Kreis Pinneberg. Die Tarife steigen immens, doch regional gibt es starke Unterschiede. So viel zahlen Einwohner von Wedel bis Quickborn bald für Gas.
Heizen, Kochen und warm Duschen wird immer teurer – auch für Menschen im Kreis Pinneberg. Die Stadtwerke im Kreis Pinneberg haben zum Jahreswechsel oder jetzt, im Frühjahr des Ukraine-Krieges und drohender Gasembargos, ihre Gastarife um 20 bis 40 Prozent erhöht. Zudem herrschen regional starke Unterschiede. So müssen Vier-Personen-Haushalte, die 25.000 Kilowattstunden (kwh) Erdgas im Jahr verbrauchen, aktuell zwischen 1776 Euro (in Wedel) und 3828 Euro (in Quickborn) einschließlich Mehrwertsteuer an kommunale Energieversorger zahlen.
Gas im Kreis Pinneberg: So ändern Stadtwerke die Preise
Und das sind nur die an die Kunden weitergegebenen Einkaufspreise aus dem vergangenen Jahr. Der wahre Preisschock droht im nächsten Winter, prophezeit Holger Neubauer, Geschäftsführer der Stadtwerke Tornesch. „Ich gehe davon aus, dass der Hammer erst zum nächsten Jahreswechsel kommen wird.“ Für manche Kunden dürften sich dann – je nach Ausgang der Energiekrise und des Ukraine-Krieges – die Heizkosten verdoppeln.
Einen, den diese Kostenexplosion schon getroffen hat, ist Holger Fehrmann. Er gehört zu den 700 Fernwärmekunden der Stadtwerke in Quickborn, die zum 1. April mit knapp 170 Euro je Megawattstunde doppelt so viel wie bisher für die Fernwärme zahlen müssen. Auch Fehrmann fürchtet, dass die Preisschraube sich weiterdrehen wird. „Ich glaube, dass es vielen Leuten noch nicht bewusst ist, was da auf sie zukommt. Das werden irre Preise sein, die den Verbrauchern richtig wehtun werden.“
Elmshorns Stadtwerkechef Sören Schuhknecht rät deshalb seinen 20.000 Gaskunden schon jetzt, Energie zu sparen. „Vielleicht sollten sie nicht jeden Raum im Haus oder in der Wohnung gleich heizen. Für viele Haushalte werden die Preise im nächsten Jahr schwierig sein.“ Noch spielen sich die Preisanpassungen der Stadtwerke im Kreis Pinneberg im zweistelligen Prozentbereich ab. Schon bald könnten sie aber dreistellig werden.
Gas: Die günstigsten Tarife im Kreis Pinneberg
Umfrage-Sieger, was den günstigsten Gastarif unter den sechs kommunalen Anbietern im Kreis Pinneberg angeht, sind die Stadtwerke Wedel. Ihr aktueller Brutto-Arbeitspreis je kwh liegt mit 6,77 Cent erst halb so hoch wie der bei den Stadtwerken Elmshorn (13,85 bis 14,09 Cent/kwh), Quickborn (13,50 bis 14,57 Cent/kwh) oder Barmstedt (14,02 Cent/kwh). Für die Bestandskunden unter den 20.000 mit Erdgas versorgten Kunden der Stadtwerke Elmshorn habe sich der Preis nur um 1,2 Cent brutto verteuert, teilt Stadtwerkechef Sören Schuhknecht mit. Das wäre für diese Stammkunden ein Mehrpreis von 300 Euro im Jahr.
Auch die Stadtwerke Wedel könnten den genannten Niedrigpreis ausschließlich ihren Altkunden unter ihren rund 10.000 Gaskunden garantieren, erklärt Geschäftsführer Jörn Peter Maurer. In der Grundversorgung verteuere sich der Arbeitspreis je kwh auf rund 9,11 Cent, sodass ein Verbrauch von 25.000 kwh im Jahr in Wedel zurzeit bei rund 2365 Euro liege.
„Die entsprechenden Mengen mussten wir kurzfristig zu den aktuell hohen Börsenpreisen nachkaufen“, erklärt Maurer. Seine Stadtwerke hätten die Gaspreise im Dezember bereits um 19 Prozent und zum Februar 2022 nochmals um 18 Prozent erhöht: „Selbst mit diesen für die Stadtwerke Wedel ungewöhnlichen Preisanpassungen gehören wir zu den günstigsten Anbietern in den bekannten Vergleichsportalen.“
Kreis Pinnegerg: So entwickeln sich die Strompreise
Mit welcher Dynamik Erdgas zurzeit an der Börse gehandelt wird, zeigt die Entwicklung des Spotmarktpreises auf, den Wedels Geschäftsführer Maurer beschreibt. Demnach kostete Anfang des vorigen Jahres an der Börse eine Megawattstunde Gas nur rund 18,95 Euro. Dieser Preis ist durch den Krieg in der Ukraine geradezu explodiert und hat sich laut Maurer am 7. März dieses Jahres auf den bisherigen Höchststand von fast 247 Euro nach oben katapultiert. Das entspreche dem 13-fachen des Wertes, der am 1. Januar 2021 verlangt wurde.
