Kreis Segeberg. Immer weniger Privatleute in Schleswig-Holstein wollen Solarenergie. Experten befürchten, dass viele Anbieter vom Markt verschwinden.

Der Boom vergangener Jahre scheint verebbt: Die Nachfrage nach Solaranlagen auf privaten Hausdächern ist in Schleswig-Holstein in diesem Jahr stark eingebrochen. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein spricht von einer überraschenden Entwicklung. Nach Ansicht der Experten gibt es mehrere Gründe für diese Entwicklung. Eine Rolle scheinen dabei auch die sinkenden Energiepreise zu spielen.

„Eine Auswertung der Installationszahlen im Marktstammdatenregister zeigt, dass der Zubau im Segment kleiner als 30 Kilowatt Leistung deutlich zurückgeht.“ Darüber informiert das Fachportal „PV-Magazine“ in der September-Ausgabe. Berichtet wird über einen Rückgang von 30 Prozent bei Kleinanlagen auf Hausdächern gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023. „Auch wenn es nicht alle Betriebe zu betreffen scheint, ist die Verschlechterung keine individuelle Wahrnehmung mehr, sondern eine ernste Herausforderung für viele“, berichtet das Portal.

Solaranlagen auf privaten Dächern: Die Nachfrage ist stark eingebrochen

Die Schleswig-Holstein Netz GmbH in Quickborn verzeichnet ebenfalls einen Rückgang der Anmeldungen von privaten Solaranlagen. Im vergangenen Jahr seien rund 17.000 Anlagen genehmigt worden, sagt Pressesprecherin Christine Hansen. Bis zum 30. November dieses Jahres seien es rund 12.000 Anlagen. Und: 17.000 Inbetriebnahmen gab es im Jahre 2023, aber nur 10.500 bis zum 30. November 2024.

Christine Hansen weist auf die in diesem Jahr wirksam gewordenen Erleichterungen bei der Genehmigung von Balkonkraftwerken hin: „Bis 2023 mussten sie beim Markstammregister und bei der Schleswig-Holstein Netz angemeldet werden, jetzt nur noch beim Marktstammregister.“

Viele Anbieter von Solaranliegen müssen wahrscheinlich aufgeben, weil sich Pfusch am Bau jetzt rächt

Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein sieht mehrere Gründe für das rückläufige Interesse an Solaranlagen auf privaten Hausdächern.. Tom Janneck, Leiter des Referats Energiewende und Nachhaltigkeit, verweist auf die gesunkenen Energiekosten. „2022 und 2023 waren diese Preise sehr hoch und die Erwartung, dass sie schnell wieder sinken, war eher gering. Nachdem die Energiepreise gesunken sind, ist der Handlungsdruck, Energie und damit kurzfristig Geld einzusparen, nicht mehr so groß.“

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Die Verbraucherzentrale geht davon aus, dass die Haushalte sich mit größeren Investitionen zurückhalten oder diese auf einen Zeitpunkt verschieben, bis diese mit anderen Projekten verknüpft werden können. Tom Janneck befürchtet, dass die Zahl der Anbieter in Schleswig-Holstein, aber auch bundesweit, zurückgehen wird.

Auch die politische Lage in Deutschland verunsichert mögliche Investoren

So sieht es auch Carsten Steffen, Geschäftsführer von Photovoltaik SH, der beobachtet hat, dass in den vergangenen zwei Jahren beim Anbringen von Solaranlagen auf privaten Hausdächern viel gepfuscht wurde. „Das rächt sich jetzt“, sagt der Fachmann. „So manches Unternehmen muss jetzt haften, weil Wasser ins Dach läuft.“ In der Vergangenheit sei die Nachfrage größer gewesen als das Angebot, aber so wie vor zwei Jahren werde es vermutlich nie wieder werden.

Carsten Steffen schätzt, dass es im nächsten Jahr etwa 40 Prozent der aktuell bestehenden Solarunternehmen nicht mehr geben wird. Nach seiner Einschätzung trägt auch die aktuelle politische Lage in Deutschland mit zur negativen Entwicklung bei: Es sei unsicher, welchen Stellenwert eine künftige Regierung der Erzeugung regenerativer Energie beimesse. „Ein möglicher politischer Umschwung verunsichert wahrscheinlich viele, die über eine Investition in eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach nachdenken.“