Norderstedt. Die Gemeinschaftsschule ist einsturzgefährdet. Nun sollen einige Schüler in leer stehendes Gebäude am Aurikelstieg wechseln. Der Plan.

Nach vielen Diskussionen und tagelangem Kopfzerbrechen hat die Stadt Norderstedt nun eine Entscheidung getroffen: Teile der Willy-Brandt-Schule ziehen in das leer stehende Schulgebäude am Aurikelstieg um. „Der Großteil des Umzugs der Schülerinnen und Schüler, der Lehrerinnen und Lehrer und des Schulmaterials wird zum Ende des Jahres erfolgen“, teilte die Stadtverwaltung noch am Dienstagabend mit.

Willy-Brandt-Schule
Willy-Brandt-Schule Norderstedt: Weil die Tragfähigkeit mehrerer Zwischendecken nicht gesichert ist, können Teile des Altbaus aktuell nicht genutzt werden. © FMG | Claas Greite

Was passiert ist: Nach einem Wasserschaden wurden „Auffälligkeiten“ in der Bausubstanz der Willy-Brandt-Schule bemerkt. Auch wenn das Gebäude nicht akut einsturzgefährdet zu sein scheint, konnte nicht sichergestellt werden, dass die Decken im Altbau „den notwendigen Anforderungen an die Traglast entsprechen“, hieß es. Die Konsequenz: 13 Klassenräume und sechs Fachräume, die von rund 300 der 800 Kinder und Jugendlichen der Gemeinschaftsschule genutzt werden, wurden zum Sperrgebiet erklärt.

Norderstedt: Willy-Brandt-Schule zieht teilweise an den Aurikelstieg

Derzeit werden die betroffenen Schülerinnen und Schüler entweder, wie zu Corona-Pandemie-Zeiten, im Home-Schooling unterrichtet oder sie rücken in den Räumen enger zusammen. Kein Zustand, der auf Dauer auszuhalten ist. Eine andere Lösung musste her. Die Überlegung der Stadt sah zunächst so aus: Die benachbarte Grundschule Lütjenmoor könnte komplett ausgelagert werden und in die alte Horst-Embacher-Schule am Aurikelstieg ziehen. Dann wäre es möglich, dass die Willy-Brandt-Schule an ihrem Standort bleibt. Hier könnten die Jugendlichen zeitweise die Räume der Grundschule nutzen. So die Idee.

Diese sorgte allerdings für große Empörung bei den Grundschul-Eltern. Christiane Rehländer, Mutter einer Viertklässlerin und Vorstand im Schulverein, sagte etwa: „Da sollen Kinder, noch dazu einer aufgrund der hohen Heterogenität gerade erst zur ,Perspektivschule 2034‘ gekürten Grundschule, ihre gewohnte Umgebung verlassen. ,Ihre‘ Klassenräume, die sie mit viel Herzblut teilweise über Jahre geschmückt haben, aufgeben. Schulanfänger, die gerade angekommen sind, wieder verpflanzt werden, in ein trostloses Gebäude, das ja nicht grundlos leersteht.“

Grundschule Lütjenmoor: Eltern dürften erleichtert sein

Bei der Elternschaft der Grundschule Lütjenmoor dürfte die Entscheidung der Stadt nun für Erleichterung sorgen. Norderstedts Sozialdezernentin Kathrin Rösel stand im engen Austausch mit dem schleswig-holsteinischen Bildungsministerium, das für beide Varianten grünes Licht gegeben hatte. Zunächst war nämlich unklar, ob es rechtlich erlaubt ist, nur einen Teil der Willy-Brandt-Schülerinnen und -Schüler am Aurikelstieg zu unterrichten.

Auch mit den Leitungen der beiden Schulen stand Rösel in Kontakt, so die Stadt. „Während der Beratungen an einem ,Runden Tisch‘ konnten beide Schulgemeinschaften der Stadt und den Vertreterinnen und Vertretern der Schulaufsicht ihre Sicht der Dinge darlegen“, erklärte die Stadtverwaltung. Nun steht also fest: Die Horst-Embacher-Schule am Aurikelstieg wird reaktiviert. Im Sommer 2017 wurde sie mit der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark zusammengelegt, seitdem fand kein Schulunterricht mehr in dem Gebäude statt. Heute nutzen mehrere städtische Einrichtungen einen Teil der Räumlichkeiten, unter anderem die Musikschule.

Große Teile der Willy-Brandt-Schule in Norderstedt mussten kurzfristig gesperrt werden. Bei einer Überprüfung wurde festgestellt, dass die Tragfähigkeit der Zwischendecke nicht mehr gewährleistet. 13 Klassen, dazu Fachräume und die Schulsozialarbeit sind betroffen. Es könnte Monate dauern, bis der Schulbetrieb wieder ohne Einschränkungen stattfindet, da nun weitere Untersuchungen und im Anschluss Sanierungen durchgeführt werden müssen.
Große Teile der Willy-Brandt-Schule in Norderstedt müssen wahrscheinlich saniert werden. Die Ergebnisse einer Untersuchung stehen noch aus. © Christopher Mey | Christopher Mey

Bis Ende des Jahres sollen die Ergebnisse der Untersuchung des Willy-Brandt-Schulgebäudes vorliegen. Wahrscheinlich ist, dass der Altbau umfangreich saniert werden muss. Die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte werden auf lange Sicht also mit Einschränkungen leben müssen und womöglich für eine längere Zeit die Räume am Aurikelstieg beziehen.