Norderstedt. An Brennpunkten in Garstedt und Norderstedt-Mitte: Jahrelang diskutierte Maßnahme startet. Was Bürger von der Technik erwarten können.
- Videokameras filmen Umfeld des ZOB Norderstedt-Mitte und des ZOB Garstedt
- Das Ziel: Prävention und Aufklärung von Straftaten
- Daten werden zwei Wochen gespeichert – Polizei kann hierauf zugreifen
Viele Menschen werden in diesen Tagen in Garstedt und Norderstedt-Mitte die Köpfe nach oben drehen. Denn es ist unübersehbar: Die Videoüberwachung des öffentlichen Raums mit Kamera-Türmen beginnt. Diese wurde lange diskutiert, nachdem es zu mehreren Raub- und Gewalttaten gekommen war und Stimmen nach mehr Sicherheit immer lauter geworden waren. Als die Politik schließlich den Auftrag erteilte und dann im Frühjahr der Doppelhaushalt verabschiedet wurde, lag es an der Verwaltung, die Maßnahme rechtzeitig zur dunklen Jahreszeit umzusetzen.
Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder erbte das Thema von ihrer Vorgängerin Elke Christina Roeder, wobei beide Kandidatinnen im Wahlkampf über die richtige Herangehensweise öffentlich stritten. „Wir haben schon 2023 Diskussionen in der Stadt gehabt, auch im Oberbürgermeisterinnen-Wahlkampf – darüber, wie viel Sicherheit die Stadt braucht, wo wollen wir eine Videoüberwachung installieren, wo nicht, wo haben wir wahrgenommene Gefahrensituationen der Bevölkerung?“
Neue Kameratürme in Garstedt und Norderstedt-Mitte: Die Stadt filmt an Brennpunkt-Bahnhöfen
Die Rathaus-Chefin spricht von anfänglichem „Geruckel“, das sie „glattgezogen“ habe, als sie ihr Amt im Januar antrat. Zur Erinnerung: Roeder hatte dem Hauptausschuss sogar „Rechtsbruch“ vorgeworfen, sie bestand darauf, dass die öffentliche Sicherheit alleinige Sache der Verwaltung sei.
Das nun präsentierte Ergebnis ist etwas anders, als manche vielleicht erwartet hatten. Denn von den bereitgestellten 160.000 Euro benötigt Norderstedt vorerst nur einen kleinen Teil. Die Anlagen sind für sechs Monate geleast, es ist die gleiche Technik, die auch auf Großbaustellen verwendet wird („Bau-Watch“), die Gebühr beträgt 5000 Euro. „Es wird so erstmal stehen bleiben. Wir werden gemeinsam mit der Polizei evaluieren, wie es weitergeht – und eine dauerhafte Lösung erst zu einem späteren Zeitpunkt installieren.“
Jetzt seien die Plätze „gut ausgeleuchtet“, sodass sich die Menschen „sicher fühlen, wenn sie sich aus der U-Bahn am ZOB weiterbewegen in unserer Stadt“. In Norderstedt-Mitte stehen an der Rathausallee zwei Türme, in Garstedt ist es einer (vor Kind-Hörgeräte). Auch in der Dunkelheit werden die Anlagen sichtbar sein, da sie mit grünen Leuchten ausgestattet sind. Aktuell wird noch geprüft, ob alles datenschutzkonform abläuft, die Kamerawinkel so eingestellt sind, dass keine Büros oder Wohnungen im Blickfeld sind.
Polizei hat erhöhte Kontrollbefugnisse in Garstedt und Norderstedt-Mitte
André Wichmann ist Leiter des Polizeireviers in Norderstedt. Im Ernstfall könnten die Daten hier wertvoll werden. „Wir haben die Stadt eng beraten und unterstützt, sind beides Partner, wenn es um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger geht.“ Keinesfalls werden die Aufnahmen 24/7 in Echtzeit gesichtet, weder auf dem Revier noch im Rathaus. Vielmehr werden diese stets zwei Wochen auf einem Server gespeichert.
„Und dann besteht die Möglichkeit, die Bilder anlassbezogen zu nutzen.“ Wenn also eine Straftat geschehen ist oder ein berechtigter Verdacht besteht, würde sich die Polizei im Zuge der Ermittlungen das Video aus dem betreffenden Zeitraum anschauen, um möglichst wichtige Erkenntnisse zu gewinnen.
Die Bahnhofs-Umfelder gelten als Brennpunkte, weswegen die Polizei hier auch erhöhte Kontrollbefugnisse hat, um Menschen verdachtsweise zu überprüfen und zu durchsuchen. Dies läuft noch bis Jahresende. „Dann schauen wir uns die Zahlen für das letzte Quartal an.“ Und gegebenenfalls würde die Maßnahme weiter verlängert.
Typische Straftaten an den Bahnhöfen: Körperverletzung, Raub, Drogendelikte
Die Frage, ob die schärferen Kontrollen einen Effekt gehabt hätten, bejaht Wichmann. „Das ist, was mir zurückgespiegelt wurde. Wir haben immer noch Taten hier, aber die Effekte sind spürbar.“ Eigentums- und Gewaltdelikte seien typische Straftaten, also Raubtaten und Körperverletzungen, dazu Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Mehr aus der Region
- Insolvenz von Altenheim in Norderstedt: Investor aus Hamburg kauft ehemaliges Haus Rosengarten
- Wirbel um Traditionsunternehmen Meyer‘s Mühle: Brüder-Streit um Neubauprojekt in Norderstedt
- Neue Buslinie 492 in Norderstedt: In Rekordzeit von Glashütte nach Garstedt zum Herold-Center
Auf bestimmte Gruppierungen, ein bestimmtes Alter oder Geschlecht begrenzt er das nicht. Allerdings, so Wichmann: „Im Sommer sind natürlich mehr Leute an den ZOBs. Da ist die Gefahr größer, dass es mal zu Konflikten kommt.“
Konzept zur öffentlichen Sicherheit: Norderstedt „ist größer als nur zwei Bahnhöfe“
Oberbürgermeisterin Schmieder betont indes: „Der präventive Gedanke steht für uns maximal im Vordergrund.“ Und: Die Videoüberwachung soll nur ein erster Schritt sein. „Es wird auch noch ein Sicherheitskonzept geben. Norderstedt ist größer als nur zwei Bahnhöfe. Und die Menschen haben an vielen Ecken das Bedürfnis, dass wir gemeinsam, vor Ort, mit der Polizei, mit allen schauen, ob es Winkel gibt, die wir besser ausleuchten müssen und Sichtbarkeit herstellen können.“
Der Plan sei auch, hierzu die Bevölkerung aktiv mit einzubeziehen. Ein zentrales Thema ist hierbei immer die Straßenbeleuchtung – oder, je nach Bereich, ein Mangel hieran.