Norderstedt. Der Tabellenvorletzte steht unter Druck, ein Neuzugang soll endlich für Tore sorgen. Was der Sportliche Leiter vom Team erwartet.
Der Saisonstart der Regionalliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt war verheißungsvoll: zum Auftakt ein 2:0-Heimerfolg gegen den VfL Oldenburg, danach ein 1:1 beim SV Werder Bremen II, ein 1:0 gegen Aufsteiger SV Todesfelde sowie ein 1:1 gegen den FC St. Pauli II. Acht Punkte aus den ersten vier Partien, Rang vier, 5:2 Tore – das konnte sich sehenlassen.
Doch danach ging es, eingeleitet durch eine 1:5-Klatsche bei Holstein Kiel II, rapide abwärts. Nach fünf Niederlagen und lediglich einem weiteren Erfolg beim SSV Jeddeloh ist die Elf von Trainer Jean-Pierre Richter mit elf Zählern Vorletzter, nur der VfB Oldenburg (8) steht noch schlechter da.
Eintracht Norderstedt: Zwei wichtige Derbys innerhalb von drei Tagen
Ausgerechnet jetzt stehen zwei eminent wichtige Lokalderbys gegen den FC Teutonia 05 (Sonntag, 14 Uhr) und den Hamburger SV II (Mittwoch, 16. Oktober, 19 Uhr, jeweils im heimischen Edmund-Plambeck-Stadion) auf dem Programm. Der Erfolgsdruck für die Eintracht-Kicker ist – ungeachtet der Tatsache, dass sie zwei Begegnungen weniger als die meisten Teams aus dem unteren Tabellendrittel absolviert haben – groß, es ist in beiden Prestigeduellen verboten, als Verlierer von Rasen zu gehen.
Wie aber erklärt sich der krasse Leistungsknick in den vergangenen Wochen? Für Denny Schiemann, den Sportlichen Leiter der Norderstedter, hat der Absturz in die Gefahrenzone mehrere Ursachen. „Die Regionalliga Nord ist durch die guten Aufsteiger sowie Drittliga-Absteiger VfB Lübeck besser besetzt als in der Spielzeit 2023/2024, das eh schon ausgeglichene Feld der 18 Mannschaften noch enger zusammengerückt“, sagt er und verweist darauf, dass der Abstand zwischen den Plätzen 11 und 17 aktuell gerade mal drei Zähler beträgt.
Sportlicher Leiter: „Wir haben völlig unnötig Punkte verschenkt“
Schiemann stellt aber auch klar, dass er mit den bisher gezeigten Leistungen von Eintracht Norderstedt nicht zufrieden ist. „Wir haben das Polster, das wir uns zu Saisonbeginn erspielt hatten, schon wieder aufgebraucht, völlig unnötig Punkte verschenkt. Wir lassen zu viele gegnerische Abschlüsse in unserer eigenen Box zu und haben mit nur elf Treffern in elf Partien die wenigsten Tore erzielt.“
Das soll, nein, das muss besser werden. Deshalb hat Eintracht Norderstedt in dieser Woche noch einmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen: Offensiv-Allrounder Lukas Krüger soll in Zukunft für die nötigen Treffer sorgen. Der 24-Jährige entdeckte sich bei der Begehung des Vereinsgeländes im Jugendgebäude bereits auf einem alten Mannschaftsfoto – zwei Jahre verbrachte er als junger Kicker bei Eintracht Norderstedt, bevor es ihn ins Nachwuchszentrum des FC St. Pauli zog. Von dort wechselte er mit 15 zu RB Leipzig. Für die „Roten Bullen“ spielte er in den höchsten Jugendklassen und kam als sogar einmal in der Europa League zum Einsatz.
