Kiel. Gemeinde im Kreis Segeberg gewinnt Wettbewerb in Kategorie „Historischer Dorfanger“. Wo der Platz ist und was ihn so besonders macht.
Es ist ein idyllischer Ort, mit viel Wiese, vielen alten Bäumen, die in der Mitte des Platzes eine Allee bilden. Einen großen Spielplatz gibt es, Feste aller Art werden hier gefeiert, zu fast jeder Jahreszeit. Und im alten Feuerwehrhaus, das in der Mitte steht, treffen sich Vereine und die örtlichen Parteien für ihre Versammlungen. Die Dorfmitte der Gemeinde Leezen im Kreis Segeberg, in der gut 2000 Menschen leben, ist so etwas wie das Idealbild eines schönen, alten Dorfplatzes. Das darf sie seit Dienstag auch ganz offiziell von sich behaupten, denn Leezens Dorfmitte wurde nun zur Siegerin des landesweiten Wettbewerbs „Dorfplätze in Schleswig-Holstein – Lebendige Plätze für Mensch und Natur“ gekürt, in der Kategorie „Historischer Dorfanger“.
„Der Leezener Dorfplatz sticht in allen drei Bereichen, die uns wichtig waren, hervor. Die vielen Bäume und die große Wiese helfen der Ökologie und der Artenvielfalt, der Platz hat zudem einen kulturhistorischen Wert, der hier erhalten wird. Und er ist auch ein ganz wichtiger Ort des sozialen Zusammenseins“, begründete Dagmar Andresen, Projektkoordinatorin des Wettbewerbs, die Entscheidung der Jury.
Leezen: Warum dieser Ort der schönste Dorfplatz Schleswig-Holsteins ist
Ausrichter des alljährlichen Wettbewerbs sind der Schleswig-Holsteinische Heimatbund und der Schleswig-Holsteinische Gemeindetag. Gefördert wird er von der Bingo-Lotterie und mehreren Unternehmen. Sinn ist es, „die Menschen auf die vielseitigen Bedeutungen eines lebendigen Ortskerns“ aufmerksam zu machen und dafür zu sorgen, dass diese „als Kulturgut besser geschützt werden“, wie es vonseiten der Organisatoren heißt.
Beworben hatten sich in diesem Jahr 25 Städte und Gemeinden, nach einer Vorauswahl besuchte die Jury zwölf Orte. Den ersten Platz in seiner Kategorie teilt sich Leezen mit Meimersdorf, das allerdings streng genommen gar kein Dorf, sondern seit 1970 ein Stadtteil im Südwesten von Kiel ist. Einen Sieger in der Kategorie „Neugestalteter Dorfplatz“ gab es auch, das ist Ahrensbök-Dunkelsdorf im Kreis Ostholstein. In der Sonderkategorie „Dorfpark“ gewann Klein Offenseth-Sparrieshoop im Kreis Pinneberg. Vertreter all dieser Kommunen kamen am Dienstag nach Leezen, um dort ihre Urkunden entgegenzunehmen.
Im Mai wird getanzt, im Sommer gegrillt – und einen Herbstmarkt gibt‘s auch
Leezens Bürgermeister Ulrich Schulz, sichtlich stolz auf den Titel, erzählte dann auch, was den Platz so besonders macht: „Das hier ist einfach ein Ort der Zusammenkunft für Jung und Alt. Im Frühjahr ist hier die Krokusblüte, da kommen richtig Touristen aus ganz Schleswig-Holstein. Dann gibt es das Fest zum 1. Mai, da wird natürlich auch getanzt, im Sommer machen die Vereine hier Grillfeste. Einen Herbstmarkt haben wir auch und ab und zu auch einen Weihnachtsmarkt.“ Auch das alte Feuerwehrgebäude aus den 1940er-Jahren sei ein wichtiger Treffpunkt. „Im Obergeschoss befindet sich das Gemeindearchiv, übrigens mit Breitband-Internet“, sagte der Bürgermeister. Und dann sei da natürlich noch der große Spielplatz, den unter anderem der Kindergarten nutzt.
Die Bedeutung dieses Ortes unterstrich auch die Leezenerin Britta Hamdorf: „Den habe ich selbst als Kind intensiv genutzt, später meine eigenen Kinder und mittlerweile meine Enkel.“ Sie nannte ein weiteres Beispiel dafür, wie sich das Dorfleben auf dem Platz konzentriere: „Alle fünf Jahre haben wir hier ein großes Vogelschießen. Die Vereine kommen mit ihren geschmückten Wagen hierher, auf dem Dorfplatz ist dann immer die große Abschlussfeier.“
Ur-Leezener: „Wenn ich hier nicht glücklich wäre, würde ich hier nicht leben“
Ihr Vater Hans-Uwe Danger sagte: „Ich bin vor 80 Jahren hier in Leezen geboren. Wenn ich hier nicht glücklich wäre, würde ich hier nicht leben.“ Er betont, dass der Ort „eigentlich alles, was man braucht“ biete, also „sämtliche Läden, Apotheken, Supermärkte und so weiter.“ Für die Jugend gibt es seit einiger Zeit auch eine Skate-Anlage auf dem Dorfplatz.
Die Wettbewerbs-Jury betonte auch den kulturhistorischen Wert des Dorfangers. Der dreieckige, etwa einen Hektar große, denkmalgeschützte Platz sei um das Jahr 1775 entstanden. Die vielen, gut gepflegten Kaiserlinden seien etwa 100 Jahre alt. Manche von ihnen, sogenannte „Doppellinden“, seien einst in Erinnerung an den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 gepflanzt worden. „Up ewig ungedeelt“ war damals die Parole der deutschen Schleswig-Holsteiner, die auch für Schleswig eine Mitgliedschaft im Deutschen Bund wollten – das sollten damals die eng nebeneinander gepflanzten Bäume symbolisieren.
Wie die Gemeinde den Dorfplatz noch weiter verschönern will
Auch der Umweltaspekt wurde unterstrichen. „Alte Baumbestände wie dieser sind enorm wichtig für viele Insekten- und Vogelarten“, sagte Katja Günther, Staatssekretärin im schleswig-holsteinischen Umweltministerium. Sie hob auch hervor, dass der Platz so gut wie nicht versiegelt sei, sondern eben weitgehend aus Wiese bestehe. Positiv sei auch, dass die kleine Straße, die quer über den Platz führt und von Lindenbäumen gesäumt ist, schon vor Jahren für Autos gesperrt wurde.
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Mit den Siegesprämien kann Leezen den Dorfplatz nun noch weiter verschönern. Das Daldorfer Holzunternehmen Bernd Jorkisch spendierte den Siegergemeinden je eine massive Holzbank. Außerdem gab es ein Insektenhotel als Preis. Pläne, noch etwas mehr Gemeindeleben auf den Dorfplatz zu bringen, gibt es auch: „Hier im Dorf gibt es den Wunsch, eine Boule-Bahn zu bauen“, sagte Bürgermeister Ulrich Schulz. „Da müssen wir aber noch mal gucken, wie wir uns das leisten.“