Kreis Segeberg. An vielen Orten im Kreis Segeberg war seltenes Naturspektakel gut zu beobachten. Auch Komet steuert auf Erde zu. Das müssen Sie wissen.

Wer am späten Donnerstagabend noch wach war und vor dem Schlafengehen einen letzten Blick aus dem Fenster warf, staunte nicht schlecht: An vielen Orten auf der ganzen Welt färbte sich der Nachthimmel in bunten Farben. Polarlichter waren über diversen Städten in Deutschland gut sichtbar, auch im Kreis Segeberg.

Viele Menschen teilten ihre Bilder bei Instagram, fasziniert davon, dass sie nicht extra nach Norwegen oder Kanada reisen mussten, sondern einfach vor ihre eigene Haustür treten konnten, um dieses seltene Naturspektakel zu beobachten. „Ich habe Fotos von Freunden gesehen und aus dem Fenster geschaut. Dann bin ich schnell nach draußen gelaufen“, sagt etwa Jil Janke aus Weddelbrook. „Ich wollte schon immer nach Skandinavien, um Polarlichter zu sehen. Dass ich sie jetzt direkt vor meiner Haustür sehen konnte, fand ich sehr beeindruckend. Es war traumhaft schön.“

Am 10. Oktober 2024 waren Polarlichter über Weddelbrook und dem ganzen Kreis Segeberg zu sehen.
Dieses Bild von Polarlichtern hat Jil Janke gegen 23 Uhr in Weddelbrook aufgenommen. © Jil Janke | Jil Janke

Polarlichter über Norderstedt und dem Kreis Segeberg verzaubern Menschen

Auch in einer Norderstedter Facebook-Gruppe wurden etliche Bilder gepostet, die vom Müllberg in Norderstedt-Mitte, in einem Garten in Glashütte oder im Stadtpark aufgenommen wurden. Ein Nutzer teilte dabei einen unterhaltsamen Beitrag eines Mannes: Dieser habe mit seinem Auto abseits der Ortschaft an einem Feldweg geparkt, um die Polarlichter zu beobachten. „Da kommt nach gut einer Stunde die Polizei mit Blaulicht auf mich zugefahren“, berichtet der Mann.

Ein aufmerksamer Anwohner habe das Auto gesehen und gedacht, er sei verunfallt. „Ich habe dann versucht, der Polizei zu schildern, dass ich die roten und grünen Polarlichter beobachte, die zu diesem Zeitpunkt natürlich von den Wolken verdeckt waren“, erzählt er weiter. „Dreimal dürft ihr raten, wer gerade einen Drogentest gemacht hat.“ Wo genau sich der Vorfall ereignet hat, ist dem Abendblatt nicht bekannt.

Polarlichter durch starke Eruption auf Sonne ausgelöst

Dass die Polarlichter überhaupt mit bloßem Auge sichtbar waren, liegt an einer großen Eruption, die auf der Sonne ausgebrochen ist. „Das war ein Ausbruch der höchsten Klasse, die es gibt“, sagt Dr. Erik Wischnewski, Astrophysiker aus Kaltenkirchen. Er selbst habe das Phänomen aber nur „ganz schlecht“ gesehen. „Bei mir war es zu bewölkt“, sagt er. Dafür ist ihm bereits Mitte August eine besondere Aufnahme gelungen.

Astrophysiker Dr. Erik Wischnewski hat in der nacht vom 12. auf den 13. August Polarlichter über Kaltenkirchen fotografiert.
Astrophysiker Dr. Erik Wischnewski hat in der Nacht vom 12. auf den 13. August Polarlichter über Kaltenkirchen fotografiert. © Dr. Erik Wischnewski | Dr. Erik Wischnewski

Die Sonnenaktivität ist in diesem Jahr besonders hoch. Auf der Sonne seien mehrere Flecken zu erkennen. „Ein Gebiet ist so groß, da würde die Erde viermal reinpassen“, sagt Wischnewski. Die gewaltige Eruption hat sich am 9. Oktober ereignet. Kleine, elektrisch geladene Teilchen sind mit 800 Kilometern pro Sekunde Richtung Erde geflogen und gut zwei Tage später angekommen. Dort bringen sie Moleküle in der Erdatmosphäre zum Leuchten.

Wahrscheinlichkeit auf Polarlichter „sehr hoch“

Die Internetseite polarlicht-vorhersage.de stuft die aktuelle Wahrscheinlichkeit, Polarlichter am Himmel zu sehen, als „sehr hoch“ ein. Auch Dr. Erik Wischnewski geht davon aus, dass heute Nacht das Naturphänomen wieder beobachtet werden kann. „Sobald es dunkel wird, dürfen wir hoffen.“ Wichtig ist, sich einen sehr dunklen Ort zu suchen, möglichst ohne Licht von Straßenlaternen oder Häusern.

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Wischnewski hofft allerdings, noch ein ganz anderes Spektakel am Abendhimmel sehen zu können: einen hellen Kometen mit Schweif. Der Komet Tsuchinshan-Atlas – auch C/2023 A3 genannt – nähert sich zurzeit der Erde. Derzeit zieht er an der Sonne vorbei. „Mit einem Fernglas kann man ihn mit Sicherheit die nächsten zwei Wochen sehen“, sagt der Astrophysiker.

Dafür braucht man einen freien Blick auf den Horizont, es sollten keine Gebäude im Weg stehen. Wer abends Richtung Westen nahe der Sonne schaut, könnte Glück haben und den Kometen entdecken. Angst haben müssen die Menschen vor ihm aber nicht. „Er bedroht in keinem Fall die Erde. Der Komet kehrt in die Tiefen des Weltalls zurück“, sagt Wischnewski.

Wir sind neugierig: Senden Sie uns gerne an norderstedt-abendblatt@funkemedien.de Ihre schönsten Bilder von den Polarlichtern zu.