Kreis Pinneberg. Wie sich Städte aus dem Kreis Pinneberg gegen den Gasnotstand und die erhöhten Stromkosten wappnen.
Die Bundesregierung hat die Alarmstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. Laut Bundesnetzagentur ist die Gasversorgung derzeit zwar noch gesichert, jedoch werden Städte und Gemeinden aufgefordert, Energie und Gas zu sparen. Im Kreis Pinneberg stellt sich die Lage folgendermaßen dar.
Energiekrise: Was die Städte im Kreis Pinneberg dagegen tun
Tornesch
„Energieeinsparideen werden in allen Fachbereichen untersucht und geprüft“, sagt Bürgermeisterin Sabine Kählert. Kann die Raumlufttemperatur in den öffentlichen Liegenschaften gesenkt werden? Inwiefern müssen Sporthallen beheizt werden? Längerfristig soll das Fernwärmenetz um Abwärme erweitert werden. Viele Maßnahmen erfolgen schon laufend. So werden Bewohner von Flüchtlingsunterkünften beraten und die Wärmegrade reguliert. Gebäude werden auf energetische Maßnahmen hin unter die Lupe genommen. Es soll vermieden werden, dass Geräte auf Stand by laufen. Die Straßenbeleuchtung wird überprüft. Grundsätzlich werden alle städtischen Immobilien mit Biogas beheizt.
Zu einem großen Problem könnte der Ausfall von Pumpenanlagen bei Starkregenereignissen werden, so die Verwaltungschefin. Und auch dies macht ihr Sorgen: „Wenn Gewerbebetriebe von der Gasversorgung ausgeschlossen werden würden, kann es für einige Unternehmen existenzbedrohend sein.“ Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft würden unwiederbringlich verloren gehen. „Das gilt es unbedingt zu vermeiden.“
Uetersen
Auch in Torneschs Nachbarstadt bereitet man sich auf verschiedene Szenarien vor. „Im ersten Schritt prüfen wir gerade mögliche Einsparungen in Bezug auf Gas und Elektrizität bei unseren städtischen Liegenschaften, die kurzfristig umgesetzt werden können“, sagt Bürgermeister Dirk Woschei. „Hierzu orientieren wir uns an einer Übersicht möglicher Maßnahmen zur Energieeinsparung des Deutschen Städtetages. In weiteren Schritten werden wir Planungen für den Fall aufstellen, dass die Gasversorgung eingeschränkt wird. Hier befinden wir uns in enger Abstimmung mit den Versorgern beziehungsweise Netzbetreibern.“
Energiekrise: Elmshorn will nicht auf Lichtermarkt verzichten
Pinneberg
Seit Beginn des Ukrainekrieges tagt eine von Bürgermeisterin Urte Steinberg einberufene Arbeitsgruppe, die sich unter andrem mit der Energieversorgung der städtischen Liegenschaften beschäftigt. Sie überarbeitet auch bestehende Pläne im Falle einer Energieknappheit.
Über besondere weitere Maßnahmen für den Winter ist noch keine Entscheidung getroffen worden. „Die Stadt Pinneberg ist sich allerdings eines verantwortungsvollen Umgangs im Bereich des Energieverbrauches bewusst“, sagt Marco Bröcker, Leiter des Büros der Bürgermeisterin.
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Elmshorn
In der Verwaltung der größten Stadt des Kreises wurde noch keine Arbeitsgruppe gegründet, um über mögliche Maßnahmen zu diskutieren oder gar Krisenpläne zu erarbeiten, ist aus dem Rathaus zu vernehmen. „Noch müssen keine Entscheidungen gefällt werden“, erklärt Bürgermeister Volker Hatje (parteilos). Sollte es aber nötig sein, „sind wir schnell dabei, denn die Manpower haben wir im Rathaus“. Eine Herabsetzung der gesetzlich geregelten Mindesttemperaturen in Schulen um etwa zwei Grad könne er sich vorstellen. Schade nur, dass das neue Rathaus noch nicht gebaut ist. „Da wären wir mit den Erdwärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen autark“, stellt Hatje fest.
Der Lichtermarkt wird auf jeden Fall stattfinden, betont der Verwaltungschef. Die besondere LED-Weihnachtsbeleuchtung mit ihren 270.000 Lichtpunkten in den Bäumen „verursacht kaum Kosten“.
Sören Schuhknecht, Werkleiter der Elmshorner Stadtwerke, betont: „Wir haben entschieden, die Wassertemperaturen in dem von uns betriebenen Badepark Elmshorn, insbesondere im Sportbecken, um bis zu zwei Grad auf etwa 25 Grad abzusenken. Dadurch werden wir in den kommenden zwei Monaten bis zu 40.000 kWh Erdgas einsparen. Das entspricht etwa dem Jahresverbrauch von zwei bis drei Einfamilienhäusern.“
Energiekrise: Badebucht Wedel beheizt Außenbecken nicht
Wedel
In der Stadt an der Elbe haben die Stadtwerke bereits im April beschlossen, das Sommerbad der Badebucht nicht wie üblich über die komplette Freibadsaison zu öffnen. Statt von Mai bis Anfang September bleibt der Außenbereich diesmal lediglich bis zum Ende der Sommerferien geöffnet. Schon in den kommenden drei Monaten ist zudem geplant, eine Photovoltaik-Anlage auf das Dach der Badebucht zu bauen. Dann könnte der Strombedarf der Badebucht zu einem großen Teil selbst gedeckt werden.
