Kaltenkirchen. Spiel des Lebens: Landesliga-Spitzenreiter kann sich mit einem Erfolg im Landespokal-Finale für erste Runde im DFB-Pokal qualifizieren.
Boris Völker (43), Sportdirektor der Fußballer der Kaltenkirchener Turnerschaft, hatte vor dem Halbfinale im SHFV-Lotto-Pokal gegen den klassenhöheren FC Dornbreite Lübeck aus der Flens-Oberliga Schleswig-Holstein eine große Sorge: „Hoffentlich reichen die 400 Liter Bier, die wir für das Spiel bestellt haben, auch aus. Nicht, dass zur Halbzeit schon alles ausgetrunken ist.“
Seine Befürchtung sollte unbegründet bleiben. Das lag vermutlich auch am eher schmuddeligen Wetter an diesem Nachmittag. Ansonsten passte vor 863 Zuschauern im Marschwegstadion alles für die KT. Durch ein souveränes 2:0 (2:0) zog die Mannschaft von Trainer René Sixt erstmals ins Finale des Landespokals ein. Dort trifft der noch ungeschlagene Tabellenführer der Landesliga Holstein am 24. Mai 2025 im Stadion an der Lohmühle auf den VfB Lübeck (Regionalliga Nord), der sich im zweiten Halbfinale zu einem 6:5-Erfolg nach Elfmeterschießen beim Oberligisten PSV Neumünster quälte.
Kaltenkirchener TS: Landespokal-Endspiel findet im Stadion an der Lohmühle statt
Das Endspiel findet anlässlich des bundesweiten Finaltags der Amateure statt und wird in der ARD live in mehreren Konferenzblöcken übertragen. Die Freude kannte auf KT-Seite nach dem Finaleinzug keine Grenzen: „Das wird das Spiel unseres Lebens werden. Ich bin auf de Lohmühle ab und zu schon mal als Zuschauer gewesen. Dass ich jetzt aber selber spielen dort darf, das ist schon heftig“, sagte Mannschaftskapitän Malte Pietsch (25).
„Das ist definitiv der größte Erfolg unserer Vereinsgeschichte. Was wir hier in den vergangenen Jahren alles erreicht haben, ist schon sensationell“, betonte KT-Manager Boris Völker, der direkt nach dem Abpfiff mit seinen Emotionen zu kämpfen hatte. Erfolgstrainer Sixt (51, seit 2018 im Amt) holte sich nach dem Match erst mal einen Kuss von Freundin Annika ab, ehe auch er einen Einblick in seine Gefühlswelt gab: „Das ist ein geiler Tag für uns. Man hat gegen den FC Dornbreite Lübeck keinen Klassenunterschied gesehen, unser Sieg war hochverdient. Das Finale auf der Lohmühle werden wir einfach nur genießen. Da sind wir natürlich klarer Außenseiter.“
Landesliga-Tabellenführer setzt sich im Halbfinale gen FC Dornbreite Lübeck durch
Die KT, die die Landesliga Holstein mit elf Siegen aus 13 Partie ungeschlagen anführt, war im Landespokal-Halbfinale von Beginn an das dominierende Team. Oberliga-Schlusslicht FC Dornbreite war die Verunsicherung der vergangenen Wochen anzumerken. Kein Wunder, dass die Kaltenkirchener TS durch Luis Eising völlig verdient mit 1:0 in Führung gingen. Gegen seinen Schuss aus 14 Metern hatte FC-Keeper Nico Heyden keine Chance (31.).
Schon zuvor waren die Gastgeber durch Lars Jung (14.), Enrik Nrecaj (22.) und Marten Soder (27.) dem ersten Treffer nahe gewesen. Glück hatten sie hingegen, als sich eine Flanke von Lübecks Leon Will auf die Latte senkte (35.) und Lennart Pietsch per Kopf gerade noch auf der Linie klären konnte (43.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war es dann Enrik Nrecaj, der die Kugel von der Strafraumgrenze zum 2:0 in den linken Torwinkel zirkelte.
„In der zweiten Halbzeit hatten wir ein bisschen Angst vorm Gewinnen“
Die Gastgeber strotzten nach vier Punktspielsiegen in Folge nur so vor Selbstvertrauen. In den zweiten 45 Minuten beschränkte sich das Team allerdings aufs Verwalten des 2:0-Vorsprungs. Einige Konter wurden zu überhastet abgeschlossen. Am Ende aber reichte es zum Einzug ins Finale gegen den VfB Lübeck.
„In der zweiten Halbzeit hatten wir ein bisschen Angst vorm Gewinnen. Da ist der Flattermann manchmal durchgekommen. Nun sind wir aber einfach nur glücklich. Ich freue mich sehr, weil ich mit einigen Spielern schon so einen weiten Weg gegangen bin. Malte Pietsch ist zum Beispiel schon seit der C-Jugend bei mir. Dass die Jungs jetzt so angekommen sind, finde ich sensationell“, sprudelte es aus René Sixt heraus.
Kaltenkirchener TS: Zuschauer im Marschwegstadion geraten in Ekstase
Sein Kapitän Malte Pietsch war von der Kulisse am Marschweg schwer beeindruckt: „860 Zuschauer, das war schon überwältigend. Die Fans haben das Spiel von der ersten Minute an angenommen. Alle haben mitgefiebert. Beim 1:0 herrschte dann totale Ekstase. Das ist so heftig. Damit hat doch keiner gerechnet, dass wir in dieser Saison direkt ins Finale kommen.“
Trainer Sixt richtete dann aber den Blick auch schon wieder auf die kommenden Aufgaben in der Landesliga Holstein. Auch hier spielt seine Mannschaft eine herausragende Saison. Nach zwei Vizemeisterschaften in Folge soll es in der Spielzeit 2024/2025 endlich mit dem Aufstieg in die Oberliga klappen: „Unser Erfolgsrezept ist relativ simpel. Wir sind einfach eine Mannschaft. Bei den anderen Teams sind es häufig die Einzelspieler, die ihr Ding machen. So etwas gibt es bei uns gar nicht. Hier ordnet sich jeder unter. 80 Prozent der Spieler kommen dann auch noch aus Kaltenkirchen“, so Sixt.
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Finanziell hat sich der laufende Landespokal-Wettbewerb schon jetzt für die KT gelohnt. Vom Schleswig-Holsteinischen Fußballverband gibt es für die Finalteilnehmer auf Landesebene 25.000 Euro. Dem Sieger winken nochmal 100.000 Euro sowie der Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals 2025/2026. 2024 erhielt dort jeder Teilnehmer 209.453 Euro.
Bis dahin ist es zwar noch ein weiter Weg, aber insgeheim träumen die Kaltenkirchener schon jetzt ein wenig von einem Duell gegen den FC Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer 04 Leverkusen oder den VfB Stuttgart. Spätestens dann müsste Boris Völker die Bier-Reserven wohl deutlich aufstocken...