thorsten Terschlüsen mit einem Offroad-Geschäft am Hamburger Volkspark selbstständig gemacht habe; so habe ich einfacheren Zugang zu gutem Rennmaterial.“
Doch bei allem Aufwand, es bleibt in erster Linie ein Hobby. „Von den Top-20 der MX-Masters sind 17 Fahrer auch in der WM aktiv, das ist doch eine ganz andere Liga“, sagt der 27-Jährige. „Mein persönlicher Sieg ist es, wenn ich den Sprung ins Hauptrennen schaffe.“