Norderstedt. Eintracht Norderstedt: Neu-Trainer Elard Ostermann vor Einstand gegen Club, der ihn im April nach einem Machtkampf vor die Tür setzte.
Elard Ostermann lacht schon, als die Frage mit den Wörtern „Ausgerechnet gegen den FC St. Pauli II…“ beginnt. „Ja“, stimmt er sofort zu, „mein erstes Spiel für die Eintracht ist so etwas wie eine kleine Fügung“. Die überstrapazierte Floskel „solche Geschichten schreibt nur der Fußball“, vermeidet der Trainer. Inhaltlich angebracht ist sie vor der Begegnung zwischen Eintracht Norderstedt (16.) und dem Zwölften FC St. Pauli II (Sonnabend, 14 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion) gleichwohl.
Vor etwas über sieben Monaten musste er schließlich am selben Ort, an dem er nun nach seiner Verpflichtung und nach dem Ausfall des Derbys beim SV Todesfelde mit Verzögerung debütiert, seine Koffer packen. Eintrachts Stadionuntermieter entließ Ostermann nach fast zwei Jahren Amtszeit am 24. April, vier Spieltage vor Abschluss der Regionalliga-Saison 2024/25, und ersetzte ihn durch Benny Hoose. Eine tabellarische Notlage lag nicht vor. Die Klasse war für St. Paulis Zweite mit 42 Punkten aus 30 Spielen längst gesichert. In der Rückrundentabelle war die U 23 zu diesem Zeitpunkt Vierter mit 25 Punkten aus 13 Partien.
Derby mit viel Brisanz: Eintracht Norderstedt empfängt FC St. Pauli II
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Benny Hoose und seinem Team eine Neubesetzung aus unserem NLZ für die Trainerposten unserer U 23 gefunden haben. Wir möchten dem Trainerteam möglichst frühzeitig die Möglichkeit geben, mit der Mannschaft zu arbeiten, um den Übergang zur neuen Saison erfolgreich zu gestalten“, sagte damals der Sportliche Leiter der U 23 des FC St. Pauli, Carsten Rothenbach, zur Entlassung Ostermanns.
Glaubwürdig war die Begründung nicht. Nach Abendblatt-Informationen war stattdessen ein Zerwürfnis zwischen dem damaligen Cheftrainer der Profis des FC St. Pauli, Fabian Hürzeler, und Ostermann der wahre Grund für den erzwungenen Abgang.
Streit mit Fabian Hürzeler: Im April musste Elard Ostermann beim FC St. Pauli gehen
Hürzeler forderte von Ostermann, seinen Spielstil des Ballbesitzfußballs in der zweiten Mannschaft zu übernehmen. Außerdem wollte er Vorgaben bezüglich der Positionen einiger Spieler machen. Ostermann widersetzte sich diesem Ansinnen Hürzelers. Aufgrund seiner langjährigen Trainererfahrung beurteilte er die Fähigkeiten der Spieler bezüglich Taktik und Positionierung auf dem Feld anders. Folglich ließ er anders spielen – und musste vorzeitig gehen, obwohl St. Pauli II eine sehr starke Rückrunde spielte. Doch Hürzeler stand in der Hierarchie über ihm. Ostermann konnte diesen Zweikampf nicht gewinnen.
Der neue Eintracht-Coach kommentiert diese Vorgänge nicht öffentlich. Das Aus bei den kleinen Kiezkickern ließ ihn aber nicht unberührt. „Natürlich hätte ich mir beim FC St. Pauli II einen anderen Abschied gewünscht. Die Trennung kam sehr abrupt. Das war überraschend für mich. Ich hätte mich gerne noch von der Mannschaft verabschieden können.“
Von einer persönlichen Extramotivation sei er weit entfernt. Er hege keinen Groll gegen den FC St. Pauli. „Zu den Umständen meiner Entlassung habe ich längst genug Abstand gewonnen. Der Gesamtrückblick zählt. Es war eine sehr schöne, intensive und wertvolle Zeit für mich beim FC St. Pauli II.“
Entscheidung: Arne Exner ist im Tor die Nummer eins
Längst habe er „seinen Akku wieder aufgeladen“ und sei „bereit für die neue Aufgabe“, die Mission Klassenerhalt bei Eintracht Norderstedt. Einige Pflöcke hat er schon eingeschlagen. Erster Pflock: Arne Exner ist Ostermanns Nummer eins im Tor.
Beiden fitten Keepern, Exner und Fynn Hegerfeldt, bescheinigt Ostermann gute Trainingsleistungen. Aber: „Arne hat zuletzt herausragend gehalten. Er kann für uns der Garant für Punktgewinne sein.“ Ostermann verlässt damit den Kurs seines Vorgängers Jean-Pierre Richter, der Exner den Status der Nummer eins nicht garantieren wollte.
Gibt es eine Doppelspitze mit Lukas Krüger und Manuel Brendel?
Zweiter Pflock: Den am 10. Oktober verpflichteten Angreifer Lukas Krüger sieht Ostermann „als zentralen Stürmer mit hoher Qualität, der sehr beweglich ist und auch mal auf die Flügel ausweicht“. Krüger ist nach seinem Muskelfaserriss wieder einsatzbereit, dürfte somit anders als unter Richter statt als Rechtsaußen im Sturmzentrum starten.
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Vielleicht sogar mit Manuel Brendel, der seine Rotsperre abgesessen hat, in einem 4-4-2 mit zwei wuchtigen Zentrumsstürmern? „Wir wollen ein System finden, welches zu uns gut passt“, sagt Ostermann dazu nur. „Kleine Anpassungen“ seien durchaus möglich. Defensiv steht Ostermann mit Yannik Nuxoll nach abgesessener Gelbsperre ebenfalls eine weitere Alternative zur Verfügung.
Eintracht Norderstedt gegen St. Pauli II: Im Hinspiel gab es drei Platzverweise
Auch Abwehrkollege Moritz Frahm trainiert wieder mit, wäre aber wohl noch nicht bereit für die Neuauflage des wilden 1:1 im Hinspiel mit insgesamt drei Platzverweisen, zwei davon für die Eintracht-Spieler Nick Selutin und Luis Coordes.
„Viel Mut, viel Einsatz und ein hohes Passtempo, um St. Pauli II aus der Ordnung zu locken“, fordert Ostermann von seinem Team. Und vielleicht wäre ein für den Klassenerhalt so wichtiger Sieg für ihn ja doch etwas ganz Besonderes. Anmerken lassen würde er sich das wohl nicht.
Im Hamburger Lotto-Pokal spielt Eintracht Norderstedt im Viertelfinale bei Nikola Tesla (Landesliga). Die Partie findet am Osterwochenende 2025 statt (18. bis 21. April).