Kreis Segeberg. Immer mehr Unternehmen und Kommunen setzen auf Photovoltaik. Im Kreis Segeberg sind riesige Solarparks im Genehmigungsverfahren.

Immer mehr Firmen und Kommunen wollen ihren Strom selbst erzeugen. Auch im Kreis Segeberg sind mehrere großflächige Solaranlagen auf Feldern abseits der Wohnbebauung geplant. Solarunternehmen kritisieren allerdings die ihrer Ansicht nach zu langen Entscheidungswege bei Städten und Gemeinden.

Das jüngste Beispiel kommt aus der 2000-Einwohner-Gemeinde In Schmalfeld: Die Kommunalpolitiker haben vor wenige Tagen beschlossen, 80 Hektar der Gemeindefläche für die Erzeugung von Sonnenstrom zur Verfügung zu stellen. Damit wird abseits des Ortes eine der größten Solarfelder Schleswig-Holsteins entstehen. Auch an der A7 bei Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen und an der A20 bei Bad Segeberg sollen Solarparks entstehen.

Kreis Segeberg: Neuere Solarpark wird so groß wie 200 Fußballfelder

Für Firmen, die sich auf die Installation von Photovoltaik-Anlagen spezialisiert haben entsteht somit in neues Aufgabenfeld: Weg von Kleinanlagen auf Privathäusern, hin zu Großanlagen auf Industriegebäuden und Feldern. „Vor zwei Jahren gab es da nur wenig Nachfrage, jetzt wächst dieser Bereich aber erheblich“, sagt Carsten Steffen, Geschäftsführer von Photovoltaik SH.

Tatsächlich wollen viele Kommunen in den ländlichen Bezirken des Kreises Segeberg von der Entwicklung profitieren. Überall wird über die Errichtung von Solarparks nachgedacht. In Strukdorf reihen sich die Photovoltaikpanels auf 13 Hektar. In Weede sind 35 Hektar bereits bebaut. In Geschendorf entsteht der nächste Solarpark entlang der A20 zwischen Bad Segeberg und Mönkhagen auf zehn Hektar.

Solarparks auf Feldern spülen viel Geld in die Gemeindekassen

Den Vogel aber schießt die Gemeinde Daldorf ab: Die Kommunalpolitiker wollen 197 Hektar für Photovoltaik-Freiflächenanlagen an der A21, in der Nähe vom Erlebniswald Trappenkamp, ausweisen. Das Bauleitverfahren dafür läuft aktuell. Ebenfalls an der A21 ist in Schackendorf ein 26 Hektar großes Areal geplant.

Ganz uneigennützig sind die Pläne der Ortspolitiker allerdings nicht: Bis zu 0,2 Cent fließen pro produzierter und ins Netz eingespeister Kilowattstunde in die Gemeindekasse. Bei einer Riesenanlage wie in Daldorf könnten bis zu 400.00 Euro pro Jahr zusammenkommen. Ein großer Betrag für eine kleine Gemeinde.

Mehrere hundert Solarmodule an der A7 bei Henstedt-Ulzburg

In Henstedt-Ulzburg stehen die Gemeindepolitiker ebenfalls geschlossen hinter einem Großprojekt an der A7. Südlich des Autobahnanschlusses und westlich des Gewerbeparks sollen mehrere Hundert Solarmodule aufgestellt werden, um damit theoretisch bis zu 2000 Haushalte pro Jahr mit Strom zu versorgen. Vor einem Jahr wurde der Grundsatzbeschluss gefasst, vor drei Wochen befasste sich der Planungsausschuss erneut mit dem Thema. Die Mitglieder stimmten dem Entwurfs- und Veröffentlichungsbeschluss einstimmig zu.

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Für die Realisierung haben drei Unternehmer, unter ihnen der Grundeigentümer, eine Gesellschaft gegründet. In einer zweiten Phase sollen auch auf dem Gebiet von Kaltenkirchen und Alveslohe Solaranlagen entstehen, und zwar unmittelbar an der A7. Der Kreis Segeberg und das Land Schleswig-Holstein haben bei allen Projekten nur ein indirektes Mitspracherecht. Das Land muss die Änderung des Flächennutzungsplanes absegnen, der Kreis wird als sogenannter Träger öffentlicher Belange an den Bauleitplanverfahren beteiligt.

Die langen Entscheidungswege der Kommunen sind Gift für die Branche

Nicht alle Anbieter von Photovoltaik-Anlagen sind glücklich über diese Entwicklung. Zwar können sie damit den Auftragswegfall von privater Seite kompensieren, aber die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand scheint nicht immer reibungslos zu verlaufen. Carsten Steffen von Photovoltaik SH hat schlechte Erfahrungen gemacht: zu viel Bürokratie, zu viele unterschiedliche Stimmen in der Gemeindepolitik. „Wenn der Bürgermeister sagt, er will, klappt es noch lange nicht.“ Steffen empfiehlt den Kommunen, mutiger und stringenter in der Entscheidungsfindung zu sein.

Skeptisch sind auch die Naturschützer. Zwar werden die meisten Solarpaneele auf Stelzen errichtet, so dass darunter Kühe weiden und Traktoren fahren können, der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) warnt trotzdem vor einem Wildwuchs, zumal es in Schleswig-Holstein nirgends ein einsehbares Kataster für Solarparks und Windkraftanlagen gebe. Der Naturschutz könne dabei auf der Strecke bleiben, warnt der Nabu-Kreisverband. Auch Bürgerinitiativen versuchen mancherorts Vorhaben zu verhindern. So hat in Pronstorf ein Bürgerentscheid vorerst den Bau einer 65 Hektar großen Solar-Anlage verhindert. Zurzeit läuft eine Klage gegen den Aufstellungsbeschluss..