Wedel. Pro-B-Team führt beim 73:76 gegen den Tabellenersten Lok Bernau bis kurz vor Schluss. Für die Leistung gibt es einhelliges Lob.

Als Harrison Cleary, Point Guard des SC Rist Wedel, 80 Sekunden vor Schluss per Dreier zur 73:70-Führung traf, löste der US-Amerikaner Euphorie und Hoffnung in der Steinberghalle aus, dass die Pro-B-Basketballer ihren ersten Sieg nach fünf Niederlagen in Folge feiern könnten. Doch ein Dreier zum Ausgleich und ein weiterer verwandelter Wurf zur Führung der Gäste machten einen Strich durch die Rechnung. Nach kämpferischer Leistung konnte sich der SC Rist nicht belohnen und verlor mit 73:76 knapp das sechstes Spiel in Folge.

„Es ist ein bisschen die Geschichte der Saison“, sagte Rist-Coach Stephan Blode und spielte dabei auf die vielen knappen Niederlagen an. „Ich bin stolz aufs Team. Bitter, dass wir das noch verlieren; es wäre ein gutes Statement zum Saisonende gewesen, gegen den Ersten zu gewinnen.“

Basketball Pro B: Nach zähem Start geht Wedel mit 21:20 erstmals in Führung

Zu Beginn tat sich Wedel noch schwer, Fuß gegen die Brandenburger zu fassen: Ballverluste führten zu Gegenpunkten, nach zehn Minuten lief Wedel einem 13:20 hinterher. Binnen einer Minute holte Wedel durch Dreier von Marc Nagora und Justus Waller auf, bis wenig später Michal Kozak per Dunk das 21:20 für den SC Rist brachte und der Steinberghalle einheizte.

Wedel agierte von nun an auf Augenhöhe mit Bernau und konnte sich gegen Ende des Viertels mit 40:33 absetzen. Rist überzeugte mit vielen Assists und Offensivrebounds – Kozak und der stark aufspielende Christian Okolie sicherten sich neun Abpraller am gegnerischen Brett. Wedel ließ auch in der zweiten Halbzeit nicht nach, baute die Führung auf 14 Punkte zum 54:40 aus. Die Gäste ließen sich nicht abschütteln und profitierten von Ballverlusten der Wedel – mit einem Stand von 57:53 ging es in ein intensives letztes Viertel.

Kurz vor Schluss bringen Ballverluste Lok Bernau zurück ins Spiel

Blodes Männer zeigten Kampf, schmissen sich in jeden freien Ball und holten in Person von Nikola Sredojevic und Okolie wichtige Steals in der Verteidigung „Der Knackpunkt war zwei, drei Minuten vor Ende, wo wir Bälle verloren und Bernau foulten. Da haben wir das Spiel verloren“, analysierte Blode nach dem Spiel die Niederlage. Beim Gleichstand von 73:73 traf der Bernauer Rafail Lanaras einen Sprungwurf zur Führung – eine Chance zum Ausgleich blieb den Wedelern durch einen weiteren Ballverlust verwehrt.

„Wenn man nicht auf das Ergebnis schaut, bin ich sehr zufrieden damit“, sagte Stephan Blode. „Das Team hat das super gemacht: letztes Mal haben wir 25 Minuten gegen den Zweiten mitgehalten, heute hatten wir bis zum Ende gegen das beste Team der Pro-B-Nord sogar den Sieg in der Hand – das ist voll okay.“ Die Leistungen der letzten Spiele gebe ihm und dem Team Sicherheit, dass Wedels Spielphilosophie funktioniere, auch gegen die besten Teams.

Christian Okolie glänzt im zweiten Spiel in Folge

Lob hatte Blode für Centerspieler Christian Okolie übrig: „Christian hat wieder sehr gut gespielt. Letzte Woche sehr aktiv, heute sehr aktiv. Er bringt viel Unruhe beim Gegner rein.“ Okolie legte mit elf Punkten und zwölf Rebounds ein weiteres Double-Double auf und klaute dreimal den Ball aus den Händen der Gäste. Der höchste Effizienzwert (23) aller Akteure untermauerte seinen Einfluss auf das Spiel.

„Ich versuche hart zu trainieren und das Beste aus meinen Möglichkeiten zu machen, jetzt in den letzten Saisonspielen“, sagte der 2,06-Meter Mann. Er sei dankbar für seine Einsatzzeiten, nachdem er einige Wochen verletzt zuschauen musste. „Wir haben zwar verloren, aber ich bin stolz auf das Team. Wir haben von der ersten Sekunde an gekämpft und nicht aufgegeben. Das Hinspiel haben wir noch mit 40 Punkten verloren – dafür war unsere Leistung heute super“, so der 22-Jährige.

Trotz der Niederlagenserie und der schwierigen Saison verlieren er und sein Team nicht den Mut. „Auch wenn wir schwierige Phasen hatten – Coach Blode bestärkt uns immer dabei, positiv zu bleiben. Wir geben jedes Mal im Training 100 Prozent, haben Spaß dabei und wollen unbedingt jedes Spiel gewinnen.“

Harrison Cleary spielt für die Towers groß im Eurocup auf

Für Wedels Topscorer Harrison Cleary (19 Punkte) lief es in der vergangenen Woche bei einem anderen Verein sportlich noch besser: Mit Kooperationspartner Hamburg Towers gewann Cleary im Eurocup gegen Paris Basketball mit 91:74. Cleary steuerte in nur 13 Minuten 14 Punkte für die Hamburger bei und erntete Lob von Towers Coach Benka Barloschky: „Er hat ein super Spiel gemacht und das umgesetzt, was wir von ihm sehen wollten. Er hat sein Spiel gespielt und man sieht, dass er das gut kann“, so der ehemalige Cheftrainer des SC Rist.

Fünfmal hat Cleary bislang für die Towers gespielt

Für Cleary war es erst der fünfte Einsatz für das Team aus der 1. Basketball Bundesliga. „Es war ein sehr spezielles Spiel für mich. Ein Sieg, egal auf welchem Level, fühlt sich toll an – aber im Eurocup, gegen so ein starkes Team wie Paris, ist es etwas sehr Besonderes. Davon ein Teil gewesen zu sein und eine Rolle gespielt zu haben, bedeutet mir sehr viel“, sagte Cleary.

Auch sein Teamkollege in Wedel, Michal Kozak, kam zu fünf Minuten Einsatzzeit. SC Rist Kapitän Linus Hoffmann erhielt in der vergangenen Woche seine Spiellizenz, um in der 1. Liga für die Towers an den Start gehen zu können. Der 20 Jahre alte Medizinstudent spielte seit 2016 in den Jugendkader der Towers und gab ein Jahr später sein Debüt für den SC Rist in der Pro-B.

Viertelergebnisse: 13:20, 27:13, 17:20, 16:23.
SC Ris
t (Punkte): Harrison Cleary (19), Michal Kozak (12), Christian Okolie (11), Linus Hoffmann (10), Marc Nagora (8), Justus Waller (5), Junior Searcy, Nikola Sredojevic (je 3), Mika Tangermann (2)
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