Norderstedt. Was Kunden auf Foren wie Google Maps schreiben – und was Experten in Medien wie Falstaff. Und was die Restaurantbesitzer dazu sagen.

  • „Hof Immenhorst“ und „Zwutschkerl Alm“ punkten bei Kunden und auch bei Gastro-Kennern.
  • Im Varta Guide werden auch erwähnt: „Naxos“, „Hellas“, „Schmöker Hof“, „Trattoria da Michele“.
  • Hohe Bewertungen bei Google Maps haben u.a. auch „Aroma“, „Yamass“, „Farinelli“.

Viele Menschen, die ein neues Restaurant ausprobieren möchten, schauen vorher erst einmal auf das Handy. Wie sind die Bewertungen auf Google oder Tripadvisor? Davon hängt oft die Entscheidung ab, worauf die Wahl fällt. Wer etwas ambitioniertere Küche sucht, schaut vielleicht zusätzlich noch einmal beim Varta Guide oder bei Falstaff nach. In jedem Fall werden Bewertungen, die online zu finden sind, immer wichtiger – auch für Lokale in Norderstedt und Umgebung. Gastronomen können davon profitieren, aber die Veränderung sorgt – auch bei sehr gut bewerteten Gastwirten – nicht nur für Begeisterung.

Einen grundlegenden Unterschied gibt es bei Bewertungen, die man im Internet findet. Auf der einen Seite stehen Medien wie Falstaff, Guide Michelin oder Schlemmer-Atlas, in denen in der Regel das Urteil weniger, dafür fachkundiger Personen maßgebend ist. Auf der anderen Seite gibt es Google und Tripadvisor, wo jeder mit Punkten bewerten und Erfahrungsberichte schreiben kann.

Tripadvisor & Co: Wie Norderstedter Lokale bewertet werden

Der Vorteil: Es gehen sehr viel mehr Meinungen und Geschmäcker in die Wertung ein. Der Nachteil: Nicht alles davon ist fundiert. So hebt möglicherweise ein ganzer Fußballverein seine Stamm-Pommesbude verlässlich in die Champions League, während ein komplizierter Gast das exzellent kochende Gourmet-Restaurant brutal abstraft, weil es ihm auf der Toilette zu zugig war. Einzelne, unangemessene Bewertungen können bei Google zwar auf Antrag der Restaurants gelöscht werden, aber Beiträge von Gästen, die einfach mal Dampf ablassen wollen, kommen immer wieder schnell dazu.

Tripadvisor: „Hof Immenhorst“ auf Platz 1, „Zwutschkerl Alm“ auf Platz 2

Dennoch: Wer nicht zu sehr auf einzelne Bewertungen, sondern auf den Durchschnitt schaut, bekommt schon einen ganz guten Eindruck davon, ob sich ein Restaurantbesuch lohnt. Anhand der Punkte-Bewertungen hat Tripadvisor für Norderstedt eine Rangliste der besten Restaurants aufgestellt. Das Ergebnis: Der „Hof Immenhorst“ steht mit seiner gehobenen, vorwiegend bürgerlich-deutschen Küche auf Platz 1, gefolgt von der „Zwutschkerl Alm“, wo österreichisch gekocht wird. Auf Platz 3: das „Elrado House“ mit seinen argentinischen Steaks, auf Platz 4 folgt das „Tunici“ mit seinen kroatisch-mediterranen Spezialitäten. Auf Platz 5 steht das italienische „Ristorante Romantica“. Bewertet haben jeweils zwischen 30 und 160 Personen.