Neuzugang Lukas Krüger soll die Norderstedter Torflaute beenden
Im Herrenbereich lief der 1,90 Meter große Krüger für den SV Meppen und den FSV Zwickau insgesamt 69-mal in der 3. Liga auf, spielte zudem für den BFC Dynamo in der Regionalliga Nordost und zuletzt den SGV Freiberg in der Regionalliga Südwest. Nach neun Jahren Wanderschaft zieht es ihn nun zurück in den Norden der Republik, wo er sich zunächst bis zum Saisonende Eintracht Norderstedt anschließen wird: „Ich freue mich sehr, wieder in meiner Heimat. Mit dem familiären Umfeld im Rücken möchte ich angreifen und wieder Spaß am Fußball haben.“
Für Trainer Jean-Pierre Richter ist Krüger, der schon mit seiner neuen Mannschaft trainiert hat und bereits gegen den FC Teutonia 05 auflaufen könnte, die Wunschlösung für die Offensive. „Wir haben ihn schon im Sommer auf dem Wunschzettel gehabt, denn wir sind davon überzeugt, dass er sportlich und menschlich unser Team verstärken wird. Nun gilt es, ihn schnell zu integrieren.“
Mannschaftskader hat „definitiv Regionalliga-Qualität“
Denny Schiemann geht davon aus, dass der Neuzugang einschlägt. „Er ist der ,Neuner‘, den wir haben wollten, ein Zielspieler, der den Ball festmachen kann und außerdem sehr kopfballstark ist. Mit ihm werden wir im gegnerischen Strafraum eine ganz andere Präsenz als bisher haben. Ich denke, dass Lukas zusammen mit Manuel Brendel ein wuchtiges Sturm-Duo bilden wird, die beiden sollten sich gut ergänzen.“
Das von ihm zusammengestellte Eintracht-Aufgebot hat seiner Meinung nach „definitiv Regionalliga-Qualität, ist stärker besetzt als in der letzten Saison“. Das große Problem der Norderstedter: „Gleich mehrere Leistungsträger kommen nicht an ihr Optimum heran, das müssen wir als Mannschaft unbedingt ändern. Und ich vermisse die Gier und Galligkeit, wir geben uns auf dem Platz zu schnell zufrieden, zeigen nicht die richtige Körpersprache“, so Schiemann.
Eintracht Norderstedt: In der aktuellen Situation zählt jeder Punkt
Das Paradebeispiel für pomadiges Verhalten lieferten die Garstedter gerade erst im Hamburger Lotto-Pokal, als sie beim Oberliga-Vorletzten FC Süderfelde nach einer guten ersten Halbzeit mit 2:0 führten, im zweiten Durchgang jedoch einen Gang zurückschalteten, erst kurz vor Schluss das glückliche 3:3 markierten und mit hängender Zunge im Elfmeterschießen den Sprung ins Achtelfinale schafften. Denny Schiemann: „Zwischen beiden Mannschaften lag eine Klasse Unterschied; sicherlich gibt es im Pokal immer mal wieder Überraschungen, aber ein solcher Spielverlauf ist weit entfernt von unserem Anspruch, denn wir wollen den Cupwettbewerb gewinnen.“
Ober der Zittersieg Eintracht Norderstedt für die kommenden Aufgaben Aufwind gibt? „Derbys sind immer etwas Besonderes, in unserer Situation zählt jeder Punkt“, sagt Schiemann, für den in dieser Serie nur der Klassenerhalt zählt, „beide Begegnungen sind absolut richtungsweisend. Ich erwarte von den Jungs gegen den FC Teutonia 05 und den HSV II eine deutliche Leistungssteigerung, eine klare Botschaft, dass sie es besser können, als es die Tabelle momentan aussagt.“
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Vor allem das Match gegen die zuletzt erstarkten Teutonen verspricht Spannung. Denn im Kader der Crew aus Ottensen, die am vergangenen Wochenende Spitzenreiter TSV Havelse überraschend mit 3:0 besiegte, stehen mit Torhüter Lars Huxsohl, Marcus Coffie, Noel Denis, Nick Gutmann, Michael Kobert und Dominik Akyol gleich sechs Ex-Norderstedter. Der Ausgang des Nachbarschaftsduells ist völlig offen.
Gleiches gilt für das Match gegen den HSV-Nachwuchs. „Diese Mannschaft ist eine Wundertüte“, betont Denny Schiemann, „die gewinnen mal mit 5:0 und verlieren eine Woche später mit 0:5.“ Mangelnde Konstanz ist also nicht nur bei Eintracht Norderstedt ein Thema – vielleicht ein gutes Omen für die „Hamburger Woche“?