Hartenholm. 13 Zimmer, Pub, Snooker-Salon: In Hartenholm steht die teuerste Immobilie im Kreis Segeberg zum Verkauf. Die Geschichte des Anwesens.
Es ist zunächst eine nüchterne Nachricht: In Hartenholm steht eine Villa für 1,99 Millionen Euro zum Verkauf. Es ist nicht das einzige, aber das zurzeit teuerste Millionenangebot im Kreis Segeberg. Hinter dieser „Traumvilla“ steckt eine ganz besondere Geschichte. Und die ist eng mit dem Besitzer verbunden: Der gebürtige Brite Chris Hastings-Long, dem der Adelstitel Lord verliehen wurde, ist eine schillernde Persönlichkeit, der Schleswig-Holstein einst einen Tennisboom zu verdanken hatte. In Hartenholm entwickelte er sein Unternehmen Logopak zu einem der europaweit führenden Hersteller von Etikettiersystemen, und er holte Tennislegenden wie Michael Stich, Henry Leconte und Björn Borg ins Dorf. Sie übernachteten in der Villa.
Der Aufstieg Schleswig-Holsteins zu einem großen Tennis-Bundesland ist eng mit dem Namen Chris Hastings-Long verbunden. Er setzte 2002 in der kleinen Ortschaft Hartenholm (2000 Einwohner) seine Vision um, die besten männlichen Jugendlichen des Bundeslandes in einem Club zu vereinen. Der TC Logopak Hartenholm, für den gelegentlich auch Wimbledonsieger Stich auflief, schaffte den Sprung in die 2. Bundesliga. Nach der Erkrankung von Hastings-Long im Jahr 2009 ging es sportlich jedoch bergab.
Millionendeal: Traumvilla, in der einst Björn Borg übernachtete, steht zum Verkauf
Aber als es ihm gesundheitlich noch gut ging, holte er die Großen der Tenniswelt zu Schauturnieren in das beschauliche Hartenholm. Henry Leconte und Michael Stich spielten 2008 gemeinsam für Logopak Hartenholm in der 2. Bundesliga – sogar im Doppel holten die ehemaligen Weltklassespieler Punkte für den Verein. Am 22. August 2008 trafen in einem Schauturnier sogar vier ehemalige Wimbledon-Sieger aufeinander: Björn Borg, Pat Cash, Richard Krajicek und Michael Stich. „Tennis op‘n Dörp“ nannte Christ Hastings-Long diesen Wettbewerb.
Mit „Rock op‘n Dörp“ kreierte er eine weitere Veranstaltungsreihe, bei der mit großen Namen geklotzt wurde. Sunrise Avenue, Fury in the Slaughterhouse, Panik a.k.a. Nevada Tan, Dog Eared Pages, Christina Stürmer und Band, Wishbone Ash, Suzie Quatro und andere traten auf. Schauplatz waren der Flugplatz Hartenholm und die Hartenholmer Sporthalle.
Nach einem Festival mit Fury in the Slaughterhouse verschwand der Lord aus der Öffentlichkeit
Doch 2009 wurde ein Schlussstrich gezogen. Hastings-Long verschwand für Monate aus der Öffentlichkeit. Er hatte, so wurde damals berichtet, vorübergehend kein Zugriffsrecht auf sein Firmen- und Privatvermögen. Das Gericht hatte ihm einen persönlichen Betreuer zur Seite gestellt, weil er zeitweise nicht geschäftsfähig gewesen sein soll. Der „Fall Hastings-Long“ beschäftigte die Öffentlichkeit über Monate. Bundesweite Schlagzeilen waren die Folge dieser aufsehenerregenden Entwicklung.
Gesundheitliche und persönliche Probleme machten dem Geschäftsmann zu schaffen. 2011 verkaufte Hastings-Long sein Unternehmen Logopak an die Lübecker Possehl-Gruppe, machte aber zur Bedingung, dass Hartenholm Firmensitz bleiben müsse und die beiden Söhne seiner damaligen, aus Frankreich stammenden Lebensgefährtin, in der Geschäftsleitung bleiben sollten. Das Unternehmen gilt als Pionier für die industrielle Kennzeichnung. Kunden wird ein System aus Etikettiermaschinen, Software und Verbrauchsmaterial angeboten. Über 300 Mitarbeiter sind am Firmensitz in Hartenholm tätig.
Mehr aus der Region
- U1-Verlängerung in Norderstedt: So steht es um das Megaprojekt
- Premiere: Bürgermeister steht auf Instagram Rede und Antwort
- AKN-Stopp in Quickborn: So bewältigen Pendler die Herausforderung
Seitdem lebt Lord Hastings-Long zurückgezogen auf seinem riesigen Anwesen, er spielt im öffentlichen Leben der Gemeinde keine Rolle mehr. Dorfbewohner sehen ihn gelegentlich beim Einkaufen, 2017 stellte er seinen Billardsalon der Gemeinde für eine Kunstausstellung zur Verfügung – weitere Berührungspunkte gibt es nicht mehr.
Im Angebot: Eine Villa mit 13 Zimmern, Pub und Snooker-Salon
Jetzt will er sich verkleinern. Das mitten in der Gemeinde gelegene Gebäudeensemble wird von Frank Hoffmann Immobilien in Kaltenkirchen zum Verkauf angeboten, auf einem seiner anderen Grundstücke in der Gemeinde will er sich und seiner Lebensgefährtin ein neues, kleineres Haus bauen. Als „traumhaftes Anwesen mit britischem Flair“ wird es angeboten: 13 Zimmer, 570 Quadratmeter Wohnfläche, 6500 Quadratmeter Grundstück. Das reetgedeckte Haus wurde seit 1978 kontinuierlich erweitert. Handgefertigte Holzarbeiten im Kaminzimmer und afrikanische Schieferfliesen betonen dessen exklusiven Charakter.
Es gibt einen Konferenzraum, ein Billardzimmer, einen Barraum, der die Ausmaße eines Pubs hat sowie eine 120 Quadratmeter große Einliegerwohnung, in der einst auch die Tennisstars übernachteten – unter anderen auch Björn Borg. Alles vom Feinsten, gepflegt und gediegen. „Dieses Anwesen ist ein kleines Paradies“, sagt Vertriebsleiter Jury Geibel-Hoffmann.