Google: Welche Lokale die besten Bewertungen bekommen

Norderstedt-Mitte als Einkaufsquartier
Kann sich über eine 4,5 auf Google Maps und eine Erwähnung im Varta-Guide freuen: Shami Gill (3.v.l.), Inhaber des Norderstedter Restaurants „Naxos“, mit seinem Team. © FMG | Claas Greite

Bei Google Maps bewerten in der Regel mehr Nutzer, oft sind es über 1000. Auch hier liegen der „Hof Immenhorst“ und die „Zwutschkerl Alm“ weit vorne, mit jeweils 4,7 Punkten, das ist ein sehr guter Durchschnittswert. 4,7 Punkte haben in Norderstedt auch das „Aroma“, das „Yamass“ und das „Farinelli“, die bei Tripadvisor nicht auf den vordersten Rängen auftauchen. Das „Le Patate Kumpir & Croque“ erreicht sogar die Traumnote 4,8. Das Gourmetrestaurant „Das Wattkorn“ in Hamburg-Langenhorn muss sich hingegen mit einer dürftigen 3,9 zufrieden geben. Die Top-Plätze bei Tripadvisor bekommen auch bei Google Maps gute Bewertungen: Elrado House 4,5, Tunici 4,6, Ristorante Romantica 4,4. Auch die „Hopfenliebe“, ein Norderstedter Klassiker (und Platz 8 bei Tripadvisor) muss sich für seine 4,5 nicht schämen.

Varta Guide erwähnt fünf Lokale in Norderstedt

Und die Experten-Medien? Auf der Webseite des Guide Michelin findet man nichts zu Norderstedt, lobend erwähnt wird allerdings die Gutsküche Wulksfelde in Tangstedt. Der Schlemmer-Atlas, auch eine Institution, erwähnt auch kein Restaurant in Norderstedt, dafür aber ebenfalls die Gutsküche sowie den Vegan Eagle in Langenhorn. Auch der Varta-Guide ist für Menschen, die gut essen wollen, ein zuverlässiger Ratgeber. Und hier finden sich für Norderstedt gleich fünf Einträge, nämlich das „Naxos“, das „Hellas“, der „Hof Immenhorst“, das Restaurant im Best Western Hotel Schmöker Hof und die Trattoria da Michele. All diese Restaurants werden zwar aufgeführt, eine besondere Bewertung (es gibt bis zu fünf Diamanten) hat aber keines. (Zum Vergleich: Das bei Google eher schwach bewertete „Wattkorn“ wird hier mit einem Diamanten bewertet, das „The Table“ in Hamburg hat fünf).

Freuen dürfen sich die Norderstedter Gastronomen dennoch. Dazu Holger Pirsch, Redaktionsleiter des Varta-Guides: „Wenn ein Restaurant bei uns erwähnt wird, ist das auf jeden Fall schon eine besondere Empfehlung.“ Dass allerdings ein Gastro-Kritiker tatsächlich vor Ort war, heißt es allerdings auch nicht. Das sei nur dann der Fall, wenn es auch eine Bewertung gibt, wie eben einen Diamanten. Und wie finden dann Restaurants ohne Bewertung ihren Weg in die Auswahl? Holger Pirsch: „Wir werden zum Teil von Leserinnen und Lesern auf diese Restaurants hingewiesen. Aber wir sondieren dann redaktionell. Unsere Gastro-Experten checken das, verschaffen sich unter anderem über die Webseite ein Gefühl dafür, ob ein Lokal spannend sein könnte.“

Fallstaff: Eine Erwähnung zu Norderstedt – und wie sie entstand

Sie tauchen mit ihrer „Zwutschkerl Alm“ als einziges Norderstedter Restaurant im „Falstaff“ auf: Lars Wolter und Alexandra Rehders.
Sie tauchen mit ihrer „Zwutschkerl Alm“ als einziges Norderstedter Restaurant im „Falstaff“ auf: Lars Wolter und Alexandra Rehders. © Annabell Behrmann | Annabell Behrmann

