Henstedt-Ulzburg. Förderung für On-Demand-Angebot, 593er-Linie und engere Bustakte läuft aus. Immer mehr Zuspruch für ÖPNV im Ort. Doch was wird 2025?

Nicht alle in Henstedt-Ulzburg haben daran geglaubt. Doch fast zwei Jahre, nachdem im Ort sowohl das On-Demand-Angebot HVV Hop als auch ein deutlich verbessertes Bus-Netz eingeführt worden sind, kann festgestellt werden: Strategisch lagen die Gemeinde, der Kreis Segeberg und die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) absolut richtig. Zehntausende individuelle Fahrten mit dem E-Taxi, jeweils von einer Privatadresse zu einem bestehenden ÖPNV-Haltepunkt (oder in die andere Richtung) bezeugen die Nachfrage. Und auch der neue 593er-Bus, der unter anderem die Paracelsus-Klinik mit der AKN verbindet, funktioniert gut. Nur: Derzeit ist unklar, ob das auch 2025 noch so sein wird. Denn die Finanzierung ist nicht gesichert.

Zum Hintergrund: Als im Dezember 2022 HVV Hop startete, zudem neben der neuen Buslinie auch bestehende (293, 196, 296, 7141) enger getaktet wurden, erhielt das Pilotprojekt eine satte Förderung des Bundesverkehrsministeriums. Jeweils 1,14 Millionen Euro flossen für 2023 und 2024, hinzu kamen die Einnahmen durch Fahrkarten, sodass Henstedt-Ulzburg und der Kreis jeweils nur 350.000 Euro in diesem Jahr sowie im Vorjahr 455.000 Euro zahlen mussten. Doch dieses Modell endet am 31. Dezember 2024. Aus Berlin wird es kein Geld mehr geben.

ÖPNV Henstedt-Ulzburg: Starke Nachfrage für HVV Hop, aber Finanzierung ab 2025 unklar

Klar ist: Die Menschen in Henstedt-Ulzburg sind offenkundig glücklich mit dem Service. Zum Beispiel mit dem On-Demand-Verkehr: Im zweiten Quartal 2024 waren es 16.298 Personen, die das Angebot wahrnahmen, und damit 92 Prozent mehr als 2023. Hochgerechnet würden es also in diesem Jahr ungefähr 60.000 Fahrgäste sein, eine bemerkenswerte Entwicklung. „Das Angebot erhält viel Lob und Zuspruch aus der Bevölkerung, Kritik wird äußerst selten angebracht. Ein Kritikpunkt war die Aussparung des Ortsteils Götzberg. Dieser werde nun aber auch bedient, „die Kritik ist verstummt“, heißt es in einem aktuellen Bericht der Verwaltung.

Mittlerweile lässt sich auch relativ genau sagen, wer HVV Hop bucht. Ende 2023 befragte die TU Hamburg 742 Fahrgäste. Eine wichtige Erkenntnis: Es werden alle Altersgruppen zwischen 11 und 77 Jahren erreicht. Was auffällt: Die Personen sind im Schnitt 36 Jahre alt, das ist zehn Jahre jünger als der Altersschnitt der Großgemeinde. 33 Prozent fahren täglich, 38 Prozent mehrmals pro Woche, bei 45 Prozent geschieht das im Zusammenhang mit Arbeit, bei 28 Prozent geht es um Freizeit, 76 Prozent der Befragten nutzen ihr Auto nun seltener, 36 Prozent ersetzen mit dem Service den Pkw komplett. Und: 46 Prozent kombinieren den ÖPNV mit Bus und Bahn. „Insgesamt erzielt HVV Hop die angestrebten Effekte“, konstatiert die Gemeinde.

Prognose: 150.000 Fahrgäste werden 2024 die Buslinie 593 nutzen

Ein weiterer Beleg für den ÖPNV-Boom: Die Linie 593 wird im Schnitt von 588 Personen am Tag genutzt, mit dieser wurde eine Netzlücke geschlossen zwischen dem Krankenhaus, Wohngebieten, Gewerbestandorten wie an der Pascalkehre in Quickborn-Heide und dem AKN-Bahnhof Meeschensee. Die Prognose für das Gesamtjahr: rund 150.000 Fahrgäste.

Weitere Maßnahmen: ein ganztägiger 20-Minuten-Takt auf der Linie 293 (Kisdorf über Henstedt-Ulzburg nach Norderstedt-Mitte), ebenso für den 196er-Bus (Henstedt-Ulzburg zum Gewerbegebiet Ulzburg), eine Verlängerung der 296er-Linie und zusätzliche Fahrten zwischen Henstedt-Ulzburg und Nahe.

Aus verkehrspolitischer Sicht gäbe es also keine Argumente gegen eine Fortführung. Zumal sich in Henstedt-Ulzburg auch die Soziale AG, in der zahlreiche wichtige Institutionen vertreten sind, nachdrücklich insbesondere für HVV Hop ausspricht. Ob nun der Seniorenbeirat, der Beirat Inklusion, die Gleichstellungsbeauftragte und die Integrationsbeauftragte, BürgerAktiv, die Diakonie, die Träger der Jugendarbeit oder der Kinderschutzbund – sie alle plädieren in einem Schreiben an die Fraktionen unisono, ein dauerhaftes Angebot zu schaffen.

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Über 2 Millionen Euro: Henstedt-Ulzburg und Kreis Segeberg müssten HVV Hop künftig selbst bezahlen

Doch die Finanzierung muss neu geordnet werden. Für 2025 werden Kosten von 2,46 Millionen Euro erwartet. 290.000 Euro hiervon könnten durch Ticketverkäufe wieder eingenommen werden, doch es bliebe eine erhebliche Lücke. Nun liegt folgender Vorschlag von Henstedt-Ulzburg auf dem Tisch: Die Gemeinde würde 570.000 Euro beisteuern, während der Kreis als Träger des ÖPNV 1,6 Millionen Euro übernehmen könnte.

Der Planungsausschuss wird sich am Montag, 14. Oktober (18.30 Uhr, Ratssaal), hiermit befassen. Zu Gast sind dann auch Claudius Mozer als Geschäftsführer der für den Nahverkehr zuständigen Verwaltungsgemeinschaft Südwestholstein sowie Thorge Storm (VHH). Doch nicht nur die örtliche Politik muss zustimmen, sondern letztlich auch der Kreistag. Die Zeit drängt, denn eigentlich muss die Frage bis Jahresende geklärt sein, damit nicht plötzlich am 1. Januar Busse oder E-Taxis stehen bleiben.