Wedel. Der US-Amerikaner Harrison Cleary spielt für die Pro-B-Basketballer des SC Rist. Er ist zum Topscorer der Liga avanciert

Der 25 Jahre alte US-Amerikaner Harrison Cleary ist seit dem ersten Saisonspiel der Dreh- und Angelpunkt im Spiel des SC Rist in der Pro-B. Dabei ist die aktuelle Saison die erste richtige Möglichkeit für den Point Guard, sein Können zu beweisen. Corona und eine Verletzung (ausgekugelte Schulter) prägten Clearys ersten beiden Jahre als Basketballprofi, lediglich 16 Pflichtspiele in zwei Jahren verbuchte er in Spaniens dritter Liga.

„Die Verletzung hat mich nervös gemacht, weil aufgrund von Corona die Saison davor vorzeitig eingestellt wurde. Deswegen war ich unsicher, ob ich überhaupt noch einen Vertrag bekomme. Nach der OP an meiner Schulter habe ich mir gesagt, ich kämpfe mich so gut es geht zurück, um bereit zu sein“, sagt Cleary mit Blick zurück auf eine für ihn harte Zeit.

Nur ein Jahr nach seiner Schulter-OP ist Basketballer Cleary Topscorer der Pro-B-Liga

Ein Jahr später ist der 1,85-Meter-Mann der Top-Scorer der Pro-B, legt im Schnitt 24,7 Punkte pro Spiel auf, trifft über die Hälfte seiner Würfe. „Jetzt so erfolgreich zu performen, fühlt sich natürlich sehr gut an. Die schwierige Zeit nach der Verletzung und das harte Training haben sich ausgezahlt“, sagt der Aufbauspieler.

Seit knapp sieben Monaten lebt Harrison nun in Wedel, pendelt mehrmals in der Woche für Teamtraining mit dem SC Rist oder Kooperationspartner Hamburg Towers zwischen Hansestadt und Wedel. Sein neues Zuhause erinnere ihn sehr an seine Heimat Oak Creek im US-Bundesstaat Wisconsin. Die Stadt mit 40.000 Einwohnern ist nur 20 Minuten Fahrt entfernt von Milwaukee – der größten Stadt in Wisconsin. „Ich bin ans kalte Wetter gewöhnt. Dort ist es oft kälter als hier, und es schneit dort auch häufiger“, meint Cleary, der keine lange Eingewöhnungsphase an sein neues Umfeld in Wedel brauchte. „Wedel und Hamburg sind meiner Heimat schon ähnlich“, befindet der Basketballprofi.

Cleary hat sich bestens in seinem neuen Umfeld eingelebt

Trotz eines dicht getakteten und ausgefüllten Terminkalenders mit Training, Teammeetings und Krafttraining hat sich der US-Amerikaner in seinem neuen Umfeld eingelebt. Er gehe gerne in Wedel essen oder unternimmt etwas mit seiner Freundin – die schon zweimal aus den Staaten zu Besuch kam. „Ich mag es sehr in Wedel. Man kann hier oder in der Umgebung vieles unternehmen, und die Menschen sind super freundlich. So kann ich mich wohl fühlen“, sagt der US-Amerikaner, der die Zeit zwischen den Spielzeiten in seiner Heimat Oak Creek verbringt.

Die Entfernung zu Familie und Freundeskreis war anfangs eine neue Situation, „an die wir uns mittlerweile alle gut gewöhnt haben. Ich würde auch sagen, ich bin ganz gut darin, allein zu leben“, findet Cleary, der 2020 an der zehn Autostunden von Oak Creek entfernten Crookston Universität in Minnesota einen Abschluss in Sportmanagement gemacht hat. Seine Collegezeit habe ihm schon die nötige Erfahrung gegeben, trotz Entfernung zu den Liebsten genügend Kontakt zu halten.

Trotz starker eigener Leistung ist Cleary mit der Saison nicht zufrieden

Auch wenn Cleary Woche um Woche überragende Leistungen – wie die 41 Punkte gegen Rhöndorf im November – für den SC Rist aufs Parkett zaubert, zufrieden ist er mit Tabellenplatz elf in der Pro-B-Nord nicht. „Wir sind solide in die Saison gestartet, danach ist uns das Glück ein bisschen verloren gegangen. Viele Spiele haben wir knapp und in der Verlängerung verloren, das war sehr bitter. Umso bitterer, weil wir diese Siege jetzt gut gebrauchen könnten. Unser Ziel ist nun, besser zu verteidigen, physischer zu sein und die Spiele zu gewinnen“, sagt Cleary, der sich seit dem College für die Trikotnummer Null entschieden hat, da ihn nach seiner Überzeugung null Spieler verteidigen können.

Der Amerikaner hadert mit seiner Freiwurfquote

Persönlich hadert Cleary – der 48 Prozent seiner Drei-Punkte-Versuche trifft – mit seiner Leistung an der Freiwurflinie. Nachdem er über seine komplette Collegekarriere 91 Prozent an der Foullinie traf und in seiner Zeit in Spanien nicht einen Wurf verfehlte, liegt seine Quote in der laufenden Saison bei nur 77 Prozent. „Das tut echt ein bisschen weh“, bekennt Cleary. „Ich galt im College als bester Spieler an der Freiwurflinie im ganzen Land. Ich bin mir sicher, dass ich mich da bald wieder verbessern werde.“

Neben seinen Verpflichtungen beim SC Rist ist Cleary wie seine Mitspieler Michal Kozak, Al-Fayed Alegbe und Simonas Paukste Teil des Kaders bei den Hamburg Towers. Zu Einsätzen kam der Point Guard bisher viermal – einmal in der 1. Bundesliga und dreimal im Eurocup. Gegen Tel Aviv am 7. Dezember erzielte er seine ersten Punkte für die Hamburger. „Jede Minute, die ich bei den Towers bekomme, ist ein schöner Bonus, aber gerade nicht mein Ziel“, sagt Cleary. „Ich versuche so viel es geht dort mitzunehmen und meine Chancen zu nutzen, aber ich habe Coach Blode gesagt, dass mein ganzer Fokus beim SC Rist liegt.“

Gegner an diesem Sonnabend ist der Tabellenzweite aus Sandersdorf

Am kommenden Sonnabend, 4. März, 19 Uhr, startet Cleary mit dem SC Rist in die Schlussphase der aktuellen Pro-B-Saison. Gegner ist der aktuelle Tabellen­zweite BSW Sixers aus Sandersdorf. Im Hinspiel im Dezember mussten sich die Wedeler deutlich mit 62:103 geschlagen geben. Nach den letzten vier Spiele haben die „Risters“ jeweils mit Niederlagen die Hallen verlassen, aber auch die Sixers verloren ihre letzten beiden Matches. Mit zwölf Punkten liegt der SC Rist aktuell auf Tabellenplatz elf – sechs Zähler fehlen auf den letzten Play-off-Platz. „Es wird schwer, aber es ist möglich. Wir müssen gut spielen und unser Bestes zeigen“, sieht Cleary kämpferisch auf den restlichen Saisonverlauf. Sechs Spiele bleiben dem Team um Coach Stephan Blode, um die Saison noch zu drehen.