Norderstedt. Event auf der Ulzburger Straße ist das größte Norderstedter Freiluftfest. Diesmal gab es viel Kritik. Was die Veranstalter sagen.

  • Der Haushalt 2024/25 war nicht beschlossen, deshalb stand viel weniger Geld zur Verfügung.
  • Das Konzept „White Picknick“ war aus der Not geboren und kam bei vielen Besuchern nicht an.
  • Sollte man der Idee noch eine Chance geben? Die Meinungen gehen auseinander.

Ziemlich lange, ziemlich leere weiß gedeckte Tische: Das ist ein Bild, was wohl viele Besucher des diesjährigen Autofreien Straßenfestes in Erinnerung behalten werden. Das sonst sehr beliebte Event auf der Ulzburger Straße in Norderstedt war dieses Jahr kein voller Erfolg. Die extrem abgespeckte Variante, deren Kernelement ein „White Picknick“ war, funktionierte offenkundig nicht gut. Von Besuchern gab es viel Kritik. Nun wollen die Veranstalter beraten, was 2025 anders gemacht werden muss.

„Die Idee des Picknicks wurde leider nur sehr begrenzt angenommen“, sagt Henning Schurbohm. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Traditionsgeschäfts Elektro-Alster Nord und auch 1. Vorsitzender des Initiativkreises Ulzburger Straße (IKUS), der das Fest seit Jahren gemeinsam mit der Norderstedter Stadtverwaltung organisiert. Zwar habe es „einige toll dekorierte Tische“ gegeben, aber leider „viel zu wenige“ davon.

Nach Kritik: Was wird aus dem Autofreien Straßenfest?

Henning Schurbohm
Henning Schurbohm, Geschäftsführer von Elektro-Alster Nord und 1. Vorsitzender des Initiativkreises, der das Fest mit der Stadt organisiert. © FMG | Claas Greite

An den Besucherzahlen habe das nicht gelegen, sagt Schurbohm. „Es waren viele Menschen da, mehr, als wir erwartet hatten. Das war total erfreulich und hatte sicherlich auch etwas mit dem traumhaften Wetter am Sonntag zu tun.“ Aber die eigentlich charmante Idee des kollektiven Picknicks in Weiß, bei dem jeder etwas mitbringt, habe offensichtlich nicht gezündet.

Vielleicht, mutmaßt Schurbohm, hätten viele Besucher einfach nicht gewusst, was sie dieses Jahr erwartet – aus den vergangenen Jahren waren die Leute schließlich ein Fest mit viel Gastronomie, Ständen von Vereinen und vor allem dem bunten Movimiento-Straßenumzug gewohnt. Die diesjährige Änderung hätte man vielleicht „noch etwas besser kommunizieren müssen“, sagt Schurbohm selbstkritisch.

Besucher bemängelten geringes gastronomisches Angebot

Drehogel-Spieler Josef Jäger aus Bochum freute sich zwar, wenn die Kinder zu seiner Musik tanzten, war aber ansonsten enttäuscht vom Straßenfest.
Drehogel-Spieler Josef Jäger aus Bochum freute sich zwar, wenn die Kinder zu seiner Musik tanzten, war aber ansonsten enttäuscht vom Straßenfest. © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Aber vielleicht hatten viele auch einfach keine Lust, sich etwas mitzubringen und stattdessen auf Gastro-Stände gesetzt. Nur: Von diesen gab es dieses Jahr deutlich weniger, da das Festkonzept ja gerade auf die Eigeninitiative der Gäste setzte. Das war dann auch der Hauptkritikpunkt, der bei den Veranstaltern ankam: „Wir sammeln gerade noch Feedbacks. Aber eines ist auf jeden Fall, dass es zu wenige gastronomische Angebote gab“, sagt Schurbohm.

Wahr ist natürlich: Das Konzept eines abgespeckten Festes mit dem White Picknick war eher aus der Not geboren. Es fehlte diesmal schlicht das Geld, weil sich die Beratungen über den städtischen Doppelhaushalt 2024/25 immer weiter in die Länge zogen. Die Verwaltung konnte keine Aufträge vergeben, etwa an eine Eventagentur, deshalb stand das Straßenfest im Januar komplett auf der Kippe.

Noch in dieser Woche soll es ein „Rückschau-Gespräch“ geben

Ende März war dann der Haushalt beschlossen, aber für Vieles, was die Organisatoren gerne gehabt hätten, war es längst zu spät. Die Politik machte aus der Not eine Tugend, der zuständige Umweltausschuss ließ die Verwaltung – genauer gesagt, die Stabsstelle „Nachhaltiges Norderstedt“ – ein Alternativkonzept erarbeiten, mit einem Kostendeckel von 60.000 Euro. Und um ein Drittel verkürzt werden musste die Veranstaltungsfläche auch, wegen einer Baumaßnahme.

Die Straßensperrung war offenbar nicht so ein Problem, „für dieses Jahr war das O.K.“, sagt Henning Schurbohm. Aber beim White Picknick müsse man überlegen, „ob das in dem Format noch einmal geht.“ Noch in dieser Woche werde sich der IKUS mit Vertretern der Stadtverwaltung zusammensetzen, für ein „Rückschau-Gespräch.“

„Müssen überlegen, ob wir mit dem jetzigen Budget die Menschen erreichen“

Den Gesprächen wolle er nicht vorgreifen, sagt Schurbohm. Aber es ist wohl abzusehen, dass es dort auch um Geld gehen wird: „Wir müssen, gemeinsam mit der Stadt als gutem Partner, überlegen, ob wir mit dem jetzigen Budget die Menschen erreichen.“

Bei der Stadtverwaltung wollte man sich noch nicht über das Straßenfest äußern: „Für eine Aussage zum Autofreien Straßenfest der Zukunft ist es aus Sicht der Stadt, zwei Tage nach der Veranstaltung, viel zu früh“, sagte am Dienstag Stadtsprecher Bernd-Olaf Struppek.

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Immerhin haben jetzt alle Beteiligten viel Zeit, die richtigen Schlüsse für 2025 zu ziehen. Vielleicht setzt man dann ja wieder auf das bewährte Konzept, mit der Ulzburger Straße als lateinamerikanischer „Movimento“-Partymeile – sofern diesmal rechtzeitig Geld dafür zur Verfügung steht.

Was die Grünen-Politikerin Ingrid Betzner-Lunding sagt

Ingrid Betzner-Lunding (Grüne), Vorsitzende des Umweltausschusses, möchte das Konzept des „White Picknicks“ noch nicht zu den Akten legen: „Ich glaube, es war ein gutes Konzept, mit wenigen Mitteln etwas zu realisieren. Vielleicht sollte man der Idee noch eine Chance geben, zu wachsen.“

Sie könnte sich vorstellen, mit dem Konzept auch 2025 noch einmal ins Rennen zu gehen, aber dann das Fest besser finanziell auszustatten. Die Rahmenbedingungen dafür könnten diesmal erfüllt sein: „Ich bin zuversichtlich, dass wir den Haushalt diesmal schneller beschließen und dieses Jahr damit fertig werden.“