Eine weitere, überregional bekannte Genuss-Bibel ist der Falstaff. Auf dessen Webseite findet sich ein einziges Norderstedter Restaurant, nämlich die „Zwutschkerl Alm“. Bewertet wird sie mit einer von vier goldenen Gabeln. Geboten werde „bodenständige Kost“ und „freundlicher Service“. Und wie kommt diese Bewertung zustande? Dazu teilt Julia Hamester mit, beim Falstaff-Verlag in Wien unter anderem Leiterin für die Location-Guides: „Die Grundlage unserer Bewertungen stammt von der Falstaff Community. Die 22.000 Mitglieder des Falstaff-Gourmetclub haben das ganze Jahr Zeit, über die Voting-Homepage und Falstaff-APP mit verifiziertem Zugang, Bewertungen zu Betrieben abzugeben.“

Einmal jährlich würden diese Votings ausgewertet, die besten Betriebe mit einem Text und einer Bewertung publiziert. Es würden „alle Betriebe berücksichtigt, die ausreichend viele und aussagekräftige Votings gesammelt haben“, die Oberaufsicht habe eine Experten-Jury.

Bei der Zwutschkerl Alm freut man sich über die Bewertung. „Das ist für uns sehr wichtig, zumal es sich um ein österreichisches Unternehmen handelt“, sagt Alexandra Rehders, die den Betrieb mit ihrem Mann Lars Wolter führt. Und auch die Google-Bewertungen seien „für unser Team sehr wichtig.“ Sie selbst sieht diese allerdings eher zwiespältig: „Es gibt dadurch definitiv mehr Zulauf. Aber ich bin eigentlich kein Fan von diesen Bewertungen, wir sind früher einfach durch Mund-zu-Mund-Propaganda groß geworden.“

Was Restaurantinhaber zu Google Maps & Co. sagen

Detlef Berg, Inhaber des Hofes Immenhorst, freut sich ebenfalls über die Erwähnung im Varta Guide und auch darüber, dass sein Lokal regelmäßig in gedruckten Führern wie dem „Genuss Guide“ von Szene Hamburg auftaucht. Aber er sagt: „Ich halte Google Maps für fast das Wichtigste.“ Er höre oft von Gästen, dass sie so auf sein Lokal aufmerksam würden und schaue auch selbst dort nach, wenn er privat essen gehe.

Er glaubt, dass Google die Gastronomie verändert hat: „Ich kann mir vorstellen, dass ein Restaurant Probleme mit den Buchungen bekommt, wenn es unter einer 4 bei den Durchschnittsbewertungen landet.“ Etwas weniger wichtig sei aus seiner Sicht Tripadvisor, wo aus seiner Sicht hauptsächlich Touristen ihr Urteil abgeben.

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Ähnlich sieht es Shami Gill, Inhaber des griechischen Restaurants Naxos (bei Google Maps bewertet mit 4,5). Maßgebend sei „auf jeden Fall Google Maps“, die dortigen Bewertungen würden „von Jahr zu Jahr wichtiger“. Vor ein paar Jahren hätte man diese vielleicht noch ignorieren können, diese Zeiten seien vorbei. „Ich schaue auch selbst dort rein, wenn ich essen gehe“, sagt der Gastronom. Und, im Gegensatz zu vielen Restaurants, antwortet sein Team auch direkt auf Google auf negative Bewertungen. „Wir möchten einfach wissen, was passiert ist, wenn jemand unzufrieden war“, sagt Gill. Allerdings sei das schon ein gewisser Zeitaufwand, „pro Antwort braucht man bestimmt 20 Minuten“, sagt er.

Auch Detlef Berg kennt solche negativen Rezensionen. Dem Reporter zeigt er einige, kennt jeweils die Geschichten dazu. Ein Beispiel: Ein Gast beklagt sich, dass auf ihn Druck ausgeübt worden sei, endlich mal seine Vorspeise zu bestellen. Die Geschichte dazu: „Das war eine Festgesellschaft. Die Person kam recht locker eine Dreiviertelstunde zu spät, die anderen wollten essen...“ Daran sei er dann sanft erinnert worden, fand das dann aber offenbar übergriffig.

Anders als Shami Gill verzichtet Berg aber darauf, solche Berichte bei Google Maps zu kommentieren. Der Grund: „Ich glaube, dann würde eine noch schlimmere Antwort kommen.“