Norderstedt. 2016 wurde „Spektakulum“ in Norderstedt beerdigt. SPD-Chefin Fedrowitz glaubt, eine Wiederauflage könne Gemeinschaftsgefühl stiften.
Gerade haben die Kommunalpolitiker von CDU, SPD und FDP das „Autofreie Straßenfest“ auf der Ulzburger Straße beerdigt, da überraschen die Sozialdemokraten in der Stadtvertretung kaum eine Woche später mit der Forderung nach der Reanimation eines einst viel größeren und 2016 sang- und klanglos verstorbenen Volksfest-Klassikers in Norderstedt – dem „Spektakulum“.
So hieß das Stadtfest, das Norderstedt seit 1995 jährlich feierte. Erfunden hatte es Rajas Thiele, damals Chef der Agentur Deltacom, später Geschäftsführer der Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH (TriBühne, Kulturwerk). Vom familiären Ringelpiez mit Grillwurst, Bier und Karussell auf dem Rathausmarkt, entwickelte sich das „Spektakulum“ schnell zur jährlichen Wochenend-Super-Sause, zu der angeblich immer an die 100.000 Besucherinnen und Besucher zum Feiern unter freiem Himmel nach Norderstedt-Mitte kamen. Man sprach schon vom größten Volksfest im Norden, nach der Kieler Woche wohlgemerkt.
Stadtfest Norderstedt: SPD will die Wiederbelebung des Volksfestes
Doch in den letzten Jahren des Bestehens des Stadtfestes blieben immer mehr Menschen dem „Spektakulum“ fern, dafür besuchten es zunehmend jene, die sich näher am Bierstand als am Karussell oder der Musikbühne aufhielten. „Sauffest“ titulierten manche das „Spektakulum“. Schließlich wurde ein Neuanfang mit einer neuen Agentur und einem neuen Namen („Kulturboulevard“) versucht – was kräftig scheiterte und so zum endgültigen Ende 2016 führte.
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Seither drehen sich keine Karussells mehr in ganz Norderstedt, Schleswig-Holsteins viertgrößte Stadt hat kein wirklich traditionelles Stadtfest. Dafür aber jede Menge außergewöhnliche Veranstaltungen im Stadtpark. Doch die Sehnsucht nach Bierbank-Gemütlichkeit, Schwenkgrill-Kulinarik und Weinschorle, nach Rummelplatz, Vereinsdarbietung und Cover-Bands auf der Show-Bühne besteht nach wie vor.
Stadtverwaltung soll Umsetzung prüfen
„Und deswegen können wir uns gut vorstellen, das Stadtfest neu aufzulegen“, sagt Katrin Fedrowitz, Norderstedts SPD-Chefin. Ihre Fraktion will am 28. November im Kulturausschuss beantragen, dass die Verwaltung die Rahmenbedingungen und möglichen Standorte für ein Stadtfest prüfen und ein Konzept für die Umsetzung entwickeln soll. „Schauen wir mal, ob die anderen Fraktionen das mittragen, ich bin da zuversichtlich“, sagt Fedrowitz.
Dann spielt also – anders als bei den ehemals 190.000 Euro für das Autofreie Straßenfest auf der Ulzburger Straße – der angespannte Haushalt keine Rolle? „Niemand aus unserer Fraktion hat gesagt, dass für solche Feierlichkeiten kein Geld da ist“, sagt Fedrowitz. Beim Autofreien Straßenfest habe man nur nicht mehr gemerkt, dass der Ursprung des Festes die Autofreiheit und die Europäische Mobilitätswoche waren. Außerdem mangele es mittlerweile an Mitarbeiter-Kapazitäten in der Umsetzung im Rathaus.
Das finanzielle Engagement der Stadt hielt sich beim früheren „Spektakulum“ übrigens in Grenzen und bestand eher aus Dienstleistungen, also Absperrungen, Umleitungen und der Reiningung der Festfläche hinterher.
Stadtfest Norderstedt: „Feiern, begegnen, vernetzen“
„Die Menschen in Norderstedt wünschen sich einen Ort, an dem sie gemeinsam feiern, sich begegnen und vernetzen können“, sagt die SPD-Chefin. Und das ginge eben nicht so gut auf der langgezogenen Ulzburger Straße. Die SPD wünsche sich „einen angemessenen Rahmen“ für ein Stadtfest, das Gemeinschaftsgefühl in der Stadt stifte, die „Gemeinschaft fördere“ und auch ein touristischer Anziehungspunkt werden könnte., so Fedrowitz.
„Man müsste das nicht zwingend in Norderstedt-Mitte auf dem Rathausmarkt machen, so wie beim ,Spektakulum‘ früher“, sagt Fedrowitz. Ein möglicher Standort könnte aus ihrer Sicht der Willy-Brandt-Park sein, der durch seine zentrale Lage und gute Anbindung an den ÖPNV beste Voraussetzungen biete, so Fedrowitz. Eine Beteiligung der örtlichen Vereine und Verbände sollte angestrebt werden, „um das Fest lebendig und vielfältig zu gestalten“. Was die Organisation angehe, so kann sich Fedrowitz vorstellen, dass die Stadtpark GmbH federführend übernehme.