Norderstedt. In der kalten Jahreszeit können unkompliziert Geld und Energie gespart werden. Kreishandwerksmeister Lars Krückmann verrät, wie‘s geht.

  • Mit der richtigen Einstellung der Heizung lassen sich böse Überraschungen vermeiden
  • Die Räume, die nicht genutzt werden, sollten nur mäßig geheizt werden
  • Feuchtigkeit muss durch richtiges Lüften aus Haus oder Wohnung vertrieben werden

Wenn die Tage kürzer werden, die Außentemperaturen sinken, der Winter offenkundig vor der Tür steht, stellen sich Jahr für Jahr dieselben Fragen: Werden mit Beginn der Mitteleuropäischen Zeit Ende Oktober die Uhren eine Stunde vor- oder (was richtig ist) um 60 Minuten zurückgestellt? Wie sollten Wohnung oder Haus geheizt und gelüftet werden? Und wie lässt sich in den kalten Monaten ohne großen Aufwand Energie sparen?

Der Norderstedter Lars Krückmann (58) ist ein Experte mit jahrzehntelanger Erfahrung, wenn es um Heizungs- und Klimatechnik geht. Der Kreishandwerks- und Obermeister hat 2002 von seinen Eltern die Firma Krückmann GmbH übernommen, ist zusammen mit Tobias Schiemann Geschäftsführer. Im Abendblatt gibt Krückmann wichtige Tipps rund ums Heizen.

Heizen und lüften: unterschiedliches Wärme- und Kälteempfinden

Ganz am Anfang steht der Check der korrekten Sommer- und Wintereinstellung. Denn wenn die Außentemperatur, bei der die Heizung anspringen soll, nicht richtig eingestellt ist, bleibt die Bude kalt.

Lars Krückmann: „Das individuelle Wärme- und Kälteempfinden der Menschen ist sehr unterschiedlich. Ich habe beispielsweise Kunden, die schon bei 22, 23 Grad frieren. Wir als Firmen müssen rechtlich bei einer Außentemperatur von minus 12 Grad im Inneren des Gebäudes 21 Grad sicherstellen, darauf basieren alle Berechnungen.“ Diese Vorgabe gelte auch für den Vermieter gegenüber dem Mieter.

Räume, die nicht genutzt werden, nur mäßig heizen

Es macht Sinn, die Räume, die nicht genutzt werden, nur mäßig zu heizen. „Die Temperatur auf 15 bis 17 Grad einstellen, wenn das die Nutzung so zulässt“, rät Krückmann, „im Arbeitszimmer möchte man es ja meistens etwas kuscheliger haben, gleiches gilt für das Wohn- und im Badezimmer.“ Für die Küche nicht unbedingt.

In den kalten Monaten gilt das ungeschriebene Gesetz, Heizkörper nicht mit Vorhängen zu verdecken und Wände nicht zuzustellen. „Besser ist, Möbel oder andere Gegenstände fünf bis sechs Zentimeter vorzurücken, damit für eine gute Belüftung gesorgt ist und Luftzirkulation und Feuchtigkeitstransport einwandfrei funktionieren“. Wer in einem Altbau wohnt, solle zudem darauf achten, dass die Heizkörpernischen gut gedämmt sind.

Gekippte Fenster sind bei kalten Außentemperaturen ein No-Go

Lars Krückmann
Heizungsfachmann Lars Krückmann (58) ist seit 2002 Geschäftsführer der Firma Krückmann GmbH in Norderstedt. © Frank Best | Frank Best

Was bei ungemütlicher Witterung beziehungsweise kalten Außentemperaturen gar nicht geht, sind gekippte Fenster. Denn es gilt, das komplette Auskühlen von Räumen zu vermeiden. Und das Wiederhochfahren der Heizung verbraucht sehr viel Energie.

Wer längere Zeit nicht zu Hause ist, beispielsweise in den Urlaub fährt, sollte die Warmwasserversorgung ganz ausschalten, bei der Rückkehr aber unbedingt darauf achten, „die Leitungen mit kaltem und warmem Wasser zu spülen, um etwaige Verkeimungen zu vermeiden“.

Regelmäßiges Lüften verhindert Schimmelbildung

Ein sehr wichtiger Aspekt ist der Umgang mit sowie die Verhinderung von Schimmel, der nicht nur ein optisches Ärgernis ist, sondern auch gesundheitsschädlich sein kann. Wichtig zu wissen: Je höher die Luftfeuchtigkeit und je niedriger die Raumtemperatur ist, desto mehr erhöht sich das Schimmelrisiko.

