Henstedt-Ulzburg. Schmerzhafte Entscheidungen: Bikepark fällt Sparkurs zum Opfer. Zahlreiche Investitionen auf der Kippe. Was bisher gekürzt wurde.
Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg steht vor schmerzhaften Einschnitten. Die finanzielle Lage ist besorgniserregend, wie die laufenden Beratungen zum Haushalt für 2025 zeigen. Als Anfang November der erste Entwurf öffentlich wurde, betrug das Defizit satte 8,78 Millionen Euro, die Verschuldung könnte bis 2028 von 27,5 auf über 111 Millionen Euro steigen. Nun arbeiten Rathaus und Politik daran, das Loch zu stopfen, der Hauptausschuss tagte vor wenigen Tagen bis nach Mitternacht, auch der Finanzausschuss über fünf Stunden. Eine unpopuläre Maßnahme wurde getroffen: Es wird keinen Bikepark für junge Menschen geben. Doch das ist nur die Spitze einer sehr langen Streichliste, die zudem noch nicht einmal komplett sein dürfte.
Es gibt eine Reihe von Gründen, warum die Situation so kritisch ist. Gerade die laufenden Kosten sind ein Problem, unter anderem durch die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst. Gegenüber 2024 wird ein Zuwachs von zwölf Prozent erwartet (1,79 Millionen Euro), dann auf 16,5 Millionen Euro. Wie das mit dem politisch beschlossenen Budgetdeckel zusammenpasst (15,6 Millionen Euro), ist noch nicht absehbar, schon zuletzt wurden allerdings einige geplante Stellen wieder zurückgenommen.
Millionen-Loch in Henstedt-Ulzburg: Bikepark für 810.000 Euro steht auf Streichliste
Der Unterhalt öffentlicher Gebäude wie das Rathaus, Feuerwachen, Kitas oder Schulen wird ebenfalls stetig teurer, das hat mit den Energiekosten, aber auch mit Dienstleistungen zu tun. Zusammengefasst kalkuliert man hier mit 2,96 Millionen Euro Zuwachs. Über 7 Millionen Euro muss die Gemeinde zudem für die Finanzierung der Kita-Reform beisteuern. Und welche Auswirkungen die Einführung des Offenen Ganztags haben wird, steht noch längst nicht fest.
Die düstere Prognose: Ab 2026 wäre Henstedt-Ulzburg nicht mehr liquide, könnte also nur mit Kassenkrediten seinen Verpflichtungen nachkommen. Kein Wunder also, dass sämtliche freiwillige Leistungen und Investitionen nun auf dem Prüfstand stehen.
Naturbad, Feuerwehr, Bürgerhaus, Klimaschutz: Überall wird gespart
In allen Gremien werden daher aktuell Sparvorschläge gesammelt und beschlossen. Der Bikepark, der auf dem ehemaligen Tennisgelände am Bürgerpark hätte entstehen sollen, ist mit den veranschlagten 810.000 Euro das teuerste Projekt, das wegfällt. Und das nach mehrjähriger Planung, einschließlich der Chance auf sechsstellige Fördermittel.
Das Naturbad Beckersberg wird keine neue Steganlage bekommen (Ersparnis: 300.000 Euro), die gestoppte Planung für den Neubau eines Sportzentrums („Haus der Zusammenkunft“) machen 200.000 Euro aus, verzichtet wird auf neue Trennwände im Bürgerhaus (105.000 Euro), auf ein Notstromaggregat für die Feuerwache in Götzberg (139.900 Euro), WLAN und neue Klimatisierung im Ratssaal (104.000 Euro), im Klimaschutzmanagement wird das Budget für Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit reduziert (43.900 Euro).
Henstedt-Ulzburg setzt auf Einnahmen durch Verkauf von Gewerbegrundstücken
Eine Organisations-Untersuchung des Baubetriebshofs fällt ebenfalls weg (75.000 Euro), die Lütte School bekommt keine Fertig-Garage (35.000 Euro), der Europatag wird auf 2026 verschoben (15.000 Euro), die Sanierung des Kunstrasens an der Grundschule Rhen muss mit 100.000 Euro weniger auskommen.
Mehr aus der Region
- Fahrplanwechsel AKN: Das ändert sich zum 15. Dezember
- „Mellow“ am Schmuggelstieg in Norderstedt: Neues Restaurant mit Heimatküche
- Grundfos-Aus in Wahlstedt nach über 60 Jahren: Ära endet mit Abfindungen
7200 Euro plus soll die Erhöhung des Essensgeldes an der Olzeborchschule und an der Gemeinschaftsschule Rhen bringen, durch den Verkauf von Gewerbeflächen sollen 3,7 Millionen Euro (plus 700.000) in die Kasse fließen.
Haushalts-Loch: Nächste Sparrunden im Dezember
Bemerkenswert: Sogar die Planung für eine Gemeinschaftsunterkunft am Kiefernweg, also für Flüchtlinge und Obdachlose, und zwar 100 Personen, ist nun vom Tisch (258.000 Euro), dabei hatte die Politik Ende 2023 noch explizit genau das beschlossen. Auf Nachfrage heißt es seitens der Verwaltung aber: Grundsätzlich soll eine solche Einrichtung weiterhin gebaut werden. In diesem Fall steht das anvisierte Grundstück aber doch nicht zur Verfügung. Also wurde das Geld erst einmal aus dem Budget herausgenommen. Davon unberührt ist der zweite Standort südlich des Heidewegs im Gewerbegebiet.
All das wird aber nicht reichen, auch nach den vielen Kürzungen und Anpassungen liegt das Defizit weiterhin bei fast 5,7 Millionen Euro. Im Dezember werden sämtliche Fachausschüsse daher ein weiteres Mal nach Sparmöglichkeiten suchen, ehe im Januar ein neuer Haushaltsentwurf vorgelegt werden soll.