Norderstedt. Norderstedter versuchte verzweifelt, einen freien Termin zu ergattern. Wie es am Ende doch klappte. Ein Blick hinter die Kulissen.
Manch einer mag schon daran verzweifelt sein, einen Termin im Einwohnermeldeamt in Norderstedt zu ergattern. So erging es zumindest einem Leser, der sich beim Abendblatt gemeldet hat, aber lieber anonym bleiben möchte. Er brauchte dringend eine Lebensbescheinigung, um von der Rentenversicherung Geld zu erhalten. Genau solche stellt die Stadt aus.
Immer wieder schaute der Mann über den Online-Dienst „timeacle“ nach Terminen. Nichts. Die kommenden drei Monate waren ausgebucht. Auch telefonisch konnte er niemanden erreichen. Schließlich marschierte er ins Rathaus – und fand Hilfe an der Information. Die „freundliche und hilfreiche junge Dame“ habe ihm endlich einen Termin verschafft, erzählt er. Es ist eine altbekannte Thematik, über die das Abendblatt in der Vergangenheit schon mehrfach berichtet hat.
Trotzdem sind bei dem Norderstedter einige Fragen offen geblieben. Zum Beispiel: „Ist das Einwohnermeldeamt tatsächlich so ausgelastet, dass man auf dem üblichen und vorgeschlagenen Weg in den nächsten elf Wochen keinen Termin bekommen kann? Und was macht der nicht vernetzte Bürger, wenn die Telefonnummern nicht erreichbar sind?“
Einwohnermeldeamt Norderstedt: So kommen Sie an einen Termin
Zeit für einen Ortsbesuch. Der Bürgerservice der Stadtverwaltung verfügt insgesamt über zehn Schalter, an denen die Anliegen der Norderstedterinnen und Nordestedter an vier Tagen in der Woche bearbeitet werden. Hier können Personalausweise und Reisepässe beantragt werden, aber auch Ummeldungen und Beglaubigungen.
Weitere sechs Plätze gibt es im sogenannten „Backoffice“. Im Hintergrund nehmen die Mitarbeitenden unter anderem Telefongespräche entgegen und kümmern sich um die Post. An jedem Öffnungstag sind mindestens sechs Schalter besetzt. „Je nach Personallage schalten wir zusätzliche Plätze frei“, erklärt Yvonne Leidecker, Fachbereichsleiterin Bürgerservice und Einwohnerwesen. Mit mehr Personen können mehr Termine abgearbeitet werden. Doch natürlich seien sie nicht immer gleich gut besetzt. Es gebe Phasen, in denen mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Urlaub oder krank seien. 17 Personen beschäftigt das Einwohnermeldeamt insgesamt, davon werden drei derzeit eingearbeitet.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Termin zu bekommen
Vor einigen Jahren noch mussten die Bürgerinnen und Bürger vor Ort eine Nummer ziehen und teilweise mehrere Stunden warten, bis sie endlich ihren neuen Personalausweis beantragen konnten. Heute werden nur noch feste Termine vergeben, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, einen Termin zu bekommen: im Internet über „timeacle“, telefonisch unter den Nummern 040/535 95 -440, -445, -446, -447 und -834 oder per E-Mail an meldeamt@norderstedt.de.
„Der aktuelle Terminvorlauf beträgt sieben bis acht Wochen“, sagt Leidecker. Im Online-Portal sind derzeit die nächsten freien Zeiten ab Ende Januar verfügbar. Allerdings betont die Fachbereichsleiterin auch: „Von jetzt auf gleich werden Termine freigeschaltet.“ Es lohne sich also, immer wieder im Internet nachzugucken. Und außerdem: „Sollte es einen Notfall geben, machen wir immer alles möglich.“
Teilweise tauchen Bürger zu vereinbarten Terminen einfach nicht auf
An manchen Tagen tauchen sogenannte „Notfälle“ verzweifelt im Einwohnermeldeamt auf. Sie müssen spontan ins Ausland verreisen und brauchen dringend einen neuen Reisepass, denn ihrer ist abgelaufen. Oder sie haben ihr Portemonnaie mit ihrem Ausweis verloren oder benötigen eine Lebensbescheinigung, wie im Fall des Abendblatt-Lesers, um weiter finanzielle Leistungen zu erhalten. Zusätzlich zu den 1000 Terminen pro Woche arbeitet das Team rund 50 Notfälle ab.
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Ärgerlich findet Yvonne Leidecker es, wenn vereinbarte Termine nicht wahrgenommen werden. „Das ist innerhalb der vergangenen fünf Tage 52-mal passiert“, sagt sie. „Es wäre schön, wenn die Menschen wenigstens absagen würden.“ Dann wären mehr Plätze für diejenigen frei, die ihre Dokumente dringend brauchen.
Norderstedt: Meldebescheinigungen & Co. können auch online beantragt werden
Andreas Finster, Leiter des Ordnungsamtes, bittet die Norderstedterinnen und Norderstedter zudem darum, vermehrt die Online-Angebote der Verwaltung zu nutzen. Das würde das Einwohnermeldeamt der Stadt, die in den vergangenen Jahren stark gewachsen sei, sehr entlasten.
Nicht nur Termine lassen sich im Internet unter www.norderstedt.digital vereinbaren, es können auch Meldebescheinigungen, An- und Ummeldungen sowie Führungszeugnisse beantragt werden. Im Oktober hätten knapp 300 Menschen diesen Service genutzt und ihren Wohnsitz online angemeldet. „Eine Mitarbeiterin braucht dafür etwa zehn Minuten. 300 Personen mussten nicht mehr an die Schalter kommen, dadurch wurden 50 Arbeitsstunden gespart“, rechnet Finster vor. Kapazitäten, die für andere Anliegen frei geworden sind.
Auch Stadtsprecherin Nina Wrage betont: „Alles, was digital beantragt wird, schafft Zeit für Menschen, die das nicht können und persönliche Unterstützung brauchen.“