Grundsätzlich kommt es darauf an, Feuchtigkeit, die vor allem beim Duschen, Baden, Kochen und Schlafen entsteht, durch gutes Lüften aus Wohnung oder Haus zu vertreiben, bevor sie an oder auf kalten Oberflächen kondensiert. Damit Schimmel gar nicht erst entstehen könne, sei es vorteilhaft, bei geöffnetem Fester zu duschen, anschließend nicht nur die Duschkabine, sondern auch die Fliesen mit einem Schieber von Feuchtigkeit zu befreien und das überflüssige Wasser in den Ausguss zu befördern.

Worüber Mieter und Vermieter gern mal streiten

„Ansonsten verdunstet die Flüssigkeit allmählich und trägt zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit bei“, so Lars Krückmann. Wer ein innenliegendes Badezimmer ohne Fenster hat, sollte nach dem Duschen die Tür auflassen, damit sich die Restfeuchtigkeit nicht auf einen Raum konzentriert, sondern in der ganzen Wohnung verteilen kann – und eventuell über den Einbau eines Lüfters mit Feuchtigkeitssensor nachdenken.

Falls es zu Schimmelbildung kommt, streiten Mieter und Vermieter gern mal über die Verantwortlichkeit. Das Optimum ist in solchen Streitfällen die Installation einer kontrollierten Be-und Entlüftungsanlage im Wohnraum. „Dafür gibt es eine Förderung, die Maßnahme ist allerdings recht aufwändig und optisch manchmal grenzwertig“, sagt Lars Krückmann.

Obligatorisch: Sorgfältiger Check von Fenstern und Türen

Er rechnet damit, dass es diese Art von Anlagen künftig trotzdem häufiger geben wird, weil Gebäude hinsichtlich des Luftaustauschs immer dichter werden. Das Prinzip: Ventilatoren saugen Luft von draußen an, die verbrauchte Innenluft wird über einen Wärmetauscher ersetzt, die frische Luft vorgewärmt.

Obligatorisch sei in allen Wohnbereichen der Check von Fenstern und Türen, der Profile von Innen und Außen. Lars Krückmann: „Der Einsatz von Moltophyll ist dabei eher kontraproduktiv. Die Dichtungen zu kontrollieren ist besser, als zusätzlich zu dämmen.“

Symbolfoto zu Geld und Geldscheinen
In Zeiten von steigenden Energiekosten achten viele Bürger ganz genau auf ihren Geldbeutel. © picture alliance / pressefoto_korb | Micha Korb

Heizen und lüften: Auch alte Thermostate erfüllen ihren Zweck

Wenn der Heizkörper nicht richtig warm wird und gluckert, muss er mit Hilfe eines kleinen Spezialschlüssels entlüftet werden; das ist selbst für Heizungslaien einfach: Vorsichtshalber einen Wassereimer und Lappen bereitstellen, den Thermostat ganz schließen, entlüften, Thermostat wieder aufdrehen, das Ganze zwei bis dreimal wiederholen, fertig!

Betagte Thermostate müssen übrigens nicht zwingend ausgetauscht werden, nur weil sie alt sind. Ein altes Gerät mache auch nichts anderes als ein neueres Modell. Hinweise zum Einstellen geben die Zahlen auf der Skala des Thermostats: 1 bis 2 bedeuten Nachttemperatur; 3: 20 bis 21 Grad; 4: 23 bis 24 Grad; 5: volle Leistung. Wer den Verdacht hegt, dass die Heizung nicht optimal funktioniert, sollte über einen hydraulischen Abgleich nachdenken. Was kompliziert klingt, ist eine einfache und günstige Methode, um Energie und Kosten zu sparen.

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Der Abgleich ist ein Fall für den Fachbetrieb. Dieser stellt die Heizung so ein, dass die Wärme im Haus gleichmäßig verteilt wird. Dazu ermittelt er zunächst für jeden Raum die tatsächlich benötigte Wärmemenge sowie die besonderen Eigenschaften des Hauses beziehungsweise der Wohnung, zum Beispiel die Dämmung der Außenwände oder die Qualität der Fenster.

Als Nächstes berechnet er dann die notwendige Heizwassermenge sowie die richtige Pumpenleistung. Anschließend kann er die Thermostatventile genau richtig einstellen und an den Bedarf anpassen. Das Ergebnis des hydraulischen Abgleichs: Jeder Heizkörper erhält so viel Wärme, wie er benötigt, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen. Das schont letztendlich den Geldbeutel – und einer behaglichen kalten Jahreszeit steht nichts mehr im Weg...