Norderstedt. Profifußballer sorgt für glücklichen Last-Minute-Siegtreffer, Regionalligist Eintracht Norderstedt kassiert fünfte Heimpleite in Folge.

  • 1265 Zuschauer erleben ein ausgeglichenes Nachbarschaftsduell
  • Norderstedter präsentieren sich deutlich stärker als beim 1:4 gegen FC Teutonia 05
  • Eintracht-Trainer Jean-Pierre Richter: „Ein Punkt für uns wäre okay gewesen“

Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt lebt noch. Dies ist die wichtigste Erkenntnis nach dem bitteren 0:1 (0:0) vor 1265 Zuschauern im Derby gegen den HSV II, der fünften Heimpleite in Folge. „Diesmal kann uns keiner vorwerfen, nicht alles reingeworfen zu haben. Wir haben auf dem Platz alles reingefeuert. Aber leider passen Leistung und Ergebnis nicht immer zusammen“, sagte Norderstedts Abwehr-Routinier Fabian Grau nach der äußerst unglücklichen Niederlage.

Eintracht-Trainer Jean-Pierre Richter hatte für die Partie zwei personelle Wechsel vorgenommen. Dane Kummerfeld verteidigte statt Joris Bente wieder auf der linken Abwehrseite. Phil Sieben ersetzte in offensiverer Position im zentralen Mittelfeld Philipp Koch. Gegen den Ball stand Richters Team meist tief im 5-4-1, presste vorne nur in ausgewählten Situationen. 

Elfmeter-Drama: Eintracht Norderstedt hat HSV-Angreifer gut im Griff

Mit viel Engagement, hoher Lauf- und Lautstärke und gesunder Aggressivität im Zweikampf legte die Eintracht die Offensive des HSV II in der ersten Halbzeit mit diesem Rezept auf Eis. Selbst richtig torgefährlich wurden die Garstedter mit dem Ball im 3-4-3 allerdings nicht. So gab es in Hälfte eins keine klare Torchance.

Das sah in der zweiten Hälfte anders aus. Zweimal hätte die Eintracht durch ihren erneut starken Angreifer Lukas Krüger in Führung gehen können. Sieben Minuten nach dem Wiederanpfiff nutzte Krüger einen Fehlpass des Hamburgers Lukas Bornschein zu einem großartigen Solo. Zwei HSVer ließ Krüger stehen, scheiterte danach frei an Torwart Hannes Hermann. Den Nachschuss jagte Manuel Brendel volley drüber. In der 73. Minute war Krüger erneut nach einem Fehler in der Defensive der Gäste mit einem Dribbling zur Stelle. Wieder war Hermann Endstation.

Eintracht-Keeper Dave Ceesay muss verletzt ausgewechselt werden

Die Gäste hingegen hatten weiterhin viel Ballbesitz, aber – wie HSV-II-Trainer Loic Favé hinterher zugestand – „überhaupt keine Torchancen“. Die schnellen Angreifer der Hamburger konnten ihr Tempo so nie richtig ausspielen. 

Eine Fast-Möglichkeit für die Gäste führte allerdings zum Zusammenprall von HSV-Mittelfeldakteur Ayukayoh Mengot mit Eintracht-Keeper Dave Ceesay, der daraufhin nach einer Stunde Spielzeit mit einer Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden musste. Arne Exner ersetzte ihn.

Norderstedts Coach Richter: „Ein Punkt für uns wäre okay gewesen“

Ein torloses Remis schien schließlich beschlossene Sache zu sein. „Dieses Spiel muss keinen Sieger haben. Ein Punkt für uns wäre okay gewesen, und durch die beiden Chancen von Lukas durften wir ja sogar auf mehr hoffen. Was dann passiert ist, frustriert uns natürlich und sorgt bei uns für große Enttäuschung“, sagte Jean-Pierre Richter.

In der 90. Minute spielte sich der HSV II nämlich plötzlich unerwartet gefährlich durchs Zentrum durch. Ware Pakia bediente Otto Stange, und der eingewechselte Eintracht-Verteidiger Saibo Ibraimo ließ sein Bein stehen. Stange nahm das Foul dankend an –Strafstoß! Anssi Suhonen knallte den Elfmeter humorlos flach in die Mitte zum 1:0-Sieg der Gäste in die Maschen.

FC Eintracht Norderstedt vs. Hamburger SV II : (0:0)
Das Derby der Regionalliga Nord war von vielen Zweikämpfen geprägt: Phil Sieben (Eintracht Norderstedt, rotes Trikot) im Duell mit Davis Rath (Hamburger SV II). © noveski.com | noveski.com

Rudelbildung und mehrere Gelbe Karten nach dem Schlusspfiff

Als die Nachspielzeit abgelaufen war und die achte Niederlage der Eintracht in den letzten neuen Partien feststand, entluden sich auf dem Rasen schließlich noch die Emotionen beider Teams in einer großen Rudelbildung, nach der mehrere Spieler die Gelbe Karte sahen.

„Wir müssen diesen Rückschlag erst einmal verarbeiten. Aber wir haben auch gezeigt, dass wir wieder aufstehen, wenn wir niedergestreckt werden. Wir haben mit der richtigen Bereitschaft, dem richtigen Willen und der nötigen Mentalität und Leidenschaft gespielt“, lobte Richter die deutliche Leistungssteigerung seiner Mannschaft im Vergleich zum 1:4 gegen den FC Teutonia 05 am vergangenen Sonntag.

Elfmeter-Drama: Deutliche Steigerung im Vergleich zum 1:4 gegen Teutonia

Abwehrspieler Fabian Grau sah das genauso. „Wenn wir diese Courage weiterhin zeigen, werden wir belohnt werden und da unten rauskommen. Wir haben die Qualität, aber jetzt führt der Weg nicht über unser Talent, sondern über den Kampf.“

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Auf dem Papier hat die Eintracht nun zwar eine weitere Partie verloren und bleibt in der Tabelle Sechzehnter. Sollte das Team aber so stabil und kämpferisch auftreten wie gegen den HSV II, kann es sich den Klassenerhalt in dieser Saison als Lohn verdienen.

Und vielleicht auch das nötige Spielglück. „Johnny, mach doch mal was mit dem Fußballgott“, forderte Eintrachts Sponsorenbetreuer Eddy Münch den Eintracht-Trainer vor Beginn der Pressekonferenz auf. Richter lächelte und versprach: „Wir versuchen es.“