Somit macht Maurer seinen Kunden wenig Hoffnung, dass ihre Heizkosten in diesem Jahr stabil bleiben werden. „Börsenpreise werden verursachungsgerecht weitergegeben“, erklärt der Stadtwerke-Chef. „Angesichts der aus den Fugen geratenen Entwicklung auf den Energiemärkten, insbesondere angetrieben von Diskussionen um ein mögliches Embargo russischen Gases und einer damit verbundenen drohenden Gasknappheit, können wir eine weitere Preisanpassung noch in diesem Jahr nicht ausschließen.“
Stadtwerke Pinneberg und Halstenbek vergleichsweise günstig
Diese wenig erfreuliche Aussage für die Verbraucher gilt auch für alle anderen kommunalen Anbieter im Kreis Pinneberg. So sagt Marek Wilken, Vertriebsleiter der Stadtwerke Pinneberg: „Aufgrund der Marktentwicklung beim Gaseinkauf seit dem Jahreswechsel gehen wir von weiter steigenden Preisen für alle Gaskunden aus – nicht nur unsere. Spätestens zum Jahreswechsel müssen wir die Preise anheben.“ Um wie viel stehe noch nicht fest.
Trotz ihrer Preisanhebung von rund 20 Prozent zum 1. Januar 2022 gehören auch die Stadtwerke Pinneberg mit zurzeit rund 1900 Euro bei 25.000 kwh Jahresverbrauch noch zu den günstigsten Anbietern im Kreis für ihre 8000 Gaskunden. In der Kreisstadt liegt der umgerechnete Fernwärmepreis für 25.000 kwh Wärmebedarf laut Wilkens Angaben bei 2839 Euro für die etwa 2500 Fernwärmekunden.
Gas-Preise in Elmshorn, Barmstedt und Quickborn ziehen an
Die 3600 Gaskunden in Halstenbek und Rellingen, die die Gemeindewerke Halstenbek mit Gas versorgen, mussten zum Jahreswechsel 30 Prozent höhere Preise zahlen, teilt Werkleiter Andreas Halberschmidt mit. Das macht bei 25.000 kwh einen vergleichsweise noch moderaten Jahrespreis von 2200 Euro aus.
Bei diesem werde es angesichts der dynamischen Preisentwicklung ebenfalls nicht bleiben, kündigt Halberschmidt an. Er rechne „bereits im Laufe des Jahres mit Erhöhungen im zweistelligen Prozentbereich“. Auf ganz ähnlichem Preisniveau bewegen sich die Gastarife bei den Stadtwerken Tornesch, die für einen Verbrauch von 25.000 kwh zurzeit 2213 Euro verlangen.
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Erheblich mehr müssen bereits heute schon die Gaskunden in Elmshorn, Barmstedt und Quickborn zahlen. Bei den Stadtwerken Elmshorn kostet bei 14,09 Cent je kwh ein Jahresverbrauch von 25.000 kwh jetzt 3641 Euro, rechnet Geschäftsführer Schuhknecht vor. Die Bestandskunden unter den 20.000 Elmshorner Gaskunden hätten wie bereits erwähnt andere Preise. Das gelte auch für die Stadtwerke Barmstedt, erklärt Stadtwerkesprecherin Irina Hesselink. Die Altkunden unter den 15.150 Gaskunden der Stadtwerke Barmstedt zahlen zurzeit noch rund 2368 Euro für 25.000 kwh Gas. Neukunden müssen für dieselbe Menge bereits jetzt tiefer in die Tasche greifen, und zwar mit 14,02 Cent je kwh exakt 3648 Euro pro Jahr, also rund die Hälfte mehr.
Gas-Kunde klagt gegen Preiserhöhung für Fernwärme
Auch bei den Stadtwerken Quickborn werde zwischen alten und neuen Kunden ein erheblicher Unterschied bei den 5000 Gas- und 700 Fernwärmeabnehmern gemacht, berichtet Bereichsleiterin Ulrike Fölsch. Neue Kunden zahlen dort zwischen 3561 und 3828 Euro bei 25.000 kwh, also etwa 40 Prozent mehr als noch im vorigen Jahr.
Zur Klage ihres Kunden Holger Fehrmann, dass sich die Preise für Fernwärme in etwa verdoppelt hätten, sagt Fölsch: „Die Fernwärmepreise werden nicht von den Stadtwerken einseitig bestimmt, sondern berechnen sich nach fest vereinbarten Preisgleitformeln mit zwei Anpassungszeiträumen im laufenden Jahr. Die Entwicklung der Fernwärmepreise folgt daher der Entwicklung auf dem Gasmarkt zeitversetzt.“
Konkret zur Verdopplung des Fernwärmepreises zum 1. April argumentiert sie, dass Betroffene dadurch in diesem Jahr nur zur Hälfte tangiert werden, da von Januar bis März in der Regel die Hälfte der Heizkosten anfielen und noch der alte Preis galt, so Fölsch. „Eines lässt sich aber schon sagen: Die Gaskunden sehen bereits, je nach Anbieter, deutliche Steigerungen ihrer Jahreskosten.“