Norderstedt. Seit über einem Jahr ruht die Baustelle an der Segeberger Chaussee: Doch es gibt wieder Hoffnung, wie das Abendblatt erfahren hat.

Für Immobilienkäufer hätte es nicht bitterer sein können: Im August 2023 meldete der Bauträger Project deutschlandweit Insolvenz an, mehr als 100 Einzelgesellschaften waren betroffen, darunter auch jene aus Hamburg, die für ein fast schon abgeschlossenes Vorhaben an der Segeberger Chaussee verantwortlich war. 50 Wohnungen wurden hier gebaut, unmittelbar neben dem Sitz des Süßwarenherstellers Herza. Alles war verkauft, die Zahlungen wurden parallel zum Baufortschritt geleistet, und dieser war zum Zeitpunkt, als die Nachricht von der Pleite bekannt wurde, bei mehr als 80 Prozent.

Seitdem stellt sich die Frage, was aus dem Gebäude wird. Es steht der zweite Winter seit dem Stopp aller Arbeiten vor der Tür, Regen, Schnee und Frost wechseln sich schon jetzt, Ende November, ab. Doch es gibt tatsächlich Hoffnung, dass hier keine Ruine verbleibt, sondern irgendwann alle Wohnungen bezugsfertig sein werden.

Mega-Immobilienpleite „Norder Living“ in Norderstedt: Weiterbau in Aussicht

Im Juni hatte die Kanzlei Schultze & Braun aus Nürnberg, die Insolvenzverwalter für das gesamte Firmenkonstrukt ist, auf Abendblatt-Nachfrage bestätigt: Ratenzahlungen seien keine mehr fällig, die Wohnungen gehören den jeweiligen Eigentümern, die geschätzt jeweils mehrere Hunderttausend Euro investiert haben.

Norderstedt, Segeberger Chaussee: Nach Immobilienpleite der Project-Gruppe sollen die Eigentumswohnungen fertiggebaut werden. Das kündigt die von der Eigentümergemeinschaft beauftragte Firma an.
Die Eigentümergemeinschaft hat ein Wohnungsunternehmen aus der Umgebung mit der Fortführung beauftragt. © Christopher Mey | Christopher Mey

Die Betroffenen haben sich längst zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen, es gibt einen Beirat, und einen neuen Projektpartner mit dem Wohnungsunternehmen Dr. Schröder Immobilien, sesshaft in der Essener Straße, also an der Grenze von Norderstedt zu Langenhorn, nur ein paar Autominuten vom Baugelände entfernt.

Es sind wieder Handwerker vor Ort

Bei Dr. Schröder Immobilien hält man sich zwar bedeckt. Aber: Es seien, so heißt es, wieder Handwerker auf der Baustelle tätig. Das einst mit dem Namen „Norder Living“ vorgestellte Quartier soll zum Ende gebracht werden. Und in der Tat: Mehrere neuere Werbetafeln an den Zäunen weisen auf eine Firma für Elektrotechnik aus Stelle hin, auch wenn am Montagmorgen niemand zu sehen war. Direkt an der Segeberger Chaussee wirbt mittlerweile sogar ein Umzugsunternehmen für seine Dienste. Ein gutes Omen?

Norderstedt, Segeberger Chaussee: Nach Immobilienpleite der Project-Gruppe sollen die Eigentumswohnungen fertiggebaut werden. Das kündigt die von der Eigentümergemeinschaft beauftragte Firma an.
Am Bauzaun hängt die Werbetafel eines Umzugsunternehmens. © Christopher Mey | Christopher Mey

Vielleicht wird also doch wahr, was einst mit bunten Worten angepriesen wurde: Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern, mit Balkon oder Garten, Loggia oder Dachterrasse, 45 bis 105 Quadratmeter groß, für Singles, Paare oder Familien geeignet. Wer die „Natur liebt und dennoch nicht auf eine schnelle Anbindung an die Elbmetropole“ verzichten möchte, sei hier „genau richtig“.

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Sollte 2025 der Innenausbau weitergehen, zudem auch der Außenbereich Formen annehmen, wäre es ein glücklicher Abschluss nach dem Schock, der im letzten Jahr die Eigentümer traf. Schon zuvor hatte in den letzten Monaten es in mehreren deutschen Städten übrigens ähnliche Entwicklungen gegeben. Denn nach Auskunft von Schultze & Braun werden sechs Projekte in Berlin sowie drei weitere in Nürnberg und jeweils zwei in München beziehungsweise Darmstadt weitergebaut.

Überall dort fand der Insolvenzverwalter Bauunternehmen, die einsprangen. „Die Projektleiter und alle anderen Kollegen haben mit großem Engagement entscheidend dazu beigetragen, dass Hunderte von Wohnungskäufern nicht auf Bauruinen sitzen bleiben werden“, hieß es im vergangenen Juli in einer Pressemitteilung. Eine gleichlautende Nachricht steht für „Norder Living“ allerdings noch aus.