Norderstedt. Wechsel an Aurikelstieg bleibt aber eine Option. Weitere Variante: Willy-Brandt-Schüler ziehen dorthin. Entscheidung steht noch aus.
Die Eltern dürften erleichtert sein: Ein Umzug der Grundschule Lütjenmoor in den Herbstferien ist zu den Akten gelegt. „Ich bin froh und zufrieden, dass die Entscheidung so gefallen ist“, sagt Schulleiterin Angelika Aust. Dass die 322 Grundschüler ihre gewohnten Räume in Norderstedt mit den Ferien verlassen, war durchaus eine Option bei der Frage, wie die Verantwortlichen darauf reagieren, dass die benachbarte Willy-Brandt-Schule zum Teil gesperrt werden musste.
13 Klassenräume, diverse Fachräume und die Räume für die Schulsozialarbeit dürfen nicht mehr betreten werden. Der Grund: Es konnte zumindest nicht ausgeschlossen werden, dass Gebäudeteile einstürzen könnten. Der Präsenzunterricht fällt aus und wird teilweise durch Home-Schooling ersetzt. Da profitieren Schüler wie Lehrer von den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie. Laut Schuldezernentin Kathrin Rösel sind rund 300 von 800 Schülern betroffen.
Grundschule Lütjenmoor: Umzug in den Herbstferien vom Tisch
Für sie sucht die Stadt nach einem anderen Lernort und sieht nur eine realistische Alternative: die Horst-Embacher-Schule zu reaktivieren. Die wird seit Sommer 2017 nicht mehr genutzt, sie wurde damals mit der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark zusammengelegt. Heute nutzen mehrere städtische Einrichtungen einen Teil der Räumlichkeiten, darunter die Musikschule.
Die Idee: Die komplette Grundschule zieht um in die ehemalige Schule am Aurikelstieg. Dann könnten Lehrer und Schüler der teilweise gesperrten Gemeinschaftsschule die Räume der Grundschule direkt nebenan nutzen. Als dieser Vorschlag öffentlich wurde, gab es massiven Protest der Eltern. Sie waren empört.
„Schüler sollen die Räume, die sie mit Herzblut geschmückt haben, wieder aufgeben“
Das sei überhaupt nicht nachvollziehbar. „Da sollen Kinder, noch dazu einer aufgrund der hohen Heterogenität gerade erst zur ,Perspektivschule 2034‘ gekürten Grundschule, ihre gewohnte Umgebung verlassen. Ihre Klassenräume, die sie mit viel Herzblut teilweise über Jahre geschmückt haben, aufgeben. Schulanfänger, die gerade angekommen sind, wieder verpflanzt werden, in ein trostloses Gebäude, das ja nicht grundlos leer steht“, sagte Christiane Rehländer, Mutter einer Viertklässlerin und Vorstand im Schulverein, gegenüber dem Abendblatt
Sie nannte noch weitere Gründe, warum der Umzug falsch wäre. „Viele kommen mit der U-Bahn zur Schule und gehen eigenständig durch den Park zur Schule – zum Aurikelstieg ist das nicht möglich. Mal ganz abgesehen davon, dass so ein Umzug mit all den Unterrichtsmaterialien, die es in der Grundschule nun einmal gibt, nicht von heute auf morgen erledigt sein wird.“
Stadt favorisierte zunächst den Umzug der Grundschüler in den Herbstferien
Statt dass die älteren Gemeinschaftsschüler zum Aurikelstieg kommen, sollen nun Sechs- bis Zehnjährige einen neuen Schulweg einüben, lautete weitere Kritik. Ein Umzug würde vor allem die Mädchen und Jungen in den vierten Klassen zusätzlich belasten. Anfang des Jahres sei eine Klasse aufgelöst, die Schüler auf die anderen vierten Klassen verteilt worden. Die nächsten Wochen seien für die Viertklässler entscheidend, da das nächste Zeugnis Grundlage für den Wechsel auf eine weiterführende Schule sei.
Die Stadt favorisierte zunächst den Umzug der Grundschüler in den Herbstferien. Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder versicherte auf Nachfrage: „Die sanitären Einrichtungen sind gut nutzbar, die Klassenräume auch.“ Insgesamt gibt es 18 Klassenräume, das würde für die 300 Kinder in zwölf Klassen ausreichen. „Auch die Ganztagsbetreuung würde mit umziehen.“ Das Mittagessen sei kein Problem, das Mobiliar würde mitgenommen.
Zieht nun ein Teil der Willy-Brandt-Schüler zur Horst-Embacher-Schule?
Wichtig sei, so Schmieder: „Die Klassenzüge bleiben zusammen, die Lehrer kommen mit. Wichtiger als die Räume sind die Menschen und die sicheren Wege.“ Sollte es auf den Aurikelstieg hinauslaufen, bliebe das auch bis Sommer 2025 so. „Die ziehen in diesem Schuljahr nicht mehr zurück.“
Am Montag nun tagte der „Runde Tisch“, um das Raumproblem zu lösen. Die beiden Schulleitungen, Vertreter und Vertreterinnen der Schulen, der Stadt und der Schulaufsicht von Kreis und Land, versuchten, eine Lösung zu finden. Angelika Aust, Leiterin der Grundschule Lütjenmoor, hatte offensichtlich so gute Argumente gegen einen Umzug in den Herbstferien, dass diese Alternative verworfen wurde.
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Gelöst ist das Problem damit aber noch nicht, der Umzug der Grundschüler an den Aurikelstieg bleibt für die Stadt grundsätzlich weiterhin eine Option. Die zweite Variante: ein Teil der Willy-Brandt-Schüler wechselt zur Horst-Embacher-Schule. „Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen“, sagt Rathaussprecher Bernd-Olaf Struppek. Innerhalb der kommenden Tage soll klar sein, wie die Situation an der Willy-Brandt-Schule entschärft werden kann. „Die Stadt wird sich dabei sehr eng nach den Empfehlungen vor allem auch des Bildungsministeriums richten“, sagt Struppek..