Geheizt wird in diesem Jahr im Außenbereich ausschließlich durch die Sonne. die das Wasser in den Edelstahlbecken wärmt. Zusätzlich wurden auch im Erlebnisbadbereich je nach Becken die Temperaturen um zwei bis vier Grad Celsius abgesenkt, um auch hier im laufenden Betrieb den Energieverbrauch zu drosseln“, so Stadtsprecher Sven Kamin.
Allerdings dürfe auch die Corona-Zeit nicht aus dem Blick geraten: „Die lange coronabedingte Schließzeit der Bäder hat dazu geführt, dass mittlerweile zwei ganze Jahrgänge nicht in Schwimmkursen ausgebildet werden konnten“, so Kamin. Insofern müsse auch der öffentliche Auftrag eine Rolle spielen, den Kindern der Stadt Wedel sowie aus der Umgebung die Möglichkeit zu bieten, das sichere Schwimmen zu erlernen.
Energiekrise: Schenefeld hat jetzt eine Klimaschutzmanagerin
Halstenbek
Die Gemeinde könnte die Raumtemperaturen in den Rathaus-Büros, in Schulen und Kitas absenken und die Heizanlagen nachts komplett abschalten. Auch wäre es laut Bürgermeister Claudius von Rüden möglich, wieder verstärkt auf Homeoffice zu setzen, was das Problem jedoch in den privaten Bereich verlagern würde. „Sollte es im kommenden Winter zu einer realen Gasversorgungs-Unterbrechung kommen, hätte auch Halstenbek ein echtes Problem“, so von Rüden. Schließlich würden auch die Blockheizkraftwerke der Gemeinde mit Gas betrieben, sodass keine Wärmeinseln in Schulen oder Kitas eingerichtet werden könnten.
Schenefeld
Die Stadt stellt sich darauf ein, im Krisenfall den Energiebedarf in den öffentlichen Gebäuden auf ein Minimum zu reduzieren. „Wie das im Einzelfall funktionieren kann, kann ich noch nicht sagen“, so Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. Damit auch in den privaten Haushalten das Thema Energiesparen einen höheren Stellenwert einnimmt, soll die im November stattfindende Einwohnerversammlung unter das Motto Klimaschutz und Energiereduzierung gestellt werden.
Mit Lara Brozio hat die Stadt mit Wirkung zum 1. Juli eine Klimaschutzmanagerin eingestellt, die zuvor in gleicher Funktion in Nordrhein-Westfalen tätig war. Sie soll in den kommenden zwei Jahren das neue Energie- und Klimaschutzprogramm Schenefelds erarbeiten.
Energiekrise: Quickborn setzt auf Einsparpotenzial der Verbraucher
Quickborn
In Quickborn werden zurzeit keine besonderen Vorkehrungen getroffen, um Heizgas zu sparen, sagt Bürgermeister Thomas Köppl. „Das macht jetzt im Sommer auch wenig Sinn.“ Auch im Freibad nicht bei Außentemperaturen, die ziemlich genau den Badetemperaturen entsprechen. Denn mit einer Wassertemperatur von 22 Grad Celsius würde das Quickborner Freibad im Vergleich zu anderen Bädern ohnehin nicht besonders stark beheizt, betont der Verwaltungschef.
Es fehle ihm dafür zudem der politische Auftrag, sagt Köppl. Vor der Sommerpause sei darüber politisch beraten worden, die politischen Gremien hätten aber keine Anträge gestellt, die Wassertemperatur im Freibad abzusenken.
Wichtig für den Herbst und Winter sollte vor allem sein, wie der einzelne Verbraucher in seinen vier Wänden Heizungsenergie einsparen kann, sagt Quickborns Werkleiter Panos Memetzidis. „Wir werden dazu unseren Kunden im September eine Beratung anbieten.“ Die Stadtwerke würden versuchen zu helfen, wo sie können. Für die eigenen Anlagen bereite sich der kommunale Energieversorger zurzeit ganz konkret auf einen Notfall vor, kündigt Memetzidis an.
Energiekrise: Barmstedt will Wassertemperatur im Schimmbad reduzieren
Barmstedt
Wie bereits berichtet, haben die Stadtwerke Barmstedt bereits seit Anfang Juli ihr Hallen- und Wellenbad am Rantzauer See, die sogenannte „Badewonne“, für den Badebetrieb geschlossen. Das Bad soll erst wieder nach den Sommerferien am 15. August geöffnet werden. In dieser Zeit soll die „Badewonne“ gewartet und modernisiert werden. Die Badestelle am See ist indes uneingeschränkt zugänglich.
Derzeit werde geprüft, in welchem Umfang eine Reduzierung der Wassertemperatur möglich ist und welchen Einfluss diese Reduzierung zum Beispiel auf die Schwimmkurse für Kinder oder das Babyschwimmen haben würde, sagt Stadtwerkesprecherin Irina Hesselink.