Wahlstedt. Schon im April gab der Pumpenhersteller bekannt, den Standort in Wahlstedt schließen zu wollen. Einige geben Kampf dennoch nicht auf.
Für ganz Wahlstedt war es ein Schock: Im April dieses Jahres gab die Geschäftsführung des dänischen Pumpenherstellers Grundfos, einer der wichtigsten Arbeitgeber der Stadt, bekannt, den Standort bis Ende 2026 schließen zu wollen. 530 Mitarbeitende würden ihre Jobs verlieren. Damit würde fast ein Drittel aller Arbeitsplätze in der Industrie von Wahlstedt einfach wegfallen. Die Schließung hätte erhebliche finanzielle Auswirkungen auf eine ganze Region.
Hintergrund der Pläne: Grundfos will seine Produktion nach Dänemark, Ungarn und Serbien verlegen, wie das Unternehmen mitteilte. Ziel sei es, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Produkte und Lösungen zu sichern. Für Wahlstedt würde damit eine mehr als 60 Jahre lange Tradition enden. 1960 wurde der Standort in Schleswig-Holstein aufgebaut, etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind schon seit Jahrzehnten für die Firma tätig. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit soll bei 22 Jahren liegen. Das Unternehmen ist in Wahlstedt so verwurzelt, dass sogar die örtliche Gemeinschaftsschule nach Firmengründer Poul due Jensen benannt wurde.
Grundfos Wahlstedt: Standort soll schließen – 530 Arbeitsplätze gefährdet
Nun soll alles vorbei sein? Viele Mitarbeitende wollen das nicht einfach so hinnehmen. Die Gewerkschaft IG Metall sowie der SPD-Bundestagsabgeordnete Bengt Bergt, zu dessen Wahlkreis auch Wahlstedt gehört, kämpfen bereits seit Bekanntwerden der Schließungspläne für einen Erhalt des Standortes. „Der Standort Wahlstedt ist alles andere als unwirtschaftlich“, sagt Bergt. Grundfos mache dank des Engagements seiner Arbeiterinnen und Arbeiter Rekordumsätze. „Diese mit der Schließung im Stich zu lassen, ist ein Skandal.“
Der Bundestagsabgeordnete, der zuletzt im Wahlkampf für Schlagzeilen gesorgt hatte, geht davon aus, dass die Verlagerungspläne nach Ungarn und Serbien lediglich zur Gewinnmaximierung durch günstige Lohnkosten im Ausland motiviert seien. Als Bevollmächtigter der Gewerkschaft wird er am Dienstag, 26. November, bei einer Betriebsversammlung vor der Belegschaft sprechen und einen offenen Brief verlesen, den 83 sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete, zwölf Landtagsabgeordnete und zwölf Kreistagsabgeordnete des Kreises Segeberg unterzeichnet haben.
Wahlstedt: Politiker wollen Schließung des Standortes verhindern
In dem Brief, der an die Geschäftsführung adressiert ist und unter anderem auch an Thomas Østrup Møller (Botschafter des Königreichs Dänemark in Deutschland), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) geschickt wurde, wird nochmals dazu aufgerufen, mit der Gewerkschaft und dem Betriebsrat in Gespräche zu treten, um den Standort Wahlstedt zu erhalten.
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Ob sich die Chefetage davon umstimmen lässt, ist fraglich. Bengt Bergt jedenfalls findet es enttäuschend, dass die Geschäftsführung bisher kein Interesse gezeigt habe, gemeinsam mit dem Betriebsrat und der Belegschaft über eine Lösung zur Rettung des Standortes zu diskutieren. Die Gespräche würden sich lediglich um Konditionen der Schließung drehen, meint der SPD-Mann, der vor seiner Wahl zum Bundestagsabgeordneten Europabetriebsratsvorsitzender bei der Nordex SE war. Mit dem Kampf für Arbeitnehmerinnen und -nehmer ist er vertraut.