Norderstedt. Politik beauftragte die Stadtverwaltung, ein umfassendes Konzept zu erarbeiten. Mit welchen Anbietern man in Norderstedt rechnen kann.

Das eigene Auto abgeben und auf Carsharing und ÖPNV umsteigen, statt Zweitwagen das stationäre Auto für alle um die Ecke nutzen oder sich mit der ganzen Party-Truppe vom Kleinbus chauffieren lassen – was in Hamburg Mobilitätsalltag ist, soll auch in Norderstedt möglich gemacht werden. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr hat die Stadtverwaltung beauftragt, ein Konzept für das Carsharing und „On Demand“-Angebote in Norderstedt zu erarbeiten.

Einbezogen werden sollen alle möglichen Anbieter, die im Hamburger Umland schon aktiv sind, also Share Now, Miles und Moia, aber auch Anbieter von stationsgebundenem Carsharing und ÖPNV auf Abruf vom HVV.

Carsharing in Norderstedt soll Flexibilität ermöglichen

Der Anbieter Share Now ist als einziger Anbieter derzeit im Stadtgebiet vertreten. Allerdings nur in einem stark begrenzten Teil davon. Mit den Share-Now-Fahrzeugen kann man lediglich in einem eng umrissenen Bereich in Norderstedt-Mitte parken, und das gegen 5 Euro zusätzlicher Abstellgebühr. Stationäres Carsharing hatte lange Greenwheels in Norderstedt angeboten. Doch der niederländische Betreiber hat sich 2022 aus Deutschland zurückgezogen und die sechs roten Autos verschwanden aus dem Stadtbild in Norderstedt.

In einem Prüfauftrag hat die Stadtverwaltung sich nun alle zur Auswahl stehenden Systeme und Anbieter angeschaut. Da ist zunächst das stationsgebundene Carsharing. Wie ehemals bei Greenwheels steht das Auto in diesem Modell auf fest zugeordneten Parkplätzen und muss von dort abgeholt und am Ende der Miete auch wieder dorthin zurückgebracht werden.

„Vorteilhaft an diesem System ist, dass die Verfügbarkeit der Fahrzeuge immer überprüft werden könne“, sagte Sebastian Seefried vom Amt für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr im Verkehrsausschuss. Die Autos können im Vorhinein gebucht werden und seien dadurch auch für lange Reisen nutzbar. Der Nachteil am stationsgebundenen Carsharing: Der Wagen muss immer zum Ausgangspunkt zurückgebracht werden. Losfahren und irgendwo abstellen, ist unmöglich.

Für diese Variante müsste die Stadt den Anbietern Flächen für die Nutzung zur Verfügung stellen. Es könne keine Vorauswahl der Anbieter getroffen werden – eine freie Ausschreibung würde entscheiden, so Seefried. Die Verwaltung habe bis jetzt nur die Zusage eines Unternehmens erhalten. Die Kosten beliefen sich hierbei auf 7000 bis 9000 Euro pro Monat. Es werde erstmal eine kleinere Anzahl an Fahrzeugen bereitgestellt, die dann angepasst werde – je nachdem, wie die Nutzerinnen und Nutzer das Angebot annehmen.

Zwei Autos des Carsharing-Anbieters Miles in Berlin, 13.04.2023. Berlin Deutschland *** Two cars of the car sharing prov
Carsharing-Fahrzeuge des Anbieters Miles können auch in Hamburg geliehen oder abgestellt werden. © IMAGO/photothek | IMAGO/Nicolas Lepartz/photothek.de

„Free-floating“: Auto leihen und am Zielort parken

Flexibler ist das Carsharing im „Free-floating“-System, so wie bei Share now. Dabei wird eine festgelegte Fläche im Stadtgebiet ausgewiesen, in dem die Carsharing-Autos überall gebucht und wieder abgestellt werden können. Man fährt von A nach B und stellt das Auto irgendwo in der „Zone“ ab. Um die Stadt für das Carsharing attraktiv zu machen, müssten die Autos vom gebührenpflichtigen Parken befreit werden, so Seefried.

Zwei Anbieter hätten bereits ihre Bereitschaft signalisiert, von denen einer ebenfalls in Hamburg Carsharing-Fahrzeuge anbietet. Die Gefahr hierbei sei allerdings, dass die Autos öfter in die Innenstadt Hamburgs gefahren, aber nicht wieder zurückgebracht würden. Dadurch würden zusätzliche Kosten entstehen, da der Anbieter die Fahrzeuge zurück nach Norderstedt bringen müsse, so Seefried. Siehe Share now.

Das System kostet insgesamt 5000 bis 8000 Euro pro Monat. Eine Kombination von stationsgebundenem und „free-floating“ Carsharing sei ebenfalls möglich, müsse dann aber vom selben Unternehmen angeboten werden.

„On Demand“-Shuttle: Anbieter Moia oder HVV Hop stehen zur Auswahl

Die Moia-Kleinbusse, wie man sie aus Hamburg kennt.
Die Moia-Kleinbusse, wie man sie aus Hamburg kennt. © Moia | MOIA

Eine weitere Möglichkeit ist das sogenannte „On Demand“ Angebot, übersetzt „auf Nachfrage“. Bei diesem System handelt es sich nicht um klassisches Carsharing, sondern eher um eine Art Taxi für mehrere Personen. Dabei können Nutzende einen Kleinbus in die Nähe ihres Standortes bestellen und werden dann gemeinsam mit anderen Fahrgästen, die in dieselbe Richtung möchten, in die Nähe ihres Ziels gefahren. „Der Algorithmus erstellt die beste Route für alle“, erklärt Seefried.

In Norderstedt kämen für dieses System zwei Anbieter in Frage: HVV Hop und Moia. Das Unternehmen Moia habe eine etwas höhere Qualität und würde daher näher an die Zielorte der Fahrgäste fahren. Mit diesem Anbieter befindet sich die Verwaltung noch in Gesprächen. HVV Hop sei dagegen etwas grobmaschiger und fungiere eher als Transport zur nächsten Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs.

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Das „On Demand“ Angebot des HVV wird derzeit als Pilotprojekt in Henstedt-Ulzburg eingesetzt. Fahrgäste, die das Deutschlandticket besitzen, bezahlen einen Euro pro Fahrt mit dem Shuttle. „Rechnet man die Kosten aus Henstedt-Ulzburg für Norderstedt hoch, kommt man auf drei Millionen Euro pro Jahr“, erklärte Seefried. Dieser hohe Betrag für das On-Demand-Angebot entstehe vor allem durch die Personalkosten.